DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Faust, Martin (27.1.1901 Hemau/Bayern - 9.11.1923 München/Feldherrnhalle) gehörte zu jenen 16 Nationalsozialisten, die am 9. November 1923 beim Marsch zur Feldherrnhalle, dem sogenannten "Hitler-Putsch", getötet wurden.

Faust absolvierte eine Lehre als Kaufmann, besuchte anschließend eine Handelsschule und meldete sich 1918 als Freiwilliger bei der Kriegsmarine. Er erhielt dort eine seemännische Ausbildung. Nach der Kapitulation und einer Internierung in England kehrte er Ende 1919 nach Deutschland zurück.

Gedenktafel Martin Faust
Frühere Gedenktafel an der Gaststätte "Martinsglöckchen"
(heute: Kneipe "Gastspielhaus") in der Heinheimer Straße 53 [3]

Nach Tätigkeiten im Bergwerk und als Bankbeamter kam er Ende 1921 nach Darmstadt und wohnte bei dem Gastwirt und Nationalsozialisten Heinrich Lotz im "Martinsglöckchen" (heute: Kneipe "Gastspielhaus"), einer Gastwirtschaft in der Heinheimer Straße 53 an der Ecke zum Riegerplatz und arbeitete bei der "Deutschen Bank und Discontogesellschaft" am Luisenplatz 7.

Laut Melderegister der Stadt Darmstadt meldete sich Faust am 1.12.1921 in Darmstadt als Untermieter bei Lotz in der Heinheimer Straße 53, 1. Stock an. Unter "Stand und Beruf" war "Bankangestellter" eingetragen.

"Eifrig besuchte er in Darmstadt die nationalsozialistischen Versammlungen der Kampfzeit" schrieb die nationalsozialistische "Hessische Landeszeitung" im November 1936.

Anfang 1923 kehrte er nach München zurück, arbeitete angeblich bei einer Bank und warb eifrig für die nationalsozialistische Weltanschauung.

Am 9. November nahm er als Zugführer der "Reichskriegsflagge" am Marsch auf die Feldherrnhalle teil, wo er bei einem Schusswechsel schwer verletzt wurde und an deren Folgen er starb.

Hitlers "Mein Kampf" (z. B. Ausgabe 1941) enthielt eine als Todesanzeige gestaltete Seite, die den sechzehn "toten Helden", die namentlich genannt werden, gewidmet war.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde an der Feldherrnhalle eine Gedenktafel für diese "Helden" angebracht. Viele deutsche Städte benannten Straßen nach Martin Faust.

Der "Erste Baumeister des Führers", Paul Ludwig Troost, der in Darmstadt studiert hatte, war an der Gestaltung des "Ehrenmals für die Gefallenen des Hitlerputsches von 1923, München" beteiligt, auf deren Inschrift auch Martin Faust aus Darmstadt gedacht wird.

In Darmstadt fand zum Beispiel am 9. November 1937 in den "Räumen der Disconto-Gesellschaft, deren Angestellter in Darmstadt Martin Faust eine Zeitlang war ... ein Betriebsappell statt."

Am Haus des Parteigenossen Heinrich Lotz in der Heinheimer Straße 53, der Gaststätte "Martinsglöckchen", wurde eine Erinnerungstafel angebracht und jedes Jahr fand eine Weihestunde auf dem Riegerplatz statt (siehe Abbildung). Das "Martinsglöckchen" gab es bis in die 1990er Jahre. Heute befindet sich in dem Gebäude die Kneipe "Gastspielhaus".


Q: [1] [2] [3] [4] [5], Abbildung: [3]

 

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