DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Pinder, Wilhelm (25.6.1878 Kassel - 13. 5.1947 Berlin) war ein deutscher Kunsthistoriker.

Pinder legte in Kassel das Abitur ab und studierte Rechtswissenschaften in Göttingen, danach Archäologie und Kunstgeschichte in Göttingen, Berlin, München und Leipzig. Als 18-jähriger schloss er sich der Burschenschaft Alemannia Göttingen an.

1903 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Arbeit über romanische Innenräume in der Normandie bei August Schmarsow in Leipzig. 1905 schloss er eine Habilitation mit dem selben Thema an der Universität in Würzburg ab. An der Technischen Hochschule Darmstadt wurde Pinder am 1. April 1911 ordentlicher Professor für Kunstgeschichte, nachdem er bereits 1910 eine Vertretungsprofessur inne hatte. In dieser Zeit wohnte er in der Alicenstraße 13. 1916 schied er aus dem hessischen Staatsdienst aus und übernahm Professuren für Kunstgeschichte an den Universitäten Breslau (1916), Straßburg (1918), Breslau (1919), Leipzig (1920), München (1927) und Berlin (1935).

Zu seinen Schülern gehörte auch der zeitweise in Darmstadt lebende Künstler Karl Schmoll von Eisenwerth (1879-1948).

In der NS-Zeit war Pinder Vorsitzender des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft und ab 1937 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Pinder engagierte sich für das NS-Regime. Im Juni 1933 hatte er einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP gestellt, der aber zu keiner Aufnahme führte. Am 11. November 1933 war er einer der Redner bei einer Veranstaltung für das "Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat":

"... Das ist Politik aus Sittlichkeit, das ist Politik aus dem Herzen, aus einem geradezu religiösen Untergrund her. ... jeder Deutsche hat hinzugehen, jeder ist verantwortlich, damit unser Volk vor seinem Führer seine Schuldigkeit tue und vor der Geschichte bestehen kann".

Seine Haltung war zwiespältig, einerseits bekannte er sich zum Nationalsozialismus, andererseits kritisierte er mehrfach die nationalsozialistische Kultur- und Wissenschaftspolitik.

Pinder war als Kunsthistoriker äußerst produktiv. So umfasst die Liste seiner Veröffentlichungen im Gesamtverzeichnis mehrere Seiten. Zu seinem 60.Geburtstag 1938 gaben Schüler und Freunde zu Pinders Ehren eine über 400 Seiten umfassende Festschrift heraus. Darin betonten die Herausgeber:

"Sie haben dabei stets das werdende Reich vor Augen gehabt, das aus diesem Erbe Kraft für die Zukunft gewinnen soll. Stets hat Ihnen der Stolz auf Deutschland Wort und Feder geführt. Dank unserem Führer trägt heute Frucht, was Sie mit Gleichstrebenden gesät haben".

Meyers Lexikon von 1940 enthält einen längeren Beitrag über den "Kunstgelehrten" Pinder. Er habe die "Deutsche Kunst, die er als besondere völkische Leistung von den Künsten der Nachbarvölker absetzte, indem er nach Wesen und Werden deutscher Formen forschte und dadurch zu neuen Forschungsergebnissen und Deutungen kam", gefördert.

Einige seiner Werke seien nach 1945 ohne jegliche Distanzierung der Herausgeber nachgedruckt worden, schreibt Wikipedia, so auch von der in Darmstadt ansässigen Wissenschaftlichen Buchgesellschaft.


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