DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Fuhr, Otto (21.2.1896 Niederzwehren - 22.4.1968 Kassel) war als Historiker Anfang 1933 stellvertretender Leiter der Darmstädter Stadtbibliothek. In dieser Eigenschaft "säuberte" er bereits im März 1933 die Stadtbibliothek von Büchern und Schriften, die später von den Nationalsozialisten verboten und verbrannt wurden.

Fuhr hatte 1924 in Göttingen mit einer Arbeit über "Die Lyrik Ernst Kochs - Ein Beitrag zur hessischen Literaturgeschichte" promoviert.

1929 erscheint sein Name erstmals im Darmstädter Adressbuch "Fuhr, Otto, Dr. phil. Bibliothekar, Alexandraweg 14". In jenem Haus wohnte auch der Goldschmied Julius Bümler. 1930 verzeichnet das Adressbuch seine Wohnung mit Landgraf-Georg-Straße 146, ab 1940 die Heinrich-Fuhr-Straße 73, wo er als Eigentümer vermerkt ist. Ab 1935 wird er als "Leiter der staatlichen Landesstelle für das Büchereiwesen in Hessen" in den Adressbüchern geführt. Dies war er bis Ende des Krieges, auch im Adressbuch von 1942 wird er noch so geführt.

1951 ernennt die Stadt Kassel Fuhr zum Direktor der Volksbücherei, was er bis zur Pensionierung 1961 blieb. Zu seinen Ehren wurde hat die sozialdemokratisch regierte Stadt Kassel eine Straße nach ihm benannt, die Otto-Fuhr-Straße.

Auf schriftliche Nachfrage der Autoren bei der SPD-Fraktion in Kassel im August 2017 (die ja nach 1945 für viele Jahre die Kommunalpolitik Kassels bestimmte) "ob der Stadt Kassel seine Biografie vor seiner Berufung 1951 bekannt war und auf wessen Initiative und wann die Straßenbenennung vorgenommen wurde", wurde bekannt, dass die Otto-Fuhr-Straße in Niederzwehren durch Magistratsbeschluss vom 22. Dezember 1969 so benannt wurde. Die Benennung sei auf Wunsch des Verwaltungsausschusses Niederzwehren (heute Ortsbeirat) erfolgt. Der Vorschlag stamme vom Heimatverein Dorothea Viehmann Kassel-Niederzwehren e.V. vom 10. Juni 1969. Grund für den Vorschlag sei der "tragische" Tod von Otto Fuhr gewesen, der Vorsitzender des Heimatvereins gewesen war. In der Niederschrift des Verwaltungsausschusses Niederzwehren zum Benennungswunsch heißt es, dass Otto Fuhr langjähriger Leiter der Stadtbibliothek gewesen sei und "sich durch die Erhaltung des Märchengutes der Brüder Grimm und Dorothea Viehmann über Kassel hinaus einen Namen gemacht habe". Als weiterer Verdienst wurden Otto Fuhrs Beiträge zur Heimatforschung genannt. Inwieweit seine Vergangenheit bekannt gewesen sei, sei nicht mehr nachzuvollziehen. Auch ob er Mitglied der SPD gewesen sei, konnte nicht mehr festgestellt werden.


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