DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Schicksale jüdischer Anwälte im Landgerichtsbezirk Darmstadt

Anmerkungen von Herrn Hans Bergemann, Berlin, August 2012:

Die hier vorgestellten Kurzbiographien sind 2001 für die Ausstellungsstation Darmstadt der Wanderausstellung "Anwalt ohne Recht" zusammengestellt worden. Die Wanderausstellung wird von der Bundesrechtsanwaltskammer und dem Deutschen Juristentag veranstaltet (in Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Rechtsanwaltskammer Frankfurt a. M.). Für die Ausstellungsstation wurde der gesamte Landgerichtsbezirk Darmstadt einbezogen, insbesondere also auch Anwälte aus Offenbach. Nachstehend werden nur die Kurzbiographien der in Darmstadt ansässigen Anwälte aufgeführt.
Bei Karl Heß und Benno Joseph sind auch die Texte der Ausstellungstafeln dokumentiert, die ihr Schicksal ausführlicher darstellen. Sie basieren auf dem Recherchestand vom Februar 2001. Im Falle von Benno Joseph fehlt daher eine Information, die erst später eingegangen ist: seine Verschleppung in das KZ Buchenwald nach der Pogromnacht im November 1938.
Die Texte aller Ausstellungstafeln sind mit Fotos und Dokumenten veröffentlicht in: Bundesrechtsanwaltskammer (Hrsg.), Anwalt ohne Recht. Schicksale jüdischer Anwälte in Deutschland nach 1933, Berlin 2007, S. 68-77.


Anmerkung der Autoren (DFG-VK-Darmstadt):

Die nachfolgenden Texte von Hans Bergemann wurden durch wenige Angaben aus den Adressbüchern der Stadt Darmstadt der Jahre 1933, 1935, 1937, 1939 ergänzt. Herrn Bergemann danken wir für die Überlassung der Texte und seiner Zustimmung, sie auf unserer Homepage und später als Print zu veröffentlichen.


1933 waren in Darmstadt 20 Rechtsanwälte ansässig, die als Juden oder wegen ihrer jüdischen Herkunft nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten von Ausgrenzung und Verfolgung betroffen waren.
Drei Rechtsanwälte mussten im Mai 1933 ihren Beruf als Rechtsanwalt aufgeben, da sie nicht unter die Ausnahmeregelungen des "Gesetzes über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft" vom 7. April 1933 fielen.
Zwischen Mai 1933 und November 1938 wurde die Zulassung für acht weitere Anwälte "gelöscht".
Das allgemeine Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte im November 1938 traf neun Anwälte. Rechtsanwalt Benno Joseph war als einziger noch darüber hinaus anwaltlich tätig. Von Dezember 1938 bis zur Deportation im Februar 1943 arbeitete er als einziger "Konsulent" im Landgerichtsbezirk Darmstadt, ausschließlich für die rechtliche Vertretung von Juden zugelassen.

11 der 20 Rechtsanwälte gingen in die Emigration. Zwei von ihnen nahmen sich im Exil das Leben. Nur ein Anwalt kehrte nach 1945 zeitweise nach Darmstadt zurück.
Zwei Rechtsanwälte starben in Darmstadt 1936 bzw. 1942. Ein Anwalt beging im Oktober 1933 Suizid.
Vier Rechtsanwälte wurden im KZ oder Vernichtungslager ermordet.
Für zwei Anwälte konnte das weitere Schicksal noch nicht ermittelt werden.

 
Justizrat Dr. Hugo Bender (5. Januar 1863 Blieskastel - 18. Mai 1941 Hampstead, Großbritannien)
Büro: Darmstadt, Casinostr. 8
Wohnung: Darmstadt, Heinrichstr. 43

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1890; 1913-1933 im Vorstand der Hessischen Rechtsanwaltskammer, 1925-1933 deren Vorsitzender; die Zulassung als Rechtsanwalt wird 1936 auf eigenen Antrag aus nicht bekannten Gründen gelöscht; Mitte 1939 Emigration nach Großbritannien; im Juni 1940 ausgebürgert.


Dr. Friedrich (Fritz) Freund (4. Januar 1898 Darmstadt - 18. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert)
Anschrift: Darmstadt, Bismarckstr. 37

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1924; kann als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg ("Frontkämpfer") nach April 1933 weiter praktizieren; Zulassung Ende 1937 auf eigenen Antrag wegen Umzugs nach Berlin gelöscht; nach der Pogromnacht bis zum 14. Dezember 1938 in das KZ Sachsenhausen verschleppt; am 26. Januar 1943 von Berlin nach Theresienstadt deportiert, von dort am 18. Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt.


