DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Thiess, Frank Theodor (13.3.1890 Eluisenstein/Livland, heute Lettland - 22.12.1977 Darmstadt) war ein deutscher Schriftsteller.

Sein Vater, ein Baumeister, verließ mit seiner Familie 1893 das Baltikum. Frank besuchte Gymnasien in Berlin und Aschersleben und studierte nach dem Abitur in Berlin und Tübingen Germanistik, Philosophie und Geschichte. Er promovierte 1913/14 mit einer Arbeit über die "Die Stellung des Schwaben zu Goethe" zum Dr. phil..

Thiess nahm als Soldat bis 1915 am Ersten Weltkrieg teil. Von 1915 bis 1919 arbeitete er als Redakteur für Außenpolitik beim Berliner Tageblatt. Von 1920 bis 1921 war er Regisseur an der Volksbühne in Stuttgart, anschließend bis 1923 als Theaterkritiker beim "Hannoverschen Anzeiger". Ab 1925 ließ er sich als freier Schriftsteller in Berlin und am Steinhuder Meer nieder. Sein literarisches Werk ist umfangreich.

Thiess konnte in der NS-Zeit mehrere Werke publizieren, so zum Beispiel:

Nach 1945 konnte Thiess unvermindert weiter veröffentlichen. Er war auch Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

1952 ließ sich Thiess in Darmstadt nieder.

Marcus Hajdu setzt sich in seiner Dissertation intensiv mit der Stellung von Thiess zum Nationalsozialismus und seinen Versuchen, sich als "innerer Emigrant" zu stilisieren, auseinander. Hajdu arbeitete auch heraus, dass der Versuch von Thiess, sein Buch "Das Reich der Dämonen" zu einem herausragenden Zeugnis der "inneren Emigration" zu stilisieren und zu behaupten, es sei verboten worden, nicht zutreffe. Tatsächlich seien während des "Dritten Reiches" zwei Auflagen des Werkes erschienen. Richtig sei vielmehr, dass ein Besprechungsverbot verhängt wurde, das aber nur einen Monat gültig war. Das Propagandaministerium habe im Juli 1941 die Darstellung der germanischen Geschichte im "Reich der Dämonen" moniert und eine Korrektur der einschlägigen Passagen gefordert.

Wikipedia schreibt über Thiess unter anderem:

Nach 1945 machte er sich zum Wortführer der "Inneren Emigration", seine Angriffe auf den tatsächlich vor den Nazis emigrierten Thomas Mann bestärkten im In- und Ausland die Vorbehalte gegen die "Innere Emigration". Thiess rezensierte das Buch des geschichtsrevisionistischen Historikers David Leslie Hoggan: Der erzwungene Krieg, Die Ursachen und Urheber des 2. Weltkriegs positiv als "Leistung, die mit wissenschaftlicher Sorgfalt, seltener Noblesse und beispielhafter Gerechtigkeit von einem Amerikaner für Deutschland vollbracht wurde"; der rechtsextreme Grabert Verlag nutzte diese Rezension als Klappentext. 1965 publizierte er in der Deutschen National- und Wochenzeitung, seine Artikel wurden im Reichsruf, dem Organ der Deutschen Reichspartei nachgedruckt. Er unterstützte 'student', war Autor im 'Deutschen Studentenanzeiger', 'Konservativ Heute' und 'Deutsche Monatshefte'. Thiess gehörte dem Witikobund an. 1967 setzte er sich für die Freilassung von Rudolf Heß ein.

Eine 1981 vom Bundesarchiv Koblenz verantwortete Ausstellung mit dem Titel "'Freiheit, die ich meine...' - Ein Leitmotiv deutscher Dichtung 1517-1945" enthält auch eine Kurzbiografie von Thiess. Also die Institution, die für die Sammlung und den Erhalt des "Kulturgutes" verantwortlich ist, nimmt Thiess unter dem Rubrum "Freiheit die ich meine" in die Ausstellung und den Begleitkatalog auf und schreibt bezüglich dessen Zeit während des Nationalsozialismus: "Während der nationalsozialistischen Herrschaft lebte Thiess in Wien und Rom ...".

Im Stadtlexikon [4] ist Thiess mit einem Artikel vertreten. Fritz Deppert schreibt dort: "Er propagierte Elitedenken und stand der Demokratie ebenso skeptisch gegenüber wie der die Zeit immer mehr bestimmenden Technik".

Trotz dieser politischen Einordnung erachtete ihn das neue demokratische Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für würdig, ihn mehrfach mit hohen Ehrungen auszuzeichnen:

Hervorzuheben ist, dass Thieß der erste Träger der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung war. Sie wurde 1955 geschaffen vor allem für Verdienste auf kulturellem Gebiet vergeben.

Für seine Verdienste spricht auch, dass es 1965 einen Vorgang gab, in dem es um die Bewilligung eines Ehrensoldes ging. Darüber hinaus benannte die Stadt Darmstadt 1981 im Park Rosenhöhe einen Weg nach ihm, den Thießweg. Das Adressbuch verzeichnete 1960 seinen Wohnsitz in der noblen Gegend Am Löwentor 16.

Frank Thiess wurde auf dem Waldfriedhof Darmstadt (Grabstelle: L 3d 3) bestattet.


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