DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Krebs, Richard (Pseudonym: Jan Valtin (17.12.1905 Darmstadt - 1.1.1951 Betterton/Maryland/USA) wurde als zweites von fünf Kindern geboren. Der Vater war Kapitän des Norddeutschen Lloyd in Asien. Die Mutter Pauline Schmitthenner war zwar in Schweden geboren, stammte aber aus einem süddeutschen Pastorenhaushalt. Sie besuchte in Darmstadt eine Lehrerinnenschule. Nach der Heirat mit dem Kapitän Krebs fuhr sie mit ihm zur See, kam jedoch zur Geburt von Richard zurück nach Darmstadt, wo ihre Mutter lebte.

Richard Krebs
Richard Krebs,1950 [2]

Als Sohn eines Kapitän war das Leben von Richard von häufigen Ortswechseln gezeichnet. Dies ließ ihn früh viele Sprachen wie Chinesisch, Malayisch, Schwedisch, Englisch und Italienisch zumindest oberflächlich erlernen. 1915 kehrte die Familie kriegsbedingt nach Deutschland, und zwar nach Bremen, zurück. Der Vater starb im März 1920, nur wenige Monate nach seiner Ernennung zum Abteilungsleiter der Norddeutschen Lloyd.

1921 verließ Richard als gerade 15jähriger das Realgymnasiums in Bremen ohne auf eine weiterführende Schule zu wechseln. Er heuerte sofort danach bis 1923 als Schiffsjunge auf einem Segelschiff an.

1923 wurde er in Bremen Mitglied der KPD und musste wegen der Teilnahme am Hamburger Aufstand nach Antwerpen flüchten. Dort, als Matrose angeheuert, gehörte er ab 1924 dem Internationalen Propagandakomitee "Transport", einer Komintern-Abteilung, an und war zugleich Mitarbeiter der "Abteilung für Auslandsverbindungen des EKKI - Nachrichtendienst der Komintern" (OMS). (EKKI ist die Abkürzung für "Exekutivkomitee der kommunistischen Internationale".)

Nach mehrmonatiger Ausbildung in Leningrad wurde er im Mai 1924 in die USA entsandt, wo er im Auftrag der KP vor allem unter Seeleuten Agitation betrieb. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland im Frühherbst 1925 kehrte er in die USA zurück, wo er am 16.8.1926 in Los Angeles verhaftet und wegen "Angriffs mit einer tödlichen Waffe" zu einer Strafe von ein bis zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.

1929, aus dem Gefängnis entlassen, fuhr er wieder nach Bremen, erwarb an der Seefahrtsschule 1931 sein Steuermannspatent und leitete anschließend den Bremer Internationalen Seemannsklub und den kommunistischen Einheitsverband der Seeleute und Hafenarbeiter.

Ab Sommer 1932 war er als Instrukteur der Komintern in Großbritannien eingesetzt und später arbeitete er für die Reorganisation der Seeleutegewerkschaft.

1933 arbeitete er in Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Am 7. November 1933 wurde er festgenommen und nach schweren Folterungen im KZ Fuhlsbüttel im Juli 1934 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

Krebs ließ sich, wahrscheinlich im Auftrag der Komintern, mit der Gestapo ein und ging nach Norwegen, um das Kominternbüro auszuspionieren.

Nach Konflikten mit der Komintern trennte er sich von ihr und "schaltete" sich nach eigenen Angaben auch als Gestapo-Spion selbst ab.

Ende November 1937 wurde er in der dänischen KP-Zeitung "Arbeiterbladet" erstmalig als ein auf der Flucht befindlicher Gestapoagent angeprangert. Von der sowjetischen Geheimpolizei GPU wie von der Gestapo gejagt, floh er in die USA. Dort veröffentlichte er unter dem Pseudonym "Jan Valtin" sein 1941 erschienenes Buch "Out of the Night" (Tagebuch der Hölle), das sich außerordentlich gut verkaufte. Die deutsche Erstausgabe erschien bei Kiepenheurer & Witsch 1957 in Köln. In ihm berichtete Valtin über seine Arbeit im Auftrag der sowjetischen Geheimpolizei.

Sogar das Deutsche Ärzteblatt veröffentlichte 1986 eine Rezension dieses Buches. Und der Verlag Schwarze Risse Berlin legte 2016 Valtins "Tagebuch der Hölle" neu auf.

Im Zweiten Weltkrieg wurde er Freiwilliger bei der US-Armee.

Im Jahr 1948 kam Valtin nach Westdeutschland zurück, um kurze Zeit später wieder in die USA zurück zu kehren, da "zu viele reuelose alte Nationalsozialisten ungehindert ihre Karrieren im neuen Staat fortsetzen" konnten. n den USA betätigte er sich nunmehr als Schriftsteller.

Wer sich mehr und intensiver für das sehr wechselvolle und mit Geheimdiensten "kooperierenden" Leben von Richard Krebs interessiert, wird das Buch von Waldenfeld [4] und die Dissertation von Ronald Friedmann [5] wärmstens empfohlen.

Anmerkung: Während im Biographischen Handbuch, bei Waldenfels und bei Weber Darmstadt als Geburtsort angegeben wird, heißt es bei Wikipedia "bei Mainz".


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6], Abbildung: [2]

 

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