DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bücherverbrennung Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurden alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens möglichst gleichgeschaltet. Nach der Säuberung des öffentlichen Dienstes gemäß dem "Gesetz zur Wiederherstellung der deutschen Berufsbeamtentums" ging es auch darum, die öffentlichen Bibliotheken von Büchern mit "undeutschem Geist" zu säubern.

Die Darmstädter Stadtbibliothek begann schon Anfang März 1933, also als noch ein demokratisch gewählter Oberbürgermeister im Amt war, mit dieser "Säuberung". Auch die Bevölkerung wurde durch Anschläge und Anzeigen aufgefordert, "Schmutz-, Schund- und linkspolitische Tendenzschriften" abzuliefern. Höhepunkte dieser Aktionen waren öffentliche Bücherverbrennungen.
Flugblatt 1933, Wider den undeutschen Geist Flugblatt
Am 10. Mai 1933 fanden in vielen Hochschulstädten öffentliche Bücherverbrennungen statt. Verbrannt wurden solche Bücher, die von den Nationalsozialisten als "Schriften und Bücher der Unmoral und Zersetzung" geschmäht wurden. An der Durchführung dieser Aktionen standen in vorderster Linie die "Deutschen Studentenschaften", der Zusammenschluß der Allgemeinen Studentenausschüsse der Hochschulen.

Die Bücher der von den Nazis verfemten Schriftsteller wurden von Vertretern der "Deutschen Studentenschaften" aus Büchereien und Bibliotheken entfernt.

Mit der Verbrennung - "... dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen" (Heinrich Heine) - begann auch die Verfolgung dieser Schriftsteller. Insgesamt verfielen ca. 12.400 Titel der Ächtung.

Eine - sicherlich unvollständige Liste der verbrannten Bücher finden Sie hier.

Dies waren die Autoren der verbrannten Bücher (unvollständig).

In diesen Orten wurden Bücher verbrannt.

Dies waren die "Feuersprüche", mit denen die Verbrennung kommentiert wurde.

Am 21. Juni 1933 zog die Darmstädter NS-Studentenschaft zu einer Sonnenwendfeier am Bismarckturm und von dort im Fackelzug zum Mercksplatz, wo sie eine große Bücherverbrennung durchführten. Das Darmstädter Tagblatt vom 22. Juni 1933 berichtete von "Tausenden", die der Feier am Bismarckturm beiwohnten. Und trotz strömenden Regens hätten sich auf dem Mercksplatz "zahlreiche deutsche Volksgenossen eingefunden".

"Aus der Landeshauptstadt - Wider den undeutschen Geist", Aufruf der Darmstädter Studentenschaft im Darmstädter Tagblatt vom 16.6.1933

Dipper, aus dessen Aufsatz auch die obigen Zitate stammen, nennt im Zusammenhang mit der Bücherverbrennung und dem Boykott unliebsamer Professoren und Dozenten Karl Emil Lieser, der später Rektor der Technischen Hochschule wurde, den ehemaligen TH-Assistenten Dipl.-Ing. Otto Kopp, der "Technischer Bürgermeister " der Stadt Darmstadt war und Heinz Hackert, den Führer der Darmstädter Studentenschaft.

Im Mai 1983 wurde in der Bert-Brecht-Schule eine Wanderausstellung über die Bücherverbrennung eröffnet, und im Theaterfoyer diskutierten Wissenschaftler über dieses Fanal des Ungeistes.

Im Juni 2003 hat die Stadt, auf Anregung von Schülern der Viktoriaschule, eine vor dem Jugendstilbad auf dem Mercksplatz in den Boden eingelassene Gedenkplatte enthüllt, die an die Bücherverbrennung vor 70 Jahren erinnert.

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