DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Hattemer, Elisabeth (Else) (9.1.1870 Bensheim - 19.12.1948 Viernheim) war die die einzige weibliche Abgeordnete, die das Zentrum in sechs Wahlperioden in das Parlament des Volksstaates Hessen entsandte.

Die eigenwillige Tochter des Direktors der Bensheimer Taubstummenanstalt Wilhelm Hemmes ergriff gegen den Wunsch ihres Vaters den Beruf der Lehrerin. Sie unterrichtete Englisch und Französisch.

Mit 28 Jahren heiratete sie den ein Jahr älteren Gymnasialprofessor Dr. Karl Joseph Hattemer (gest. 16.5.1913), mit dem sie vier Kinder bekam. 1901 zog das Paar nach Darmstadt; wo Hattemer am Neuen Gymnasium (damals eine Außenstelle des Ludwig-Georgs-Gymnasiums in der Julius-Reiber-Straße) lehrte. Sie wohnten im Bruchwiesenweg 8 (1904), in der Martinstraße 95 (1911, das Haus steht heute noch) und in der Ohlystraße 37 (1921) und später in der Hermannstraße 43.

Nach dem Tode ihres Mannes 1913 verstärkte sie ihr soziales und politisches Engagement. Unter anderem war sie tätig in der "Städtischen Armen- und Fürsorgedeputation", im "Katholischen Mädchenschutzverein Darmstadt" und im "Katholischen Frauenbund".

Von 1919 bis 1933 ist sie als Abgeordnete des Zentrums Mitglied des Hessischen Landtages. Frauen waren seinerzeit in Parlamenten eher selten vertreten. Sie setzte sich sehr engagiert u.a. für die Mädchenbildung und sehr kompetent für die Sozialfürsorge ein. Engagiert setzte sie sich aber auch für die Interessen der sozial Benachteiligten ein.

Eine Chronik des Darmstädter Caritasverbandes gibt an, dass ab März 1925 die Landtagsabgeordnete für die Zentrumspartei, Frau Elisabeth (Else) Hattemer Leiterin des Caritassekretariats gewesen sei, das sich zunächst in Räumen der Pfarrei St. Ludwig befunden hätte, ab 1926 aber in der Hügelstraße 20 residierte.

Das Landestheater war ein weiterer Arbeitsschwerpunkt. Dort sah sie in manchen zeitgenössischen Stücken einiger Klassiker einen Angriff auf Sitte und Moral.

Neben ihrer Funktion als Vorsitzende der Darmstädter Ortsgruppe im Katholischen Deutschen Frauenbund war sie Leiterin der Caritas in Darmstadt und später Mitglied des Diözesan-Caritas-Vorstandes.

In ihrem Haus in der Hermannstraße 43, in dem sie bis 1939 lebte, waren auch das Caritas-Sekretariat, die Stiftung Kinderhilfe des Katholische Deutschen Frauenbundes Zweigstelle Darmstadt und die Kinderkrippe des Katholischen Deutschen Frauenbundes Darmstadt untergebracht. Kurz vor Kriegsbeginn wurde die Krippe von den Nazis geschlossen. Als die Gestapo nach dem Attentat auf Hitler verstärkt Razzien durchführte, wurde auch sie gesucht, konnte jedoch durch einen Wohnungswechsel zu ihrem Sohn nach Viernheim einer Verhaftung entkommen. Nach dem Krieg unterstützte sie ihren Sohn in Viernheim in der Jugendarbeit. Auch wurde sie im Katholischen Frauenbund wieder aktiv.

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