DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Glaeser, Ernst (29.7.1902 Butzbach - 8.2.1963 Mainz) war ein deutscher Schriftsteller.

Glaeser, Sohn eines Amtsrichters, studierte nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Darmstadt Jura, Philosophie, Germanistik und Literaturwissenschaft in Freiburg und München.

Seinen ersten Erfolg als Schriftsteller erreichte er mit dem Roman "Jahrgang 1902" (Potsdam 1926). Er stellte das "Schicksal einer durch den Weltkrieg, den 'Krieg der Eltern' menschlich wie politisch desorientierten Generation exemplarisch" dar. In seinem 1930 erschienen Werk "Frieden" schilderte er am Beispiel der Stadt Darmstadt die Zeit des Umbruchs der Jahre 1918/1919.

1926 wurde er Mitarbeiter der "Frankfurter Zeitung", 1926/27 auch Dramaturg am "Deutschen Theater" Frankfurt und 1928 Leiter der literarischen Abteilung des Südwestdeutschen Rundfunks. Glaeser beteiligte sich auch an den literarisch-politischen Aktivitäten des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. So unterzeichnete er 1930 den Aufruf proletarisch-revolutionärer Schriftsteller zur Wahl der KPD.

Die Nazis ließen seine Bücher anlässlich der "Bücherverbrennung" 1933 verbrennen.

Glaeser verlies Deutschland, zunächst in die Tschechoslowakei (1933), danach in die Schweiz (1934).

In der NS-Zeit konnte Glaeser weiter veröffentlichen, allerdings nur im Ausland (Schweiz, Niederlande). 1939 kehrte Glaeser nach Deutschland zurück. Nach Erwin Rotermund wurde er wohl "durch die Niederlage der sozialistischen Kräfte in Deutschland, auch die 1932 einsetzende marxistische Kritik an seinen Werken ... zutiefst desorientiert. Er wandte sich von 1935 an immer mehr von der antifaschistischen Emigration ab und bezog ... zunehmend konservative Positionen. So kehrte er am 1. April 1939 nach Deutschland zurück. Er erhielt eine befristete Publikationsgenehmigung. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und wurde stellvertretender Hauptschriftleiter der Luftwaffen-Frontzeitungen "Adler im Osten" und "Adler im Süden". Im NS-Kampfblatt "Krakauer Zeitung", dem Blatt des Generalgouvernements, ist er als Autor vertreten.

Zuckmayer schrieb in seinem Geheimreport, dass er Glaeser "immer für einen Karriere-Revolteur" gehalten habe.

Nach 1945 wurde Glaeser Mitarbeiter der "Rhein-Neckar-Zeitung". In einem Rundschreiben an die Mitglieder der Darmstädter Sezession von 1946 wurde er als Mitglied genannt, aber in der Mitgliederliste von 1951 nicht mehr aufgeführt.

Die Abteilung für Volksbildung der Stadt Berlin setzte Glaeser 1946 auf das Verzeichnis der auszusondernden Literatur und bezeichnete ihn als "Renegat".

Der Glaeserweg in Darmstadt-Arheilgen ist nicht nach Ernst Glaeser benannt, sondern nach dem Maler Gotthelf Leberecht Glaeser (1784 - 1851).

Ernst Glaeser wurde auf dem Friedhof in Wiesbaden-Sonnenberg bestattet.


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