DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bittel, Karl (22.6.1892 Darmstadt - 18.4.1969 Berlin (DDR)) war ein deutscher Historiker und Journalist.

Der Sohn des in der Annastraße 39 (1895), Riedeselstraße 34 (1898) und Riedeselstraße 54 (1899 - 1910) wohnenden Darmstädter Oberfinanzrat/Obersteuerrat Josef Bittel legte nach dem Besuch der Vorschule in Darmstadt 1911 das Abitur am Realgymnasium in Freiburg ab, studierte bis 1915 Volkswirtschaft, Jura und Geschichte in Heidelberg, Freiburg und Tübingen und promovierte zum Dr. rer. pol. im gleichen Jahr in Tübingen über das Thema "Eduard Pfeiffer und die deutsche Konsumgenossenschaftsbewegung".

Bittel war bereits als Schüler 1909 Mitglied der Wandervogelbewegung und Mitbegründer der Freiburger Ortsgruppe geworden. Nach dem Abitur ging er als Volontär zur "Freiburger Volksstimme" und war von 1913 bis 1916 Sekretär beim Konsumverein Esslingen. Im Jahr 1918 wurde er in den Arbeiter- und Soldatenrat in Karlsruhe gewählt. Nach kurzer Mitgliedschaft in der SPD trat er 1919 in Stuttgart der KPD bei. Ende 1924 ging Bittel in die Sowjetunion, um dort als Spezialist für Genossenschaftswesen in Moskau zu arbeiten. 1927 kam er zurück nach Deutschland und wurde in der Genossenschaftsabteilung des Zentralkomitees der KPD tätig. Es schlossen sich Tätigkeiten u. a. in der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin an.

Im Mai 1933 wurde er verhaftet und einige Zeit im KZ Heuberg und in Ulm bis 1934 festgesetzt. Anschließend stand er unter Polizeiaufsicht, konnte aber am Bodensee leben und wissenschaftlich arbeiten.

Fahndungsaufruf
Fahndungsaufruf der Gestapo aus dem ahr 1936 [6]
Das "Geheime Staatspolizeiamt Darmstadt" schrieb folgenden Rundbrief vom 19. Oktober 1936 "Betr.: Dr. rer. pol. Karl Bittel (Schriftsteller), geb. am 22.6.1892 zu Darmstadt und dessen Ehefrau Hermine geb. Weißenborn, geb. am 20.5.1890 zu Magdeburg") an alle Staatspolizeistellen, Kreis- und Polizeiämter:

"Die Obengenannten waren als ehemalige KPD-Funktionäre tätig und haben in den Jahren 1920/21 mit falschen Pässen Reisen nach Moskau unternommen. Der Ehemann Bittel hat vom 17. bis 19. Februar 1922 als Delegierter der KPD an der Betriebsrätekonferenz in Berlin teilgenommen und war im Jahre 1924 Sekretär der KPD-Parteischule in Berlin. Falls dort über den derzeitigen Aufenthalt dieser Beiden oder ihre politische Betätigung seit der Machtübernahme etwas bekannt wird, wird um Mitteilung ersucht. Nichtbeantwortung bis 10. November 1936 gilt als Fehlbericht".

Er überlebte die Nazi-Zeit, wurde wieder journalistisch tätig, trat der KPD bei, wurde 1946 Chefredakteur der KPD-Zeitung "Unser Tag" in Offenburg und Mitglied der KPD-Landesleitung in Südbaden. Im Jahr 1949 wurde ihm die Leitung des Deutschen Instituts für Zeitgeschichte in Ost-Berlin übertragen und ab 1. Oktober 1957 lehrte er als Professor für Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. Zum 70. Geburtstag 1962 wurde ihm der Karl-Marx-Orden verliehen.

Bittel war schriftstellerisch äußerst produktiv. So verzeichnet das Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums ca. 15 Veröffentlichungen, von denen nur die folgenden genannt werden:

1964 siedelte er nach Ahrenshoop über, wo er auch beigesetzt wurde.


Q: [1] [2] [3] [4] [5], Abblidung: [6]

 

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