DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Avemarie, Friedrich (20.6.1893 Grube Messel bei Darmstadt - ...) war ein Studienrat und ein nationalsozialistischer Schriftsteller aus Darmstadt.

Bodo Rahn veröffentlichte im "Jahrbuch des Kreises Wesel" von 2013 eine Biografie von Avemarie. Motiviert zu seinen Forschungen wurde er anlässlich eines Klassentreffen des Abiturjahrgangs 1959 im Jahr 2006 in der Schule in Neukirchen (Kreis Wesel), an der Avemarie als Direktor wirkte. Nach Rahn übten seine Vorfahren den Schreiner-Beruf aus, der Vater sei Schreinermeister gewesen und Friedrich der erste Akademiker der Familie. Er hatte 1911 am Neuen Gymnasium in Darmstadt das Abitur abgelegt und studierte anschließend unter anderem in Gießen und Frankfurt.

Veröffentlichung
Veröffentlichung Avemarias aus dem Jahr 1933 [3]

Avemarie heiratete am 8. oder 10. Dezember 1917 und hatte vier Kinder. Nach Angaben im Melderegisterblatt wohnte er 1914 in Gießen und zog 1919 nach Darmstadt.

1917 wurde er in Gießen mit einer Arbeit über "Das revolutionäre Dogma der 'natürlichen' Grenzen im Lichte der gleichzeitigen deutschen Publizistik, unter besonderer Berücksichtigung der Flugschriften" promoviert.

Das Adressbuch von 1921 führte erstmalig einen "Lehramtsassessor, Dr. Friedrich Avemarie, Martinstr. 62". 1927 und 1929 wiederholte sich der Eintrag, wobei er nun als Eigentümer der Liegenschaft geführt wurde. 1930 fehlte ein Eintrag. 1933 und 1934 führte ihn das Adressbuch als Eigentümer, aber nicht im Hause wohnend.

Er engagierte sich offenbar bereits in jungen Jahren in der Evangelischen Kirche. Nach Jaekel wurde "Dr. Avemarie, Studienrat" 1923 in den Evangelischen Landeskirchentag gewählt. Auch 1929 gehörte er wiederum (oder immer noch) dem Evangelischen Landeskirchentag an.

1928 war Avemarie Studienrat geworden, obgleich Jäkel bereits 1923 diesen Titel für ihn verwendete. Am 18. April 1929 meldete er sich mit Familie in Darmstadt ab und verzog nach Neukirchen, wo er Schulleiter des Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn wurde.

1932 legte er eine zweite Dissertation mit dem Titel "Friedrich Wilhelm Dörpfeld in seinen pädagogischen Theorien" an der Technischen Hochschule in Braunschweig vor.

Bis 1932 war Avemarie Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, trat dann dem Christlich-Sozialen Volksdienst bei bis er sich dann am 1. Mai 1933 der NSDAP anschloss.

Im Entnazifizierungsverfahren wurde er von der britischen Militärregierung als Mitläufer eingestuft und aus dem Schuldienst entlassen. Auf seine Initiative wurde in einem weiteren Entnazifizierungsverfahren durchgeführt, in dem "auffallend viele Entlastungszeugen" (Rahn) zu seinen Gunsten aussagten. Hierfür wurde später der Begriff "Persilscheine" verwandt. Er führte an, dass 1937 gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet worden sei und er ein Redeverbot erhalten habe. Auch sei er von der Hitlerjugend (HJ) bekämpft worden. Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP bezeichnete er als "unfreiwillig". Insgesamt präsentierte er sich eher als Gegner der Nationalsozialisten. Rahn: "Seine NS-Schriften habe er als 'Ausdruck einer ersten, wenn auch irregeleiteten idealen Auffassung vom Wesen des Nationalsozialismus' geschrieben". Im Ergebnis wurde er im Berufungsverfahren als "entlastet" eingestuft. Die Version des Parteiausschlussverfahrens stützt ein Eintrag im Regierungsblatt von 1937, wonach er auf Nachsuchen als Beamter entlassen wurde.

Nach 1946 setzte die "Deutsche Verwaltung Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone" Bücher von Avemarie auf die "Liste der auszusondernden Literatur". Es handelte sich u. a. um die Titel

Nach dem er seine "Entlastung" im Entnazifizierungsverfahren erreicht hatte, wurde er 1949 zum Studiendirektor ernannt und als Beamter auf Lebenszeit übernommen. Mitte der 1950er Jahre bat er um Entlassung und übernahm eine Pfarrstelle in Hessen.

Am 19. Oktober 1958 hielt Dr. Dr. Avemarie zum 70. Jahresfest der Darmstädter Stadtmission den Festgottesdienst.

Im Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums sind von ihm über ein Dutzend Veröffentlichungen aufgeführt, unter anderem:

In den Listen der auszusondernden Literatur sind von ihm folgende Werke aufgeführt:

Die Internetversion des Stadtlexikons berichtet von der Bildung eines "Stadtausschuss" im Mai 1945, in den der amtierende Oberbürgermeister Ludwig Metzger unter anderem auch Friedrich Avemarie berief.


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