Rudolf Börsig kam 1905 mit seinen Eltern nach Darmstadt und begann in der Darmstädter Kunstanstalt F. Wirtz eine Lithographen- und Druckerausbildung, der sich die Meisterprüfung 1924 anschloss. Nach weiterer beruflicher Weiterbildung außerhalb Darmstadts kehrte er 1929 zur Kunstanstalt Wirtz zurück, die er 1937 übernahm und ab 1937 unter "Kunstanstalt Rudolf Börsig" weiterführte.
Im Rahmen eines Ermittlungs- und Strafverfahrens gegen den in Darmstadt wohnenden Otto Seifert, dem vorgeworfen wurde, durch den Vertrieb von auf eigene Rechnung hergestellter und verkaufter Propagandapostkarten der Ortsgruppe Darmstadt des Saarvereins zur Unterstützung des "Abstimmungskampfes" fortgesetzten Betrug begangen zu haben, kam auch Börsig in den Fokus der Polizei.
In der Anklageschrift gegen Seifert vom 19.9.1935 hieß es:
Börsig unterstützte die von den Nationalsozialisten offensiv betriebene Kampagne zur Angliederung des Saargebiets an das Reich, in dem er mit dem Saarverein geschäftlich verkehrte und - wie die Vernehmung am 6.6.1935 durch die Kriminalpolizei ergab, die abredewidrigen 70.000 bis 75.000 Propagandapostkarten druckte .
Von den rund 540.000 Stimmberechtigten votierten am 13. Januar 1935 90,5 Prozent für Deutschland. Für den Anschluss an Frankreich stimmten nur 0,4 Prozent.
Am 1. März 1935 erfolgte der Anschluss des neu geschaffenen Gau Saarland unter Gauleiter Josef Bürckel (1895-1944) - die nationalsozialistische Gleichschaltung setzte unmittelbar ein. Nach der Abstimmung flüchteten rund 8.000 von Verfolgung Bedrohte aus dem Saargebiet. Die "Heimkehr der Saar" wurde als der bis dahin größte Erfolg Hitlers gefeiert.
In der NS-Zeit hatte die Kunstanstalt ihren Sitz in der Landwehrstraße 10, Börsig wohnte in der Alicenstraße 23. Nach 1945 wurde die Druckerei im Donnersbergring 20 betrieben und Börsig wohnte in der Seekatzstraße 28 (Eigentümer).
Börsig zog sich 1956 schrittweise aus dem Geschäft zurück, verpachtete es 1956 und verkaufte es schließlich 1959. Vier Jahre später wurde das Unternehmen aus dem Handelsregister gestrichen.
Frau Maria Schilling, geboren am 5.7.1909 in Groß-Gerau, die spätere Frau von Rudolf Börsig, legte im Dezember 1935 an der Frankfurter Universität ihre naturwissenschaftliche Dissertation über das Thema "Analytische Untersuchung der wirtschaftlichen und kulturellen Einflußsphäre der Stadt Darmstadt" vor. Der Druck erfolgte durch Buchdruckerei und Verlag Kichler GmbH, die sich bereits vor der NS-Zeit mit zahllosen NS-Veröffentlichungen hervortat. Im Vorwort bedankt sich die Verfasserin bei der Stadt Darmstadt, "die mir weitgehendste praktische und geldliche Unterstützung bot". Im Beitrag über "Zeitungen" hebt sie die drei Zeitungen "Darmstädter Zeitung", "Darmstädter Tagblatt" und "Hessische Landeszeitung" hervor. Bei der Hessischen Landeszeitung erwähnt sie richtiger Weise, dass die Zeitung "früher stets national eingestellt" war und seit dem 1.7.1932 amtliches Organ der NSDAP, Gau Hessen, sei. In der Tabelle 23 "Bezieher der hessischen nationalsozialistischen Presse, Hessische Landeszeitung, im Juni 1933" stellt sie im Detail die Abonnenten nach Wohnort, Zahl der zugestellten Zeitungen und Art des Transports dar. In Darmstadt sind es fast 13 tausend Abonnenten, insgesamt zählt sie 26.481 Bezieher. In der Darmstädter Wochenschau wird die Arbeit ausführlich und positiv besprochen.
Maria Schilling, Tochter des Oberstudienrats und Privatdozenten an der Technischen Hochschule Darmstadt, Professor Dr. Schilling, besuchte von 1916 bis 1929 die Viktoriaschule und begann im Sommersemester 1929 ein Philologie-Studium an der Frankfurter Universität. Ihre Dissertation schrieb sie bei den Professoren Dr. Hans Schrepfer und Dr. Walther Behrmann.
Nach dem Krieg leitete sie das Statistikamt der Stadt Darmstadt. Sie vermachte der Stadt eine Erbschaft von 485.000 Euro, mit der ein neues Affenhaus, das "Dr.-Maria-Börsig-Haus" im Vivarium finanziert wurde.