DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Michel, Wilhelm (9.8.1877 Metz - 16.4.1942 Darmstadt) war ein deutscher Schriftsteller.

Er besuchte nach der Dorfschule in Frankenstein/Pfalz (heute Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn / Landkreis Kaiserslautern) bis 1896 das humanistische Gymnasium in Mainz und studierte anschließend Rechtswissenschaften in München. Hieran schloss sich 1900/1901 der Militärdienst an, und er lebte danach als freier Schriftsteller in München.

Nach einem Studium der Philologie und Rechtswissenschaften in Nürnberg und München ließ sich Michel 1901 in München als freier Schriftsteller nieder. In der Folgezeit war er als Kunstkritiker und Feuilletonist für verschiedene Zeitungen tätig.

1913 zog Michel nach Darmstadt und wurde Redakteur der Zeitschrift "Deutsche Kunst und Dekoration" des Verlegers Alexander Koch, dessen Tochter Herta er 1915 heiratete. 1919 gehörte er zu den Begründern der Darmstädter Sezession, verschwand aber nach zwei Jahren wieder von der Mitgliederliste. In der Folgezeit schrieb Michel für "Das Tribunal" und die sozialdemokratische Zeitung " Hessischer Volksfreund". 1925 wurde ihm der von der Hessischen Landesregierung der "Georg Büchner-Preis" verliehen.

1922 veröffentlichte er eine "Streitschrift zur Judenfrage" mit dem Titel "Verrat am Deutschtum", in der er sich mit dem erstarkenden Judenhass in Deutschland auseinandersetzt.

Das Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft von 1930 [8] enthält einen biografischen Beitrag über Michel. Danach habe er längere Studienaufenthalte in Frankreich und Holland unternommen und "gibt in Büchern, Aufsätzen und Vorträgen einen geistesgeschichtlichen Zeitkommentar und betätigt sich kunstschriftstellerisch an den Zeitschriften der Darmstädter Verlagsanstalt Alexander Koch." Politisch hatte sich Michel 1928 dem demokratischen Reichbanner Schwarz-Rot-Gold angeschlossen.

Über seine Zeit im Nationalsozialismus wird vielfach geschwiegen. So auch im Stadtlexikon [1], das lediglich seine Schrift "Das Leben Friedrich Hölderlins" erwähnt, die noch 1940 erscheinen durfte.

Doch Michel ließ sich nach 1933 mit den Nationalsozialisten ein. So schrieb er in dem Artikel "Die Kunst im neuen Deutschland" im Darmstädter Tagblatt am 2. Mai 1933, also direkt nach der Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die Nazis u. a.

"Im Felde der Kunst und ihrer Pflege sind neuerdings verschiedene Maßnahmen und programmatische Erklärungen ergangen. Sie lenken den Sinn auf die Frage, wie sich das neue Deutschland zum künstlerischen Zeitausdruck stellen wird. Für eine fruchtbare Erörterung dieser Frage gibt es nur eine Grundlage: die grundsätzliche Anerkennung der geistigen Veränderung, die sich in Deutschland angebahnt hat."

Einige markante Aussagen sind in der Abbildung zu lesen.

Zeitungsartikel
Auszüge aus dem Zeitungsartikel von Michel im Darmstädter Tagblatt vom 2. Mai 1933 [13]

Michel zeigt hier seine Bereitschaft zur Anbiederung an das NS-Regime. So wird er 1933 auch Mitglied der NS-Reichsschrifttumskammer und legt viele Publikationen vor. Ein Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten darf Michel für das Adressbuch der Stadt Darmstadt des Jahres 1934 das neue Darmstadt in dem 13-seitigen Artikel "Darmstadt ist schön" loben. In der Darmstädter Wochenschau Nr. 25/1938 wurde auf zwei Seiten über eine Kunstausstellung der GEDOK ("Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen") berichtet. Unter anderem durfte dort auch ein "von Wilhelm Michel gedichteter Weihespruch" vorgetragen werden.

Zuckmayer schreibt in seinem "Geheimreport" [1] über Michel:

"Aus einem vorzüglichen Literaturhistoriker, speziell Hölderlinforscher (und geradezu Hölderlinapostel) wurde (auf dem bekannten Umweg über Verbitterung, materielle und berufliche Erfolglosigkeit ein unduldsamer, bösartiger Nazimitläufer - der sich seinen früheren Freunden und der geistigen Schicht, aus der er kam, bewußt entfremdet und sich mit Gott und der Welt verfeindet und zerstritten hat. ...".

Eine detailreiche Kurzbiografie enthält die im Auftrag der Stadt Darmstadt vorgelegte Untersuchung von Köhn [14] über Darmstädter Strassennamen.

1953 benannte der Magistrat der Stadt Darmstadt die "Wilhelm-Michel-Straße" in Darmstadt-Bessungen nach ihm.

Er wohnte in der Hermannstraße 33 und ist auf dem Alten Friedhof begraben.


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