DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Ludwig, Klausdieter (1934 - 2006) war in Darmstadt Direktor der Darmstädter Volksbank und Mitglied der NPD.

Von Januar bis April 1986 meldeten mehrere Zeitungen von früheren rechtsradikalen Aktivitäten und noch aktuellen Kontakten in die rechtsextreme Szene des Direktors der Darmstädter Volksbank Klausdieter Ludwig, der mit der CDU-Politikerin Eva Ludwig (Stadtverordnete 1977 - 1993 und 1997 - 2003, ehrenamtliche Stadträtin 29.4.1993 - 17.4.1997, Stadtälteste seit 16.12.1999) verheiratet sei.

In seiner Studentenzeit sei Ludwig Mitglied im "Bund Nationaler Studenten" und dem "Kameradschaftsring Nationaler Jugendverbände" gewesen, die als der NPD nahe stehend und somit als rechtsextrem galten. Im Kameradschaftsring habe er es bis zum stellvertretenden Vorsitzenden gebracht. In der "Zeitung der Grünen Darmstadt" heißt es, dass Ludwig sogar 1958/59 Erster Bundesvorsitzender des rechtsradikalen "Bund Nationaler Studenten" gewesen sei. Dieser Bund wurde später von der Bundesregierung verboten. Doch Ludwig war auch Mitglied weiterer rechter/rechtsextremer Gruppierungen/Parteien, wie der 1949 gegründeten "Deutschen Gemeinschaft", der "Deutschen Reichspartei" und der "ENO" (Europäische Neuordnung). Im Vorwort der ENO hieß es zum Beispiel "In einer Welt des ewigen Ringens sieht sich jeder vor die Wahl gestellt: seine Rasse zu verteidigen oder zu verraten".

Zudem sei er vor einiger Zeit in Darmstadt mit Altnazis, darunter dem früheren NPD-Vorsitzenden Adolf von Thadden zusammen getroffen, berichtete das Darmstädter Tagblatt im Januar 1986. Bei der Lokalität handelte es sich um die Hotelgaststätte "Bockshaut".

Ludwig, so hieß es in der Presse, treffe "mindestens einmal im Jahr ... seinen langjährigen Freund, den Coburger Verleger Peter Dehoust", der im Verfassungsschutzbericht 1979 als NPD-Funktionär bezeichnet wurde. Er war Herausgeber der Schrift "Nation Europa", in der zu lesen gewesen sei, dass "die Erfahrung von der praktischen Überlegenheit der hellen Rasse des Nordens über die dunklen des Südens ... bislang durch nichts widerlegt" worden sei. In der Schrift werde "bis in die jüngste Vergangenheit Adolf Hitler und dessen Sturm-Staffel(SS)" verherrlicht, meldete das Darmstädter Tagblatt im Januar.
Im Mai berichtete die Frankfurter Rundschau, dass Ludwig "einen unbefristeten Urlaub" angetreten habe, um dem Aufsichtsrat die Überprüfung der Vorwürfe zu ermöglichen.
Ein Sprecher der Volksbank wird der Äußerung zitiert: "Wenn Dinge dargelegt werden, die sich von der demokratischen Grundhaltung entfernen, dann müssen sie durch Tatsachen belegt werden. Ist dies der Fall, distanzieren wir uns selbstverständlich von einer solchen Meinung".

Die Frankfurter Rundschau zitiert darüber hinaus ein Mitglied des ASTA der Fachhochschule Darmstadt: "Uns liegen Unterlagen vor, die belegen, dass Klausdieter Ludwig enge Verbindung zu ehemaligen Kandidaten der NPD unterhält". Gemeint seien damit unter anderem Einladungen zu Veranstaltungen eines "Gesprächskreises Rhein-Main", die von dem Bankdirektor mitunterzeichnet worden sind. Neben seinem Namen fänden sich die von Alfons Hueber, Lothar Lauck und Mathias Quintus - alle im NPD-Umfeld.

In der Frankfurter Rundschau heißt es weiter: "Dr. Alfons Hueber, 45 Jahre, Rechtsanwalt in Frankfurt, war einst Vize-Bundesvorsitzender des National-Demokratischen Hochschulbundes (NHB) und Bundesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten (JN) und fungiert seit eineinhalb Jahren als Landesvorsitzender des "Witiko-Bundes" ... ". Ludwig gehörte mindestens 1984 und 1985 dem Vorstand des "Hilfskomitee Südliches Afrika" an, das mit Aufklebern für "Solidarität mit Weiß-Afrika" warb.

Der Aufsichtsrat der Volksbank wird in der FR-Beitrag vom 3.5.1986 mit der folgenden Äußerung zitiert:
"Wenn Herr Ludwig irgendwann und in welcher Form auch immer politisch eine Stellung bezogen hat, so ist dies eine Privatsache und darf niemals in einen Zusammenhang mit seiner Tätigkeit bei der Bank gebracht werden. Wir möchten darauf hinweisen, dass man einem Menschen in verantwortlicher beruflicher Stellung nicht das Recht nehmen kann, seine politische Meinung im Rahmen des Grundgesetzes zu äußern. Der Aufsichtsrat wird sich demnächst erneut mit der Sache befassen".

Zu seiner eigenen politischen Vergangenheit äußerte Ludwig laut Darmstädter Echo vom 6.1.1986: "Heute denke ich über vieles anders". Im November 2006 meldete der "blick nach rechts", dass Ludwig im Alter von 72 Jahren verstorben sei.


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