DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Darmstädter Signal
Im September 1983 beschlossen 20 Offiziere und Unteroffiziere der
Bundeswehr einen friedenspolitischen Aufruf. Das erste Treffen fand in
Darmstadt statt, weshalb der Apell "Das Darmstädter Signal" genannt
wurde. Sie wandten sich nicht nur gegen die Nachrüstung mit Atomraketen
in West- und Osteuropa, sondern forderten eine kleinere nicht
angriffsfähige Bundeswehr und den Abbau aller Massenvernichtungsmittel
auf deutschem Boden und weltweit.
Weitere Grundsatzforderungen lauteten:
- Streitkräfte
sind zur Landesverteidigung gerechtfertigt, soweit ihre Struktur nicht
zu angriffsfähigen Defensivverbänden umgebaut wird.
- Der
Einsatz von Bundeswehrsoldaten zur Sicherung deutscher Interessen,
unter anderem zum "Schutz des sogenannten freien Welthandels und der
strategischen Rohstoffreserven" (vgl. Verteidigungspolitische
Richtlinien des Bundesverteidigungsministeriums vom 26.11.1992) ist
weder politisch noch moralisch gerechtfertigt.
- NATO und WEU sind aufzulösen.
- Die UNO muß als globales System kollektiver Sicherheit politisch gestärkt werden.
- Friedens- und Konfliktforschung ist massiv auszubauen.
- Abbau des Nord-Süd-Gefälles durch eine gerechte Weltwirtschaftsordnung.
- Verbot von Rüstungsexport und Militärhilfen.
- Der
Kampf der Meinungen gilt als Lebenselement unserer Gesellschaft. Die
Aussage "Alle Soldaten sind potentielle Mörder" wird inhaltlich für
richtig gehalten.
- Es wird eine 100.000-Mann-Freiwilligenarmee gefordert.
Mittlerweile wurden diese Forderungen überarbeitet und lauten wie folgt:
- Absoluter Vorrang vorbeugender ziviler Konfliktlösungen vor militärischen Maßnahmen.
- Strikte Einhaltung des Verfassungs- und Völkerrechts.
- Stärkung der UN und der OSZE.
- Stufenweise Verringerung der Streitkräfte auf 120.000 SoldatInnen und Abschaffung der Wehrpflicht.
- Keine
Teilnahme der Bundeswehr an friedenserzwingenden militärischen
Kampfeinsätzen; Zurückhaltung bei friedenerhaltenden Blauhelmeinsätzen.
- Für die Bekämpfung des Terrorismus ist Militär nicht geeignet.
- Kein Einsatz der Bundeswehr im Inneren.
- Abbau aller Massenvernichtungsmittel.
- Restriktive Rüstungsexportpolitik.
- Mehr Demokratie für mündige Soldaten in der Bundeswehr.
- Demokratische Traditionspflege, Maßnahmen gegen Rechtsradikalismus.
- Offene Diskussion ethischer Fragen des Soldatenseins.
Dem
Darmstädter Signal gehören über 100 ehemalige und aktive
Bundeswehroffiziere und Unteroffiziere aller Dienstgrade an. Seit dem
15. März 1986 besteht ein Förderkreis Darmstädter Signal aus mehr als
200 Mitgliedern.
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