Dr. Karl Heß (13. Januar 1900 Darmstadt - 15. April 1975 Porto Allegre, Brasilien)
Anschrift: Darmstadt, Fiedlerweg 1

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1926; April 1933 Berufsverbot; Sommer 1933 Emigration nach Frankreich, dann nach Brasilien; im November 1940 ausgebürgert; in Brasilien als selbständiger Kaufmann und in den 50er Jahren für sechs Jahre als Leiter der Zweigstelle der United Restitution Organization tätig; 1954 Wiederannahme der deutschen Staatsbürgerschaft; Mitte 1963 Rückkehr nach Darmstadt; bis 1968 als juristischer Mitarbeiter im Rechtsamt der Stadt Darmstadt tätig; 1973 Rückkehr nach Brasilien.

"Ich bin nicht als Jude zurückgekommen, sondern als jüdischer Deutscher, der Hitler nicht den Triumph lassen wollte, ihm seine Heimat geraubt zu haben.” (Karl Heß im Darmstädter Echo, 1965)
 
Geboren und aufgewachsen in Darmstadt, legte Karl Heß 1918 das Abitur am Alten Realgymnasium ab. Jurastudium in Gießen und Promotion in Heidelberg, die er 1923 mit "magna cum laude” abschloss. 1926 ließ er sich als Rechtsanwalt in Darmstadt nieder. Seine Anwaltspraxis hatte bald einen guten Ruf. Der Rechtsanwalt Karl Heß war bekannt für seine Eloquenz und sein menschliches Einfühlungsvermögen. Bekanntheit in der Stadt erlangte er auch durch sein Engagement bei dem Sportverein SV 1898. Ab 1924 war er stellvertretender Vorsitzender, von 1928 bis 1933 Vorsitzender des Vereins.
Karl Heß musste bereits Ende April 1933 seinen Beruf als Rechtsanwalt aufgeben. Er gehörte zu den acht jungen Anwälten im Landgerichtsbezirk Darmstadt, denen nach dem ”Gesetz über die Zulassung zur Anwaltschaft” vom 7. April 1933 Berufsverbot erteilt wurde. Karl Heß entschied sich bald, Deutschland zu verlassen. Im Sommer 1933 ging er zusammen mit seiner Frau nach Südfrankreich. Zu seiner damaligen politischen Einschätzung sagte er 1965: "Ich wollte nicht auswandern, weil ich einfach nicht glaubte, dass Hitler sich so lange halten konnte.” Aus dem Auslandsaufenthalt wird für ihn und seine Frau ein dreißigjähriges Exil. Angesichts der schwierigen Lebenssituation in Frankreich suchten sie Zuflucht in einem anderen Land und gingen nach Brasilien. Dort bestritten er und seine Frau den Lebensunterhalt für die Familie über zwanzig Jahre lang mit einem kleinen Geschäft. Dann konnte Karl Heß wieder als Jurist arbeiten: Für sechs Jahre leitete er die Zweigstelle der United Restitution Organization in Rio de Janeiro. In dieser Funktion vertrat er Entschädigungsforderungen von Verfolgten des Nationalsozialismus.
Nachdem Karl Heß und seine Frau 1940 vom Deutschen Reich ausgebürgert worden waren, nahmen beide 1954 die deutsche Staatsbürgerschaft wieder an. 1955 besuchte er erstmals wieder seine alte Heimatstadt. 1963 entschloß er sich, trotz großer innerer Vorbehalte, zusammen mit seiner Frau nach Darmstadt zurückzukehren. In Darmstadt war er von 1963 bis 1968 als juristischer Mitarbeiter im Rechtsamt der Stadt tätig. 1973 kehrte er erneut nach Brasilien zurück, um seinen Lebensabend in der Nähe der Familie seines Sohnes zu verbringen.


