DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Felmy, Hellmuth
Urteil gegen Hellmuth Felmy und andere Kriegsverbrecher (1948)
Urteil gegen Hellmuth Felmy und andere Kriegsverbrecher (1948) [12]
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(28.5.1885 Berlin - 14.12.1965 Darmstadt) war ein bekannter General der Flieger im Zweiten Weltkrieg. Er wurde 1948 in Nürnberg als Kriegsverbrecher zu 15 Jahren Haft wegen seiner Beteiligung an Kriegsverbrechen in Griechenland verurteilt und in Landsberg inhaftiert. Später wurde die Strafe auf zehn Jahre reduziert (siehe Abbildung). Bereits am 15. Dezember 1951 - also nach ca. drei Jahren Haft - wurde er entlassen.

Reduzierung der Strafe
Reduzierung der Strafe von 15 auf 10 Jahre [14]
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Nach dem Besuch der höheren Schule trat Felmy in die Armee (Infanterie) ein. Der Zeitpunkt hierfür variiert in den Quellen von 1903 bis 1905. 1912/1913 begann er eine Fliegerausbildung und war im Ersten Weltkrieg Führer von Fliegerabteilungen. 1914 war er mit einer Fliegerabteilung an der Ostfront und von 1916 bis 1918 auch in Palästina und auf dem Golan eingesetzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er in die "kleine" Reichswehr übernommen und war dort an der Schaffung einer neuen Luftwaffe beteiligt.

In der NS-Zeit setzte Felmy seine Karriere zielstrebig fort. War er 1905 zum Leutnant, 1913 zum Oberleutnant, 1914 zum Hauptmann, 1927 zum Major und 1933 zum Oberst befördert worden, folgten nun die Beförderungen im Jahresrhythmus: 1.1.1936 Generalmajor, 20.4.1937 Generalleutnant, 4.2.1938 General der Flieger.

In einer Quelle werden seine Sympathien zu den Nazis als eingeschränkt beschrieben. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, sich mit aller Kraft für die Erreichung der Kriegsziele der Nazis einzusetzen und auch 1940 der NSDAP beizutreten.

1940 wurde er wegen einer Fehlhandlung seiner Untergebenen kurzzeitig entlassen, aber bereits nach etwa einem Jahr wieder reaktiviert.

Befehl Sühnemaßnahmen
Befehl General Felmys vom 1. Juli 1943 zur Durchführung
von "strengsten Sühnemaßnahmen" [13]
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Ab 1941 war er - wohl mit Unterbrechungen - in Griechenland eingesetzt. Für seinen Einsatz im Krieg erhielt er noch am 16. Januar 1945 das "Deutsche Kreuz" in Gold verliehen.

Hans-Peter Klausch erwähnt in der Biografie über den Braunschweiger Antifaschisten Hermann Bode mehrmals General Felmy. Aus seiner Veröffentlichung ist der nebenstehende Befehl Felmys vom 1. Juli 1943 zur Durchführung von "strengsten Sühnemaßnahmen" entnommen (siehe Abbildung unten).

Das Nürnberger Gericht verurteilte ihn 1948 wegen seiner Beteiligung an Kriegsverbrechen in dieser Zeit in Griechenland (siehe Abbildung oben).

Um 1955 muss Felmy nach Darmstadt gezogen sein, denn das Darmstädter Adressbuch von 1956/57 verzeichnet "Felmy, Hellmuth, General a. D., Osannstraße 7". Im Adressbuch 1966/67 (bis 1972/73) lautet dann der Eintrag "Felmy, Hellmuth, Ww." Hier handelte es sich wohl um seine Ehefrau Helene, geborene Boettcher.

Felmy war auch seit 1964 Mitglied der Clausewitz-Gesellschaft, einem Verein von aktiven und ehemaligen Offizieren im Generalstabs- und Admiralstabsdienst. In einer Veröffentlichung der Gesellschaft wurde er als Ehrenmitglied genannt. In einem Schreiben vom 3. April 2014 macht der Präsident der Gesellschaft auf eine veränderte Haltung aufmerksam: "Den in der Chronik unserer Vereinigung aus Gründen der historischen Ehrlichkeit erwähnten ehemaligen Generale und Admirale der Wehrmacht, denen Mitte der Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde, die aber inzwischen erloschen ist, würde gemäß der heute gültigen Satzung keine Ehrenmitgliedschaft verliehen".

In Darmstadt war Felmy später laut Wikipedia Vorsitzender einer Traditionsgemeinschaft "Alte Adler".

Hellmuth Felmy wurde auf dem Alten Friedhof in Darmstadt begraben.

Felmy ist der Vater des Schauspielers Hansjörg Felmy (1931-2007), der sich Anfang der 1980er Jahre an den Protesten gegen die Nachrüstung beteiligt hat.


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