DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Auschwitzprozess
In Auschwitz oder polnisch Oswiecim, heute eine polnische
Industriestadt zwischen Krakau (heute: Krakow) und Kattowitz (heute:
Katowice), leben heute etwa 50.000 Menschen. Im Mai 1940 wurde dort von
den Nazis auf Anordnung von Reichsführer SS Heinrich Himmler ein
Konzentrationslager für zunächst 10.000 Häftlinge aus dem besetzten
Polen errichtet. Es hatte in den viereinhalb Jahren seines Bestehens
bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee am 27. Januar 1945
mehrere Phasen. In jeder Phase verkörperte es jedoch die Gesamtheit der
Ziele der Nationalsozialisten:
- Grenzenloser Terror im Rahmen der
Herrschaftssicherung und Besatzungspolitik
- Ausschaltung bis hin zur
physischen Liquidierung vermeintlicher, tatsächlicher und potentieller
Gegner des Nationalsozialismus
- Ermordung ganzer Gruppen von als
rassisch, ordnungspolitisch und sozialpolitisch unerwünscht
eingestuften Menschen
Der erste Transport von Häftlingen erfolgte am
14.Juni 1940. In der Folgezeit wurde Auschwitz ausgebaut. Anfang 1941
richtete die Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG (IG Farben) das
von der Staatsführung geforderte Werk für die Produktion von
kriegswichtigem synthetischem Gummi (Buna) nahe Auschwitz ein. Der Bau
des Bunawerks sowie einer Fabrik zur Herstellung von synthetischem
Treibstoff hatte weitreichende Folgen für das Lager. Auf Befehl
Himmlers, der am 1. März 1941 Auschwitz seinen ersten Besuch
abstattete, stellte die KZ-Leitung dem Unternehmen IG Farben ab April
1941 Häftlinge für den Arbeitseinsatz zur Verfügung. 10.000 KZ-Insassen
sollten für den Chemiekonzern Sklavenarbeit leisten. Um die Kapazität
des Lagers erhöhen zu können, ordnete Himmler den raschen Ausbau des
Lagers an. Die IG Farben, an einer gedeihlichen Kooperation mit der
Leitung des Konzentrationslagers und billigen Arbeitskräften
interessiert, stellte Baumaterial für die Lagererweiterung zur
Verfügung. Im Sommer 1941 erteilte Himmler den Befehl, in Auschwitz den
Massenmord an den Juden durchzuführen. Nach heutigen Erkenntnissen
wurden dort über eine Million Menschen ermordet, der größte Teil Juden.
Zahl
der Opfer von Auschwitz-Birkenau 1940-1945 [7] :
Zahl
der aus den einzelnen Herkunftsländern nach Auschwitz-Birkenau deportierten
Juden
[7]
:
Dem
damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, selbst von den
Nazis verfolgt, ist zu verdanken, dass vom 20. Dezember 1963 bis zum
20. August 1965 in Frankfurt am Main der sog. Auschwitz-Prozess gegen
zweiundzwanzig Angeklagte - unter ihnen Adjutanten des
Lagerkommandanten, Mitglieder der Lager-Gestapo und der
Wachmannschaften, Rapportführer, Blockführer, Arrestaufseher, Mediziner
und Apotheker - geführt werden konnte. Insgesamt sagten 360 Zeugen aus,
davon waren 211 Überlebende aus Auschwitz.
Drei
Angeklagte wurden freigesprochen, elf Angeklagte erhielten
Freiheitsstrafen zwischen 14 Jahren und 3 Jahren und 3 Monaten, die
restlichen lebenslänglich Zuchthaus.
Einer der
Angeklagten, Hans Stark, kam aus Darmstadt.
Q:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
zurück zur Übersicht