Benno Joseph (3. November 1885 Darmstadt - 15. Januar 1944 KZ Theresienstadt)
Anschrift: Darmstadt, Heinrichstr. 64, zuletzt Artilleriestr. 4

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1912; im November 1938 nach der Pogromnacht in das KZ Buchenwald verschleppt; November 1938 Berufsverbot als Anwalt; ab Dezember 1938 bis zur Deportation am 10. Februar 1943 als einziger "Konsulent" zur rechtlichen Vertretung der jüdischen Bürger und Bürgerinnen im Landgerichtsbezirk Darmstadt tätig. In der Artilleriestraße befand sich die Klinik des jüdischen Arztes Dr. Max Rosenthal.

Benno Joseph, seit 1912 als Rechtsanwalt in Darmstadt niedergelassen, war einer der angesehensten Anwälte in der Stadt.
"Da stand nun der kleine, etwas schmächtige Mann mit dem dichten schwarzen Haar und dem olivfarbenen Teint seines vornehmen Gesichts mit den klugen Augen. Er war zwar kein donnernder Redner, kein Tribun des Gerichtssaals, aber was er sagte, war exakt, gescheit, transparent, es war klar disponiert und traf immer das Wesentliche. Ein Jurist von hohen Graden, der genauso gut Professor für bürgerliches Recht, Handelsrecht oder Zivilprozessrecht hätte sein können. Mit gemessenen Gesten unterstrich er das Gesagte. Noch genussreicher war es, seine Schriftsätze zu lesen. Da war nichts zu lang, nichts wiederholte sich. Sie waren geschliffen, präzis, konzentriert und in bestem Deutsch geschrieben. Benno Joseph war aber trotz seiner glänzenden Fähigkeiten, die ihn aus dem Kreis der Juristen weit hervorragenden ließen, nie überheblich, sondern von einer stets gleichbleibenden Noblesse und Ritterlichkeit. Er war kein Sklave des Gesetzes, sondern ein freier Diener des Rechts und der das Recht fordernden Menschen. Die Harmonie von Gesetz und Recht war sein Leitbild. Er war ein wahrhafter Wächter.” - so Dr. Ludwig Engel, 1951 bis 1971 Oberbürgermeister von Darmstadt, über Benno Joseph.
Benno Joseph konnte als sogenannter "Altanwalt”, der vor dem 1. August 1914 zugelassen worden war, auch nach April 1933 weiter seinen Beruf ausüben. Im November 1938 mit dem allgemeinen Berufsverbot für Rechtsanwälte jüdischer Herkunft wurde auch ihm die Tätigkeit als Rechtsanwalt untersagt. Er stellte einen Antrag auf Zulassung als "Konsulent”, die nur jüdische Bürger und Bürgerinnen beraten und vertreten durften. Benno Joseph wurde als einziger "Konsulent” im Landgerichtsbezirk Darmstadt zugelassen. Mit Nachdruck und großem persönlichem Engagement vertrat er die Interessen der jüdischen Bürger und Bürgerinnen, die nun von den Nationalsozialisten völlig entrechtet wurden.
Benno Josephs drei Söhne emigrierten vor Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Großbritannien. Er und seine Ehefrau Margarete (geb. 1888) blieben in Darmstadt und wurden am 10. Februar 1943 nach Theresienstadt deportiert. Benno Joseph kam dort ums Leben, seine Ehefrau wurde in Auschwitz ermordet.


Ernst Langenbach (1. April 1884 Darmstadt - 22. November 1941 KZ Sachsenhausen)
Anschrift: Darmstadt, Hügelstr. 69, zuletzt Annastr. 22

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1911; im November 1938 nach der Pogromnacht in das KZ Buchenwald verschleppt; November 1938 Berufsverbot; dann als Angestellter der Jüdischen Gemeinde tätig; im Frühjahr 1941 wegen eines Vergehens gegen die "Verordnung über Nachrichtenverkehr" verhaftet und vom Amtsgericht Darmstadt zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt; obwohl die Strafe durch die Untersuchungshaft als verbüßt gilt, in "Schutzhaft" genommen; die genauen Umstände für die Verschleppung in das KZ Sachsenhausen sind bislang nicht bekannt.


Dr. Alfred Leoni
(2. Januar 1876 Mainz - 12. Oktober 1933 Frankfurt a. M. (Suizid))
Wohnung: Darmstadt, Hügelstr. 47
Büro: Darmstadt, Rheinstr. 32

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1931; vorher als Staatsanwalt tätig; aus gesundheitlichen Gründen im Juni 1931 in den Ruhestand versetzt; kann als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg ("Frontkämpfer") nach April 1933 weiter praktizieren; Suizid aus unbekannten Gründen.


