DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bundeswehr in Darmstadt Im Programm der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen heißt es:

"Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.
Pazifismus bedeutet für die DFG-VK das Streben nach gewaltfreien Formen der Konfliktlösung. Daher wollen wir gesellschaftliche und ökonomische Gewaltverhältnisse in ihren Ursachen erkennen und abschaffen. Wir wollen dazu beitragen, dass künftig die Menschen ihr Zusammenleben gewaltfrei organisieren. Nur in einem solchen Prozess lässt sich Frieden verwirklichen. Denken und Handeln der PazifistInnen in der DFG-VK zielen auf die Beseitigung aller Kriegsursachen und richten sich zunächst gegen Rüstung und Militärpolitik.... Sie verhindern die Lösung drängender globaler Probleme wie Armut, Ungerechtigkeit oder Umweltzerstörung. Es ist unser Ziel, dass militärische Gewalt und Soldatentum geächtet und aus den internationalen Beziehungen verbannt werden. Konflikte können dauerhaft nur gewaltfrei gelöst werden. Wir fordern die vollständige weltweite Abrüstung unter demokratischer Kontrolle der Bevölkerung, weil die Kriegsgefahr erst dann gebannt werden kann, wenn die Mittel der Kriegführung beseitigt sind. Wir treten ein für eine Bundesrepublik ohne Armee. Wir wollen ohne Rüstung leben."

Dessen ungeachtet wird die politische und gesellschaftliche Entwicklung in der Bundeswehr kontinuierlich beobachtet. Höchste Offiziere der Nazi-Wehrmacht gelangten in der Bundeswehr wieder in die höchsten Generalsränge. Das Ehrenzeichen der Wehrmacht, Preußens Eisernes Kreuz, stand bei der Geburt der Bundeswehr 1955 Pate.

Begrüßung der ersten Freiwilligen der Bundeswehr unter dem Eisernen Kreuz (1955)
Begrüßung der ersten Freiwilligen der Bundeswehr
unter dem Eisernen Kreuz (1955) [8]
Man stellt fest, dass trotz der "Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr" von 1982, rechtsextreme und fremdenfeindliche Vorkommnisse keine Seltenheit sind. In den Richtlinien heißt es u.a.:

"Die Geschichte deutscher Streitkräfte hat sich nicht ohne tiefe Einbrüche entwickelt. In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos mißbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen. In der Traditionspflege der Bundeswehr sollen solche Zeugnisse, Haltungen und Erfahrungen aus der Geschichte bewahrt werden, die als ethische und rechtsstaatliche, freiheitliche und demokratische Traditionen auch für unsere Zeit beispielhaft und erinnerungswürdig sind."

Offenbar war es aber notwendig, auch dies noch in die Richtlinie zu schreiben:

"Dienstliche Kontakte mit Nachfolgeorganisationen der ehemaligen Waffen-SS sind untersagt. Nationalsozialistische Kennzeichen, insbesondere das Hakenkreuz, dürfen nicht gezeigt werden. Ausgenommen von diesem Verbot sind Darstellungen, die der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der politischen oder historischen Bildung dienen, Ausstellungen des Wehrgeschichtlichen Museums sowie die Verwendung dieser Kennzeichen im Rahmen der Forschung und Lehre".

Folgende Tabelle zeigt, dass die Bestimmungen der Richtlinie von den Soldaten nicht besonders verinnerlicht sind:

Verdachtsfälle mit rechtsextremem Hintergrund: Die Entwicklung der Fallzahlen
Verdachtsfälle mit rechtsextremem Hintergrund:
Die Entwicklung der Fallzahlen [6]
Auch die regelmäßigen Berichte des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages sind dafür Beleg. Das gern gebrauchte Argument, dass die Bundeswehr ja ein Spiegelbild der Gesellschaft sei, ist eine sehr dürftige Erklärung, denn durch ein qualifiziertes Auswahlverfahren könnten Vorkommnisse wenigsten reduziert werden.

Die Benennung von Kasernen der Bundeswehr nach Offizieren der Wehrmacht lässt auch Zweifel aufkommen am Willen der militärischen und politischen Führung, das Gedenken an die Offiziere des Nationalsozialismus zu beenden. Noch im Jahr 1995 waren 30 Kasernen nach Offizieren der Wehrmacht benannt. Im Jahr 2011 waren es immerhin noch mindestens ein Dutzend. Ganz zu schweigen von den beschämenden Debatten z. B. bezüglich der Umbenennung der Dietl- und Mölders-Kaserne.

Doch nun zu Darmstadt und seine lange militärische Tradition. Sie wird im Stichwort Militärgeschichte behandelt.

Von 1945 bis 2008 war die US-Army in Darmstadt stationiert. Die bei ihrem Abzug vorhandenen Einrichtungen sind hier dargestellt.

In der 1. Auflage von "Adelung bis Zwangsarbeit" wurden die in Darmstadt stationierten Einrichtungen und Verbände der Bundeswehr (Stand 2000) beschrieben. Um den Umfang der Präsenz der Bundeswehr aufzuzeigen, werden hier nochmals erwähnt:

A. Dienststellen in der Starkenburg-Kaserne (Michaelisstraße):

B. Dienststellen in der Frankenstein-Kaserne: C. Sonstige Dienststellen: Auf eine Frage des Landtagsabgeordneten Hahn (FDP) antwortete der Hessische Innenminister am 5.9.2006 u.a., dass der Standort Darmstadt beibehalten werde.

Nach Aussetzung der Wehrpflicht - erinnert sei, dass zum 1. Januar 2011 letztmalig Wehrpflichtige zum Grundwehrdienst einberufen wurden - und mehrerer Wechsel in der Leitung des "Bundesministeriums der Verteidigung" - gab es wiederholt Veränderungen bei der Organisation der Bundeswehr.

In der vom damaligen Bundesminister der Verteidigung (BMVg) Thomas de Maizière herausgegeben Broschüre "Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland" vom Oktober 2011 wurde Darmstadt nicht mehr als Standort bezeichnet, weil "Signifikant reduziert unter 15 Dienstposten". Ebenso wurde die Schließung des Kreiswehrersatzamtes für das 1. Quartal 2014 angekündigt.

In einer Pressemitteilung vom 25.11.2012 teilt der BMVg mit:

"Am 30. November 2012 werden die Kreiswehrersatzämter in Deutschland aufgelöst. An ihre Stelle treten 16 Karrierecenter und 110 Karriereberatungsbüros der Bundeswehr".

Gemäß der aktuellen Standortdatenbank Bundeswehr (Stand 2016) hatten seit Bestehen der Bundeswehr 51 Dienststellen ihren Sitz in Darmstadt.

Die ersten Dienststellen waren:

Die Dienststellen der Bundeswehr verteilten/verteilen sich über die Stadt auf die Liegenschaften: Heute (2017) haben folgende Dienststellen ihren Sitz in Darmstadt: Über die Bundeswehreinrichtungen bzw. Aktivitäten der Bundeswehr existieren in diesem Lexikon folgende Stichworte:
Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7], Abbildungen: [6] [8]

 

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