DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Delp, Anni ist in den Darmstädter Adressbüchern von 1934 bis 1937 als Geigerin, wohnhaft in der Karlstraße 94 und in den Ausgaben der Jahre 1940 bis 1942 als Geigerin bzw. Geigenlehrerin in der Weyprechtstraße 16 verzeichnet.

Das Haus in der Weyprechtstraße 16 gehörte dem 1881 geborenen Fabrikanten Ernst Bessunger, für den ein Stolperstein verlegt ist. In den Darmstädter Adressbüchern ist er ab 1917 als Fabrikant, zunächst in der Heinrichsstraße 105, 1918 in der Martinsstraße 62 und ab 1924 in der Weyprechtsstraße 16 als Bewohner und Eigentümer verzeichnet. Ernst Bessunger war Jude und Fabrikant einer Kunstharzwarenfabrik in Ober-Ramstadt. Die Adressbücher verzeichneten ihn bis 1937 als Eigentümer und dort wohnend.

Die Ausgaben ab 1940 verzeichnen ihn nur noch als Eigentümer. Als Bewohner sind dort der Lehrer a. D., 2. Kantor und Friedhofsverwalter Elias Hauser und die Geigenlehrerin Anni Delp, ab 1941 zusätzlich der jüdische Brauereidirektor Ferdinand Marxsohn verzeichnet, der 1943 in Theresienstadt ermordet wurde.

In einem Internetbeitrag über die Familie Marxsohn wird das Haus in der Weyprechtstraße 16 als "Judenhaus" bezeichnet. Dort heißt es unter anderem:

"Die letzte Wohnung in Darmstadt lag in der Weyprechtstraße 16, einem sogenannten "Judenhaus", in das nach Enteignung zwangsweise einquartiert wurde. In den Adressbüchern von 1930 bis 1935 war für dieses Haus der Fabrikant Ernst Bessunger als Eigentümer eingetragen. Im Adressbuch 1942 ist als Eigentümer Bessunger, Ernst, Fabrikant eingetragen und als BewohnerInnen: Delp, Anni, Geigenlehrerin, Ernst, Heinrich, Ehefr., Buchhalterin, Marxsohn, Ferd., Brauereidirektor a. D. Vor diesem Haus liegen für Ferdinand und Helene Marxsohn Stolpersteine."

Warum Anni Delp ab Ende der 1930er Jahre dort wohnte, ist unklar. Was wir wissen ist, dass neben vielen anderen NS-Affinen und Nationalsozialisten auch Anni Delp als Künstlerin im 1940 von Tilly Moog-Buss herausgegeben "Darmstädter GEDOK-Almanach" verzeichnet ist.

Das Buch "Stolpersteine in Darmstadt" enthält einen ausführlichen Beitrag über Ernst Bessunger, der am 3. Juni 1942 in Buchenwald ermordet wurde.


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