Sali Levi (5. September 1886 Groß-Bieberau - 6. Juli 1952 Buenos Aires, Argentinien (Suizid))
Wohnung: Darmstadt, Niebergallweg 31
Büro: Darmstadt, Mathildenplatz 9

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1912; März 1937 Emigration nach Argentinien; arbeitet dort als kaufmännischer Vertreter; Suizid als Folge der erlittenen Verfolgung und erzwungenen Auswanderung.


Dr. Lucian Löb (25. August 1889 Darmstadt - 3. November 1972 Philadelphia, USA)
Anschrift: Darmstadt, Bismarckstr. 15

Rechtsanwalt in Darmstadt seit Juli 1914; bis September 1936 als Rechtsanwalt tätig; Dezember 1936 Emigration in die USA; im Dezember 1940 ausgebürgert; in den USA als Fotograf tätig. Die Anwaltskanzlei führte Löb gemeinsam mit Richard Oppenheimer. Löb war Eigentümer der Liegenschaft Bismarckstraße 15.


Dr. Friedrich (Fritz) Mainzer (17. März 1875 Darmstadt - 15. August 1955 London, Großbritannien)
Büro: Darmstadt, Bismarckstr. 48
Wohnung: Darmstadt, Osannstr. 11

Rechtsanwalt in Darmstadt (vor 1907); in der Pogromnacht wird seine Anwaltspraxis überfallen und verwüstet; Berufsverbot im November 1938; Frühjahr 1939 Emigration mit Zielland USA; bleibt wegen des Kriegsbeginns in Großbritannien; in London ab Mai 1940 als "lawyer on continental law" mit nur geringem Einkommen tätig. Die Kanzlei in der Bismarckstraße führte Mainzer nach Angaben im Adressbuch 1935 gemeinsam mit Dr. Hermann Wolf und E. Rothschild. Die Liegenschaft in der Osannstraße wird als sein Eigentum ausgewiesen.


Dr. Ludwig May (8. September 1903 Darmstadt - 16. Oktober 1973 Oklahoma City, USA)
Anschrift: Darmstadt, Frankfurter Str. 52

Rechtsanwalt in Darmstadt; April 1933 Berufsverbot; lebt bis 1938 in Darmstadt; nach der Pogromnacht in das KZ Buchenwald verschleppt; Mai 1939 Ausreise mit der "St. Louis" nach Kuba; die Passagiere dürfen dort das Schiff nicht verlassen und müssen daher nach Europa zurückkehren; Aufnahme in Frankreich; dort ab September 1939 mehrfach interniert, zeitweise im Untergrund; September 1942 angesichts der drohenden Deportation Flucht in die Schweiz; dort bis nach Kriegsende 1945 interniert; Rückkehr nach Frankreich; 1947 Auswanderung in die USA; erst als Musiklehrer und Dirigent tätig; nach erneutem Jurastudium ab August 1954 wieder als Rechtsanwalt tätig.


Geheimer Justizrat Hermann Metz (21. August 1854 - keine Angaben)
Anschrift: Darmstadt, Bismarckstr. 39

Rechtsanwalt (seit 1879) und Notar (1911-1923) in Darmstadt; im Mai 1934 wird die Zulassung auf eigenen Antrag aus Altersgründen gelöscht. Das Adressbuch 1935 weist ihn als Eigentümer der Liegenschaft Bismarckstraße 39 aus.


Dr. Saly Oberndorf (6. März 1860 Rimbach - 28. Februar 1942 Darmstadt )
Anschrift: Darmstadt, Friedrichstr. 21

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1889; November 1938 Berufsverbot; die geplante Emigration in die USA oder zu seinen Kindern nach Palästina scheitert. Das Adressbuch 1935 weist ihn als Eigentümer der Liegenschaft Friedrichstraße 21 aus.


Dr. Richard Oppenheimer  (27. März 1874 Gießen - 2. Dezember 1938 KZ Buchenwald)
Büro: Darmstadt, Bismarckstr. 15
Wohnung: Darmstadt, Roquetteweg 28

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1899; November 1938 Berufsverbot; in der Pogromnacht wird seine Anwaltspraxis überfallen und verwüstet; nach der Pogromnacht in das Sonderlager im KZ Buchenwald verschleppt; stirbt dort wegen unterlassener medizinischer Hilfe an einer Blutvergiftung. Die Kanzlei betrieb Oppenheimer gemeinsam mit Lucian Löb. Die Liegenschaft Roquetteweg 28 wird im Adressbuch 1935 als sein Eigentum ausgewiesen. In diesem Haus wohnte auch der von den Nazis entlassene Oberbürgermeister Rudolf Mueller.


