DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bräuning-Oktavio, Hermann
(3.1.1888 Frankfurt-Niederrad - 14.11.1977 Freiburg/Breisgau) war ein Schriftsteller.
Hermann
Bräuning - so nannte er sich bis 1909 - besuchte von 1894 bis 1897 die
Mittelschule in Darmstadt und legte 1906 die Reifeprüfung am Neuen
Gymnasium, dem heutigen Ludwig-Georgs-Gymnasium (LGG) in Darmstadt, ab.
Anschließend
studierte er Mathematik, Deutsche Literatur an der TH Darmstadt,
Theologie und Philosophie in Jena, später Neuere Philologien,
Französische und Lateinische Philologie, Erziehungswissenschaft und
Philosophie in Gießen.
1911 wurde er bei Prof.
Otto Behagel promoviert.
Von 1912 bis 1913 war er
Mitbegründer, Mitherausgeber und Schriftleiter der "Hessischen
Chronik“, zeitgleich arbeitete er von 1912 bis 1913 als
wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Verlag B. G. Teubner in Leipzig.
1920/21
legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt in Gießen und 1942 das
2. Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen in Darmstadt ab.
Von
1921 bis 1923 leitete er die Volkshochschule Darmstadt, von 1924 bis
1935 war er als Druckereidisponent und Geschäftsführer des Verlags L.
C. Wittich in Darmstadt tätig.
Zur Erinnerung:
Hermann
Bräuning-Oktavio gab im April 1936 das Buch "Die L. C. Wittich´sche
Hofbuchdruckerei 1764 - 1934" heraus. Am Schluss des Buches heißt es in
einem Einlegeblatt:
"Wir erlauben uns, Ihnen ein
Exemplar des zweiten Bandes
der Geschichte unseres Hauses
Die
L. C. Wittich´sche Hofbuchdruckerei 1764-1935
von Hermann
Bräuning
zu überreichen mit der Bitte, diese Ihrer Bibliothek
einfügen
zu wollen.
Mit deutschem Gruß Heil Hitler!
L.C.
Wittich´sche Hofbuchdruckerei
Darmstadt, April 1936"
Im
Vorwort dieses Buches erwähnt Bräuning sein Ausscheiden aus der Firma
und dankt den Inhabern, "daß
sie auch diesen Band geduckt und verlegt
haben".
Nach einem Forschungsaufenthalt
in England
von 1935 bis 1937 hatte Bräuning-Oktavio verschiedene Beschäftigungen,
u. a.
- Privatgelehrter in
Darmstadt
- Von 1937 bis 1938
arbeitete er als Redakteur der Schul- und
Sprachbuchabteilung des Verlags B. G. Teubner in London. Dies ist
insoweit nicht uninteressant, als er bereits früher schon einmal für
Teubner in Leipzig gearbeitet hatte, aber vor allem auch, weil dieser
Verlag bereits 1933 Nazi-Ideologie in seinem Verlagsprogramm anbot.
- 1937
Leiter der Englischkurse in der Reichsfachschaft für Dolmetscherwesen
in Darmstadt
- 1937-38 Vertreter
der Karlsruher Lebensversicherungsbank
- 1938-39
Mitarbeiter der Heldmann-Versicherungen in Darmstadt
und Lehrer für Englisch an der Höheren Privatschule in Darmstadt
- 1940-42
Leiter der Höheren Privatschule in Darmstadt
Bräuning-Oktavio
war aber auch durch die Mitgliedschaft in verschiedenen
NS-Gliederungen, wie
NS-Reichsbund für Leibesübungen
NS-Volkswohlfahrt
NS-Lehrerbund
mit
den Machthabern der NS-Herrschaft verbunden.
Darüber
hinaus war er Mitglied im Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA),
dessen Programmatik dem der Nationalsozialisten sehr nahe kam. Auch
seine Tätigkeit im Verlag Teubner lässt keine Distanz zum
Nationalsozialismus erkennen.
In dem von seiner
Tochter Ruser-Bräuning herausgegebenen Werk befindet sich im Anhang der
Text eines Vortrages von Werner Wegmann, gehalten im Georg-Moller-Haus
am 10.1.1988, in dem es u. a. heißt:
"Die Jahre 1935
bis 1937 verbringt Bräuning-Oktavio zeitweise in London, setzt sich von
dort aus mit dem Nationalsozialismus kritisch auseinander und macht
sich im Anschluß an seinen früheren Englandaufenthalt seine eigenen
Gedanken über Krieg und Frieden. In Darmstadt wird seine Situation als
Schriftsteller und Publizist unter ideologischem Druck immer
schwieriger".
Nach den bisherigen
Informationen war
B.-O. sicherlich kein überzeugter Nazi, auch äußerte er sich kritisch
über den Wittich´schen Verlag wegen dessen Verlagspolitik und gab die
Beschäftigung dort auf. Doch war er neben den genannten
NS-Organisationen auch im VDA, einem hegemoniale Ansprüche
formulierenden Verein, der der Ideologie der Nationalsozialisten sehr
nahe stand.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem
Alten
Friedhof in Darmstadt.
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