DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Frauen für Frieden
"Frauen für Frieden" ist der Name einer Frauengruppe, die sich im März 1980 in
Darmstadt gründete und sich regelmäßig in der Bessunger Knabenschule
traf.
Anstoß für die Gründung der Gruppe waren Aktivitäten
dänischer Friedensaktivistinnen. Als Reaktion auf den
NATO-Aufrüstungsbeschluss vom 12. Dezember 1979 trafen sich dänische
Frauen in
Kopenhagen, um eine Frauenfriedensbewegung zu initiieren. Sie
formulierten einen Aufruf, welcher am 17. Februar 1980 in den dänischen
Medien veröffentlicht wurde. Ab dem 18. Februar sammelten sie für den
folgenden Aufruf Unterschriften von Frauen:
-
- Aufruf der dänischen Frauen für den Frieden vom 17.02.1980
Die Aktion fand Nachahmung in der Bundesrepublik Deutschland. Bereits am
25. Februar1980 begann eine Unterschriftensammlung in Berlin. In vielen
deutschen Städten entstanden Frauenfriedensgruppen. Im März 1980 wurden
die Darmstädter Gruppe "Frauen für Frieden" gegründet, welche sich
ebenfalls am Sammeln der Unterschriften beteiligte. Die gesamten
Unterschriften aller deutschen Frauen für Frieden-Gruppen wurden am
14. Juli 1980 auf der Weltfrauenkonferenz in Kopenhagen an Kurt
Waldheim, den damaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen,
übergeben.
Der Aufruf der deutschen "Frauen für
Frieden" vom 25.02.1980 lautete:
Anstiftung der Frauen zum Frieden
Mit den Frauen aus
Skandinavien sagen wir: Wir sind verzweifelt!
Mehr
und mehr verstehen wir jetzt, daß Frauen in der ganzen Welt Angst haben
und sich fragen: Haben wir und unsere Kinder eine Zukunft? Zusammen mit
Frauen aus der ganzen Welt werden wir unsere Ohnmacht zur Macht wenden.
Den Machtkampf zwischen den Großmächten werden wir nicht mehr still
akzeptieren.
Wenn wir sagen:
„Unsere Verbündeten“, dann denken wir
an unsere Freundinnen! Denn wir sprechen den Männern aller Blöcke das
Recht ab, noch weiter in unserem Namen zu reden. Wenn sie sagen:
„Unsere Verbündeten“, dann sollen sie hinzufügen: Unsere, der Männer,
Verbündeten. Von diesen Bündnissen verlangen wir eine wirkliche
Abrüstung! Die Interessen der Militärs, die Interessen der Kriegs- und
Atompolitiker sind nicht unsere.
Die Bundesrepublik
Deutschland ist
militärisch nicht zu verteidigen. Die vielen Atomkraftwerke und die
schon heute hier lagernden Atomsprengköpfe lassen keinen Zweifel zu:
Was heute als „Verteidigungs“-, ja als „Sicherheits“-Politik bezeichnet
wird, bedeutet im Kriegsfall die Vernichtung allen Lebens!
Trotzdem heizen sie,
die "starken Männer", die Krisenstimmung an und entscheiden, die
Rüstungsausgaben weiter zu erhöhen.
Jetzt
verplanen sie auch noch uns Frauen als Soldatinnen für die Bundeswehr.
Gegen diese "Gleichberechtigung in Uniform" wehren wir uns!
Hiermit kündigen wir an:
* daß wir uns der Herstellung
und Lagerung von Waffen - hier und auch anderswo - widersetzen werden;
* daß wir zivilen Ungehorsam
üben wollen;
* daß wir selber nicht zum
Militär gehen werden, und unsere Söhne und Töchter auch davon abhalten
wollen.
Wir Frauen stiften zum Frieden an!
Wir ordnen uns nicht in Reih und Glied ein,
wir tanzen aus der Reihe!
Dieser
Aufruf wird unterstützt von: Carola Bloch, Mechthild Curtius, Ingeborg
Drewitz, Helga Einsele, Brigitte Gollwitzer, Marianne Gronemeyer, Petra
Karin Kelly, Kate Millet, Dinah Nelken, Susanne von Paczensky, Peggy
Parnass, Eva Rath, Helke Sander, Dorothea Sölle.
Koordination: Eva-Maria
Quistorp, Detel Aurand, Eva-Maria Bannach-Epple.
Die
Darmstädter Gruppe sammelte 3.000 Unterschriften und war auch weiterhin
aktiv. Sie verstand sich als eine unabhängige Gruppe von Frauen jeden Alters,
aller Berufe, als überparteilich und konfessionell nicht gebunden. Sie
sahen den Frieden als bedroht an und bezeichneten die Ergebnisse der
bisherigen Abrüstungsverhandlungen als nicht ausreichend.
Nach
den Autoren zugänglichen Pressemeldungen organisierte die
Initiative
- im Januar
1991 eine Diskussionsveranstaltung mit einem Referenten des
Forschungsinstituts für Friedenspolitik in Starnberg über den Stand der
Abrüstungsverhandlungen
- im März 1998 eine
Ausstellung im Elisabethenstift über Landminen
- beteiligte
sich im März 2001 an einer Diskussionsveranstaltung mit
Kommunalpolitikerinnen in der Michaelsgemeinde.
Q:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
zurück zur Übersicht