DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Waldkolonie
Der Stadtteil "Waldkolonie" im Westen Darmstadts entstand mit Beginn des 20. Jahrhunderts in mehreren Phasen.
Mit
dem Bau der sog. "Frontkämpfersiedlung" in der bis dahin mit
Kiefernwald bewachsenen Darmstädter Waldkolonie wurde am 21.März1934 in
Anwesenheit von Gauleiter Jakob Sprenger begonnen.
Bis
1935 waren bereits 50 der kleinen einstöckigen satteldachgedeckten
Siedlungshäuser fertiggestellt, die vor allem von "Frontkameraden,
Kriegsbeschädigten und (...) Kameraden der Bewegung, vor allem die der
SA und SS" bezogen wurden. Je zwei Wohnhäuser, die sich jeweils "in
Farbe und Form" etwas vom Nachbarn unterschieden, waren baulich
zusammen gefasst, wobei der dadurch entstandene Raum für Stallgebäude
genutzt wurde. An die Rückfront der Häuser schloss sich ein jeweils 900
qm großer Nutzgarten an, durch dessen Bewirtschaftung die Bewohner auch
in Kriegszeiten in der Lage sein sollten, sich selbst zu versorgen.
Die
Anlage der Siedlung Waldkolonie entstand im Zuge des "vom Führer bei
der Machtergreifung verkündeten Siedlungsgedankens", wobei diese
sogenannten Siedlerstellen nicht nur zur Selbstversorgung der Bewohner
beitragen, sondern auch "den Arbeiter mit der 'Scholle' verbinden und
ihn zu einem politisch zuverlässigen Träger des NS-Staates machen"
sollten. Dementsprechend stand der "Gemeinschaftsgedanke", "der in echt
nationalsozialistischem Sinne unter den Kameraden hier verwirklicht
wurde", im Vordergrund. Anders als beim Siedlungsbau der 20er Jahre,
der bevorzugt aus Geschosswohnungen bestand, wurden für den
nationalsozialistischen Siedlungsbau der gartenumgebenen Kleinhäuser
bezüglich der städtebaulichen und architektonischen Gestaltung keine
idealistischen Gedanken formuliert. Sie entstanden aus rein
pragmatischen sowie nationalistisch-ideologischen Überlegungen.
In
der Nachkriegszeit hatte man sich intellektuell mit den Siedlungsbauten
des Nationalsozialismus nicht auseinandergesetzt, "was angesichts der
Wohnungsknappheit und der nicht allzu aussagekräftigen Architektur auch
nicht weiter verwundert".
Q:
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