DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Displaced Persons
Der Begriff Displaced Persons (DPs) bezeichnete nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges alle diejenigen ausländischen
Menschen, die sich auf Grund des Krieges außerhalb ihrer Heimat
aufhielten. Dies waren vor allem ehemalige Zwangsarbeiter,
KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, aber auch Menschen, die sich zum Teil
freiwillig oder unfreiwillig in Deutschland aufhielten. Als DPs galten
auch die ca. 50.000 bis 75.000 jüdischen Überlebenden. Deutsche
Flüchtlinge, sogenannte Vertriebene, galten nicht als DPs. Nach dem
Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich ca. 7 Millionen DPs in den
von den drei Westmächten besetzten Gebieten. In ganz Europa befanden
sich ca. 10 Millionen Displaced Persons. Waren anfangs jüdische
Überlebende mit anderen DPs gemeinsam in Lagern untergebracht, wurden
im August 1945 ausschließlich jüdische DP-Camps eingerichtet.
Die
Betreuung der DP-Camps übernahmen in den westlichen Besatzungszonen die
jeweiligen Armeen und ab Herbst 1945/Frühjahr 1946 die United Nations
Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA), ab Juli 1947 die
International Refugee Organization (IRO).
Da in
den Lagern Menschen aus verschiedenen Staaten, unterschiedlichen
Glaubens und politischer Einstellungen auf engem Raum meist ohne
Beschäftigung "wohnten", war das Zusammenleben nicht immer konfliktfrei.
Das
auf der Konferenz von Jalta
beschlossene Rückführungsabkommen vom 11.2.1945 sah vor, alle Displaced
Persons in ihre Heimat zurück zu führen ("Repatriieren").
Anfangs
verlief diese Repatriierung, trotz schwieriger Umstände, sehr gut. Die
Rückführung der nichtjüdischen DPs aus den westlichen Staaten konnte
sehr schnell noch 1945 erreicht werden. Schon in den ersten fünf
Monaten nach Kriegsende konnten allein aus den drei westlichen
Besatzungszonen rund 3,4 Millionen DPs in ihre Heimatstaaten
zurückgebracht werden. Insgesamt waren Ende Juli bereits 4,2 Millionen
DPs repatriiert. Im September waren es bereits knapp 6 Millionen aus
den westlichen Besatzungszonen.
Viele der DPs aus
Osteuropa, vor allem Polen, Ukrainer, Balten und Juden weigerten sich
jedoch auf Grund der veränderten politischen Verhältnisse
zurückzukehren.
- Spendenaufruf
an die Darmstädter Bevölkerung (14. Mai 1945)
Mit dem Beschluss der ersten UN-Vollversammlung vom 12. Februar 1946: "Kein Flüchtling, der in
voller Freiheit gültige Einwände gegen die Heimkehr macht, soll dazu
gezwungen werden", erhielten die DPs das Recht, in den
Staaten zu
bleiben, in denen sie Zwangsarbeit geleistet hatten.
Nach
Gründung des
Staates Israel am 14. Mai 1948 wanderten viele jüdische Menschen nach
Israel aus. Danach schlossen die meisten jüdischen DP-Camps.
Auch
in Darmstadt gab es ein DP-Lager. Es wurde auf dem Gelände der
ehemaligen Cambrai-Fritsch-Kaserne
an der Ludwighöhe eingerichtet und
bestand vom 16. Oktober 1945 bis 18. Oktober 1948. Hier waren anfangs
nach Angaben der US-Armee rund 11.000 Menschen, vorrangig Litauer,
Letten, Esten, aber auch Polen und Russen untergebracht. Zwei
Jahre später befanden sich dort noch immer 1.280 Staatenlose. Wie
schwierig es war, diese Menschen in ihre Heimat zurück zu bringen
zeigte sich daran, dass kurz vor Schließung des Lagers noch
immer
ca. 1.200 DPs zumeist lettischer Nationalität dort lebten.
Von
der Schwierigkeit der Versorgung der Menschen zeugt ein Aufruf vom 14.
Mai 1945 (siehe Abbildung), in dem die Darmstädter aufgefordert wurden,
"Wäsche, Kleider,
Schuhe, Einrichtungsgegenstände und Geld zu geben".
Im
Verwaltungsbericht der Stadt
Darmstadt von 1946 heißt es: "Im
UNRRA-Lager Darmstadt werden aus
deutschen Beständen 2.000 Insassen und im Zivilinterniertenlager 11.000
Personen verpflegt. 111 Vertragsarbeiter, die bei der amerikanischen
Militärregierung beschäftigt sind, werden mit deutschen Lebensmitteln
versorgt. Die Verpflegungsstelle des Roten Kreuzes am Hauptbahnhof
verpflegt in jedem Monat durchschnittlich 4.000 entlassene
Kriegsgefangene und Flüchtlinge mit einer warmen Suppe, Brot und
Kaffee."
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Abbildung: [8]
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