DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Koch, Karl Otto (2.8.1897 Darmstadt - 5.4.1945 KZ Buchenwald) besuchte als Sohn des Standesbeamten Kilian Koch die Volksschule und schloss eine kaufmännische Lehre (1911-1914) ab. Bis März 1916 war er in der Buchhaltung der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik tätig, bis er als Schütze an die Westfront einberufen wurde.
Bereits 2 Jahre zuvor hatte er sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst gemeldet. Im Krieg wurde er verletzt und geriet 1918 in englische Gefangenschaft. Mit 22 Jahren kam er wieder nach Hause. Anschließend war  er kurzzeitig als Buchhalter tätig, bevor er Bankangestellter bei der Deutschen Landwirtschafts- und Handelsbank wurde.
Koch, der von 1922 bis 1930 bei mindestens sieben Firmen beschäftigt war, wurden 1928 Portokassendiebstähle nachgewiesen. Aufgrund von Urkundenfälschungen und Unterschlagungen wurde er 1930 zu einer kurzzeitigen Gefängnisstrafe verurteilt und war nach der Haftentlassung arbeitslos. 1924 heiratete er Käte bzw. Katharina Müller und zeugte einen oder zwei Söhne (die Quellen geben hierüber unterschiedliche Auskünfte). Nach seiner Haftentlassung blieb er zunächst arbeitslos.
1931 wurde dann seine Ehe wegen "Alleinverschulden" des Ehemannes geschieden. Im März des gleichen Jahres trat Karl Koch in die NSDAP ein und übernahm die Kassenverwaltung der Gauleitung. Im September 1931 wurde er ebenfalls Mitglied der SS, in deren Dienst er bis zu seinem Lebensende stand. 1933 erhielt er den Auftrag, das SS-Sonderkommando Sachsen aufzubauen. Im Mai 1934 lernte Koch Ilse Köhler kennen und heiratete sie. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Später war sie als "Hexe von Buchenwald" gefürchtet.
Seine „berufliche“ Karriere führte ihn ab 1934 unter anderem in die KZ Hohnstein an der Elbe, KZ Sachsenburg bei Chemnitz (mittlerweile war er SS-Obersturmführer), KZ Esterwegen, KZ Lichtenburg und in das  KZ Columbia Berlin. Vermutlich 1936 wurde Koch Kommandant des KZ Sachsenhausen, 1937 des KZ Buchenwald.

Im Dezember 1941 wurde er in Haft genommen. Er sollte Gelder unterschlagen haben, welche für das KZ bestimmt waren und sich am Vermögen der Häftlinge bereichert haben. Himmler sorgte jedoch noch im selben Monat für eine schnelle Haftentlassung. Dennoch wurde Koch als Kommandant des KZ Buchenwald entlassen. Er übernahm im März 1942 die Kommandantur des Kriegsgefangenenlagers der Waffen-SS Lublin. Im Oktober wurde er in das KZ Lublin-Majdanek versetzt, wo erneut gegen ihn, diesmal wegen fahrlässiger Gefangenenbefreiung, ermittelt wurde.
Während seiner Dienstzeit kam es dort zu einem Ausbruch von über 80 sowjetischen  Kriegsgefangenen. Auch dieses Verfahren wurde eingestellt. Im Jahr 1943 wurde Koch erneut angeklagt. Die Anklage umfasste folgende Punkte: Untreuehandlungen, Unterschlagung, Veruntreuung von Geldern und Sachwerten, Führen von schwarzen Kassen und Tötungsdelikte. Im Auftrag der Reichspolizei übernahm ein SS-Richter die Ermittlungen. Dieser stellte fest, dass sich auf Kochs Bankkonten mehr als 100.000 Reichsmark angesammelt hatten, was bei einem Jahreseinkommen von 12.000 Reichsmark nicht zu erwirtschaften war. Desweiteren fand man in Kochs Wohnung (sowie denen seiner Gefolgsleute) große Mengen an Gold, Schmuck, Teppichen und teuren Möbeln. Auch sollten Häftlinge, die von den Korruptionsfällen gewusst hatten, getötet worden sein. Am 19. Dezember 1944 wurde Koch für schuldig befunden, bis Anfang April 1945 im Gefängnis von Weimar gefangen gehalten und danach ins KZ Buchenwald gebracht, wo er am 5. April 1945 durch Erschießung hingerichtet wurde.

Im Jahr 2001 wurde in Moskau in den Archiven des russischen Geheimdienstes ein Fotoalbum Kochs entdeckt, das Einblicke in den Alltag der Konzentrationslager gibt. Das Album wurde vermutlich als Geschenk zu Kochs 40. Geburtstag 1937 angelegt. Die Aufnahmen zeigen Koch als Kommandanten der frühen Konzentrationslager Hohnstein, Sachsenburg, Columbia und Esterwegen. Die Ausstellung  des Instituts für Zeitgeschichte, München - Berlin zeigte vom 9. Oktober 2009 bis 11. April 2010 die Wanderausstellung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen "Von der Sachsenburg nach Sachsenhausen. Bilder aus dem Fotoalbum eines KZ-Kommandanten" als 4. Winterausstellung der Dokumentation Obersalzberg. Sie präsentiert rund 100 Aufnahmen aus dem dienstlichen Fotoalbum. Aus dem Blickwinkel der SS-Täter wird darin nicht nur die Errichtungsphase des KZ Sachsenhausen dokumentiert. Sie zeigt darüber hinaus die Entwicklung des KZ-Systems in Deutschland von 1933 bis Juli 1937. Das Album mit insgesamt rund 500 Aufnahmen aus der Zeit zwischen Frühjahr 1933 und Sommer 1937 dokumentiert den Werdegang des überzeugten und energischen Nationalsozialisten und SS-Führers Koch.

Auszug aus dem Kommandanturbefehl von Karl Koch, Buchenwald. 17. Januar 1940 [10]:

"Es wird immer wieder festgestellt, dass Privathunde der in der SS-Siedlung I wohnenden SS-Angehörigen Männer und auch Häftlinge anfallen und diesen die reichseigenen Bekleidungsstücke zerreißen. Da es nicht angeht, dass bei der heutigen Bekleidungsknappheit auf eine solche Art und weise die Kleidung verloren geht, ordne ich an, dass im Wiederholungsfalle der betreffende Hund abgeschossen wir. Dieser Befehl gilt allerdings nur dann, wenn wieder ein SS-Angehöriger von einem Hund angefallen wird."


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