DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Feick, Gustav (31.3.1904 Darmstadt-Eberstadt - 23.2.1983 Darmstadt) war nach dem Zweiten Weltkrieg Stadtkämmerer der Stadt Darmstadt.

Gustav Feick, Anklageschrift 1933
Anklageschrift des Rektors Krieck 1933 [2]

Feick besuchte von 1920 bis 1922 das Realgymnasium in Darmstadt und legte dort auch im Frühjahr das Abitur ab. Danach war er bis Frühjahr 1926 Lehrling und Angestellter bei der Chemischen Fabrik Merck in Darmstadt. Von 1926 bis 1930 studierte er an der Frankfurter Universität Nationalökonomie und promovierte dort zum Dr. rer. pol. mit dem Dissertationsthema "Die Kleinrentnerfrage im Deutschen Reich und Österreich" (1.8.1932).

Anschließend war er bei der Hermes Kreditversicherungsbank in Frankfurt (November 1930 - Oktober 1931) und als Vermögensberater bei Weil Hermanos in Berlin (November 1931 - Herbst 1933) tätig. Bis 1942 arbeitete er als Schriftleiter in Berlin (April 1933 - Juni 1934), als Vermögensberater in Berlin (Juli 1934 - Mai 1939), als Referent in der volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank in Berlin (Juni 1939 - November 1941) und von Dezember 1941 bis Mai 1942 beim Reichskommissar für Preisbildung.

Von Mai 1942 bis November 1945 war er Wehrmachtsangehöriger, und nach Kriegsende kam er in Kriegsgefangenschaft. Vom Dezember 1945 bis Oktober 1946 war er als Dolmetscher bei englischen Einheiten in Wuppertal tätig.

In einem Dokument des Rektors der Frankfurter Universität, Krieck, vom 12.7.1933, mit dem er den Ausschluss von fünf Studenten und zwei Studentinnen aus politischen Gründen verfügt, werden weitere elf Studenten und vier Studentinnen namentlich erwähnt, die sich "während ihrer Zugehörigkeit zur Frankfurter Universität ... in kommunistischem Sinn betätigt" hätten. Darunter befand sich auch Gustav Feick aus Eberstadt.

Vor 1933 gehörte Feick der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SAP) an, 1932 hatte er sie gewählt, im März 1933 wählte er jedoch die SPD. In der NS-Zeit gehörte Feick von 1933 bis 1944 der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und von 1936 bis 1944 der NSV an, beides mal ohne Funktionen.

Im Fragebogen der Militärregierung gibt Feick an, evangelischen Glaubens gewesen zu sein, aber ab 1939 "ggl." (gottgläubig) gewesen zu sein. Dies gab er auch im "Personalbogen für die bei der Stadt Darmstadt beschäftigten Beamten, Angestellten und Arbeiter" mit Datum 4. November 1946 an.

In Fragebogen der Militärregierung heißt es "Ich war damals überzeugter Marxist". Und weiter in einem Zusatz zur Frage 11 des Entnazifizierungsfragebogens:

"In den Jahren 1926/28 habe ich in einer Reihe von Beiträgen zu Fragen der Arbeiterbewegung in der Zeitschrift "Die Einheit", die sich die Propagierung der Einheitsfront zwischen sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern zum Ziel gesetzt hatte, Stellung genommen."

Feick wurde 1946 zum Kämmerer der Stadt Darmstadt gewählt und übte dieses Amt bis zum 31.8.1956 aus, da er anschließend als Staatssekretär ins Hessische Finanzministerium wechselte. Von 1957 bis 1960 war er Präsident der Hessischen Brandversicherungskammer in Darmstadt und schließlich bis 1968 Kämmerer der Landeshauptstadt Wiesbaden. Von 1954 bis 1958 gehörte Feick dem Hessischen Landtag an.

Feick wohnte in Darmstadt im Heinrich-Rinckweg 5 (1947), in der Hobrechtstraße 47 (1956) und der Dieburger Straße 232 (1959)

Wegen seiner Mitgliedschaft in den NS-Organisationen NSV und DAF, seiner Tätigkeit bei der Dresdner Bank in Berlin und beim Reichskommissar für Preisbildung in Berlin ist eine Einordnung als Verfolgter/Widerstandskämpfer oder NS-Affiner schwer. Dennoch ist seine Biografie - von angeblicher kommunistischer Aktivität und dem Eingeständnis, ehemals überzeugter Marxist gewesen zu sein, bis hin zu seiner jahrzehntelangen Mitgliedschaft in der SPD und seinem kommunal- und landespolitischen Engagement interessant.


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