DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
ESOC Als am 5. Oktober 1957 um 0.28 Uhr Ortszeit in Tjura Tam (heute Baikonur) die Sowjetunion ihren Satelliten Sputnik ("Begleiter") in den Weltraum schickte, war dies ein Alarmsignal für die westliche Welt. Ein Wettlauf der politischen Systeme in Ost und West um die Erforschung des Weltraums begann.
Kontrollraum im ESOC in Darmstadt
Kontrollraum im ESOC in Darmstadt

Am 29. März 1962 wurde die Organisation ELDO (European Launcher Development Organisation) und am 14. Juni 1962 die europäische Weltraumforschungsorganisation European Space Research Organisation (ESRO) gegründet. Gründungsstaaten waren Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Niederlande, Spanien, Schweden, Dänemark und die Schweiz. Später wurden die beiden Organisationen zur "European Space Agency“ (ESA) zusammengefasst.
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Das ESOC (European Space Operations Center) in Darmstadt in der Robert-Bosch-Straße 5 ist Teil der europäischen Weltraumbehörde ESA mit Hauptsitz in Paris. Weitere Niederlassungen der Europäischen Weltraumforschungsorganisation befinden sich in Köln, Frascati (Italien) und Nordwijk (Niederlande). Das ESOC wurde 1967 gegründet  und hat seitdem seinen Sitz in Darmstadt.

Die ESA hat zwanzig Mitgliedsstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz und Spanien und Tschechische Republik. Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an verschiedenen Projekten teil.

Die ESA plant europäische Weltraumforschung, Erdbeobachtung, Satellitenkommunikation, die Entwicklung von Orbitalstationen und -plattformen, Bodeninfrastrukturen und Raumtransportsystemen sowie die Grundlagenforschung bei Mikrogravitation.

Das Europäische Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt ist für die Steuerung und Überwachung von Raumfahrzeugen ab dem Start bis zum Ende ihrer Einsatzdauer zuständig. Zu den Aufgaben gehören unter anderem das Entwickeln von Trägersystemen, Raumfahrzeugen und Bodeneinrichtungen sowie die Erforschung des Weltalls und die Beobachtung der Erde durch Satelliten.

Im Oktober 1997 startete von Cape Canaveral in Florida eine Rakete mit zwei Orbitersatelliten (Cassini und Huygens), die den Saturn erforschen sollten. Die Datenauswertung erfolgte durch die ESOC in Darmstadt. Um die Daten zur Erde zu funken, wurde Strom mit drei Reaktoren (RTG "Radioisotope Thermal Generator") erzeugt, die mit 32,8 kg Plutonium-238 bestückt waren. Wäre beim Start die Trägerrakete verunglückt, hätte die Freisetzung von Plutonium zum Tod unzähliger Menschen geführt. Zunächst flog die Rakete zur Venus und kehrte 1999 zur Erde zurück, um in einer dichten Schleife nur 500 km über der Erdoberfläche mit 68.000 km pro Stunde vorbei zu rasen. So hat die Mission genug Schwung für ihren Flug zum Saturn erhalten. Ein winziger Fehler bei einer Zündung des Lenksystems hätte zum Wiedereintritt in die Erdatmosphäre führen können. Wie ein Komet wäre Cassini über der Erde erglüht und das extrem giftige Plutonium-238 wäre im Lauf der folgenden Jahrzehnte auf die Erde niedergegangen.

In Veröffentlichungen über Luft- und Raumfahrt fallen sehr schnell die Schnittstellen zum militärischen Bereich auf. So heißt es zum Beispiel in einem Papier über den Raumfahrt- und Rüstungskonzern OHB AG Bremen :

Der in Bremen ansässige Rüstungskonzern OHB System AG (Orbitale Hochtechnologie Bremen) ist einer der Großen auf dem europäischen Kontinent, der über eine dementsprechend umfangreiche Produktpalette verfügt. Die Schwerpunkte liegen derzeit bei der Herstellung von Satellitensystemen für die Bundeswehr (SAR-Lupe), sowie spezielle Satelliten für das Aufspüren und die Abwehr von Flüchtlingen schon an den Aussengrenzen der EU (FRONTEX). Pikanterweise befindet sich der Sitz der Firma in unmittelbarer Nähe der Bremer Universität. ...Im Januar 2010 erhielt das Unternehmen einen ersten Auftrag von der EU für den Bau von 14 Satelliten für das Galileo-System. Das Projekt wird in Kooperation mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA verwirklicht.

Und so lesen wir in einer Informationsbroschüre des Landes Hessen, dass in Darmstadt auch am Galileo-Projekt gearbeitet wird.

Nach Bestimmung der Satzung dürfen die Projekte der ESA nur friedlichen Zwecken dienen. In einem Papier des Hamburger Instituts aus dem Jahr 2003 heißt es jedoch:

Ein internes juristisches Gutachten vom Dezember 2003 stellt die Vereinbarkeit der Konvention mit einem ESA-Engagement für die ESVP fest. Damit ist der Weg frei für ein Abkommen mit der Europäischen Rüstungs- und Verteidigungsagentur, das die Modalitäten festlegt, nach denen die ESA Technologien und Satelliten im Rahmen der ESVP zur Verfügung stellt. Richtung USA hat die ESA ihre Fühler bereits ausgestreckt: im Bereich der Satellitennavigation ist eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium in Planung.

Ist also die ESOC/ESA fest in die ESVP, die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik, eingebunden? Die Fakten sprechen dafür.

Das ESOC in Darmstadt hatte 2013 ca. 260 Angestellte sowie ca. 600 Mitarbeiter von Vertragsfirmen.

Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9], Foto: ESOC Internet

 

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