DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Hammann, Wilhelm (25.2.1897 Biebesheim - 26.7.1955 Rüsselsheim) war hessischer Lehrer, Hessischer Landtagsabgeordneter, Widerstandskämpfer, Kommunist und Landrat in Groß-Gerau.

Hammann, Sohn einer Hebamme und eines Eisenbahners, besuchte nach der Realschule das Lehrerseminar in Alzey und legte 1916 die Schulamtsanwärter-Prüfung ab und wurde anschließend als Soldat eingezogen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Mitglied der USPD und deren Vorsitzender in Groß-Gerau. Mitte des Jahres 1919 trat er er zur KPD über. Im Jahr 1920 legte er das Staatsexamen für Lehrer ab und war bis 1931 Volksschullehrer in Wixhausen. 1927 wurde er Vorsitzender im KPD-Unterbezirk Darmstadt und Abgeordneter des Hessischen Landtags, dem er bis 1933 angehörte.

In einem Dokument der sogenannten Leuschner-Polizei war festgehalten, dass am 27. Februar 1930 zwei Darmstädter Kommunisten am Nordbahnhof ein 3 Meter breites rotes Tuch aufgestellt hatten mit der Aufschrift: "Erwerbslose und Betriebsarbeiter kämpfen gemeinsam". Nach Hammann habe der bei Opel entlassene polizeibekannte ("P.b.") Betriebsrat Vollhardt aus Dornberg über die Vorgänge bei Opel gesprochen.

Im April 1933 wurde Hammann verhaftet und von SA-Schergen vom Bahnhof Darmstadt bis zum Gefängnis getrieben und dabei immer wieder verprügelt. Nach wenigen Tagen wurde er aus dem Gefängnis entlassen, 1935 jedoch erneut verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und nach Strafverbüßung in das KZ Buchenwald überführt. Dort wurde er erst 1945 befreit.

Im Mai 1945 konnte er zu seiner Familie nach Groß-Gerau zurückkehren und wurde wieder aktiver KPD-Funktionär. Im Juli 1945 setzten ihn die US-Amerikaner als Landrat des Kreises Groß-Gerau ein. Nach Differenzen mit der US-Besatzungsmacht wurde er im Dezember 1945 verhaftet. Der Vorwurf lautete Behinderung der Alliierten. Trotz Freispruchs im Februar 1946 wurde er nicht wieder als Landrat eingesetzt. Am 22. März 1946 wurde er erneut von der Militärpolizei wegen angeblicher enger Verbundenheit mit der SS verhaftet. Dies hatten vier ehemalige Buchenwald-Häftlinge ausgesagt. Dem widersprachen ehemalige Buchenwald-Häftlinge aus ganz Europa, darunter auch Eugen Kogon. Trotzdem war er 14 Monate in Dachau zusammen mit NS-Verbrechern Ilse Koch (Frau von Karl Koch) u. a. inhaftiert. Erst im Mai 1947 bescheinigte ihm die Anklagebehörde seine "vollkommene antifaschistische Einstellung und seine Unbescholtenheit", was ihm die Freiheit bescherte.

Danach war Hammann als KPD-Sekretär der Bezirksleitung Hessen tätig. Hammann starb bei einem Autounfall. Sein Grab befindet sich auf dem Groß-Gerauer Friedhof. Ein Bündnis aus mehreren Gruppen und Personen hat gefordert, dass Hammanns Gedenkstätte von der Stadt Groß-Gerau zu einem Ehrengrab bestimmt wird [4]. Dieser Forderung wurde 2020 von Seiten der Stadtverordnetenversammlung Groß-Gerau teilweise entsprochen: Das Grab wird nun gepflegt. [5].

1984 ehrte ihn die israelische Gedenkstätte Yad Vashem posthum für die Rettung von 159 jüdischen Kindern und Jugendlichen im KZ Buchenwald mit dem Titel "Gerechter unter den Völkern".


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