DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Tautphaeus, Adolf (2.7.1900 Wörrstadt - ...) studierte Rechtswissenschaften und legte 1922 an der Universität Gießen seine juristische Dissertation über "Die Stellung der neueren Theoretiker zum Volkssouveränitätsprinzip" vor.

Mit Wirkung vom 18. Dezember 1930 wurde er als Gerichtsassessor aus Mainz zum Amtsgerichtsrat in Offenbach berufen. Am 29. Januar 1934 erfolgte die Berufung zum Landgerichtsrat beim Landgericht Darmstadt. 1936 wurde er zum Oberlandesgerichtsrat in Darmstadt befördert.

Die Darmstädter Adressbücher der Jahre 1937 und 1940 führten ihn in der Heidelberger Straße 132, einem Haus, das dem "Haus Hessen" gehörte.

Tautphaeus war am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten und gehörte zur Ortsgruppe Bessungen. Am 5. November des gleichen Jahres hatte er sich auch deren Schlägerbande SA angeschlossen und wurde 1936 zum Sturmmann befördert. 1939 schied er wegen Untauglichkeit, bescheinigt durch ein ärztliches Attest, aus der SA aus.

Ab April 1940 war er Vizepräsident des Oberlandesgerichts Posen.

In der Veröffentlichung von Maximilian Becker "Mitstreiter im Volkskampf - Deutsche Justiz in den eingegliederten Ostgebieten" wird Tautphaeus zweimal erwähnt:

"45 Richter und Staatsanwälte waren Mitglied der SA, wobei einige nach dem Aufnahmestopp 1933 statt in die Partei in die SA eingetreten und nach ihrem NSDAP-Beitritt Mitglied geblieben waren. Für manche wie den Posener Oberlandesgerichtsrat Adolf Tautphaeus stellte die SA-Mitgliedschaft vor allem eine bequeme Möglichkeit dar, nach außen seine weltanschauliche Übereinstimmung zu demonstrieren, ohne sich zeitintensiv engagieren zu müssen. Tautphaeus ließ sich häufig entschuldigen, um nicht an den obligatorischen Wehrübungen seines SA-Sturms teilnehmen zu müssen. (Seite 86) ...

Die Posener Gerichtskantine versorgte sich wenigstens teilweise mit Fleisch aus Schwarzschlachtungen, das Justizbeamte unter Missbrauch ihrer Amtsstellung und der Drohung strafrechtlicher Konsequenzen von deutschen Gutsverwaltern erpressten. Einige, darunter der Posener Amtsanwalt Sternsdorff, der Vizepräsident des Oberlandesgerichts Adolf Tautphaeus und OLG-Rat Werner Klinge besserten auf diese Weise auch ihre private Verpflegung auf. (S.98)"

Nach 1945 war er als Rechtsanwalt in Mainz tätig.


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