Dr. Max Ranis (6. Februar 1894 Groß-Zimmern - 18. Dezember 1943 Danbury, Connecticut / USA)
Büro: Darmstadt, Peter-Gemeinder-Str. 35
Wohnung: Riedeselstr. 18

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1925; kann als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg ("Frontkämpfer") nach April 1933 weiter praktizieren; im November 1938 nach der Pogromnacht in das KZ Buchenwald verschleppt; Januar 1939 Berufsverbot; Emigration zu seinen Söhnen in die USA.


Geheimer Justizrat Dr. Emanuel Reis (geb. 1855 Eckzell - 17. August 1936 Darmstadt)
Anschrift: Darmstadt, Casinostr. 31

Rechtsanwalt in Darmstadt (vor 1914) bis zu seinem Tod im August 1936; Vater von Rechtsanwalt Dr. Gustav Reis.


Dr. Gustav Reis (19. Januar 1887 Darmstadt - 29. Juni 1966 New York, USA)
Anschrift: Darmstadt, Casinostr. 31

Rechtsanwalt in Darmstadt seit Juli 1914; Sohn des Rechtsanwalts Dr. Emanuel Reis; November 1938 Berufsverbot; nach der Pogromnacht in das KZ Buchenwald verschleppt; Ende 1938 Emigration nach den USA; dort mit geringem Einkommen als Uhrmacher tätig.



Ebo Rothschild (4. November 1902 Londorf - 2. August 1977 Rechovoth, Israel)
Anschrift: Darmstadt, Bismarckstr. 48

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1929; April 1933 Berufsverbot; Ende 1933 Emigration über Holland und Frankreich nach Spanien; 1938 angesichts des absehbaren Sieges der Putschisten unter General Franco im Spanischen Bürgerkrieg Rückkehr nach Frankreich; September 1939 Flucht nach Chile; dort 1942-1954 als selbständiger Kaufmann tätig; Oktober 1955 Einwanderung nach Israel; dort als Landwirt tätig. Laut Adressbuch 1933 betrieb Ebo Rothschild eine Anwaltskanzlei in der Friedrichstraße 13.

Die Kanzlei in der Bismarckstraße führte Mainzer nach Angaben im Adressbuch 1935 gemeinsam mit Dr. Hermann Wolf und E. Rothschild.


Ernst Sondheimer (6. September 1890 Darmstadt - 15. Juni 1950 San Francisco, USA (Suizid))
Büro: Darmstadt, Casinostr. 8, zuletzt Heinrichstr. 43
Wohnung: Prinz-Christians-Weg 21

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1920; kann als Teilnehmer am Ersten Weltkrieg ("Frontkämpfer") nach April 1933 weiter praktizieren; wird in Darmstadt massiv bedroht; Anfang 1936 Emigration nach San Francisco (Kalifornien/USA); dort als Kleinunternehmer mit bescheidenem Einkommen tätig; nimmt sich innerlich zerbrochen über die Entwurzelung von Heimat und Beruf das Leben.
Die Kanzlei in der Casinostraße betreibt Sondheimer gemeinsam mit Justizrat Dr. Bender und Notar Karl Schoedler.


Dr. Josef Strauss (3. Oktober 1878 Darmstadt - keine Angaben)
Büro: Darmstadt, Saalbaustraße 9 (1933), Rheinstr. 28 (1935)
Wohnung: Weyprechtstraße 6 (1933), Heidenreichstraße 4 (1935)

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1901; im November 1938 nach der Pogromnacht in das KZ Buchenwald verschleppt; November 1938 Berufsverbot; keine weiteren Informationen.

 
Dr. Hermann Wolf (28. April 1880 Alzey - 27. Juli 1951 New York, USA)
Anschrift: Darmstadt, Bismarckstr. 48, Wilhelmstraße 4 (1935)

Rechtsanwalt in Darmstadt seit 1908; November 1938 Berufsverbot; seine Anwaltspraxis wird in der Pogromnacht überfallen und verwüstet, er selbst in das KZ Buchenwald verschleppt; Februar 1939 Emigration nach New York; dort ohne regelmäßige berufliche Betätigung.



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