DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Essinger, Adam (29.2.1908 Reichenbach im Odenwald - 11.4.1962 Lindenfels) war ein gelernter Schreiner und später SS-Wachmann und Kriminalpolizist.

Essinger besuchte von 1914 bis 1920 die Volksschule in Reichenbach und begann 1922 eine Lehre als Schreiner. 1932 erhielt er den Meisterbrief der Hessischen Handwerkskammer in Darmstadt.

Offenbar gelang ihm kein längerfristiger Eintritt in das Berufsleben.

Im März 1932 trat er der SS und am 1. Mai auch der NSDAP bei.

Im November 1934 erhielt er eine Anstellung bei der Deutschen Reichsbahn und verzog nach Darmstadt und 1938 nach Griesheim in die Frankfurter Straße 15. Im Adressbuch führte er die Berufsbezeichnung "SS-Wachmann":

SS-Wachmann
Eintrag im Adressbuch von 1940 [4]

1940 wurde er Gefängnisoberwachtmeister, 1941 Kriminalassistenten-Anwärter und nach Besuch der Polizeischule in Fürstenberg 1942 Kriminalassistent.

Ab 1941 gehörte er wieder zur NSDAP-Ortgruppe Darmstadt und wohnte in der Pankratiusstraße 63. Im Adressbuch von 1942 wurde er als Polizeibeamter geführt. Eingesetzt war er bei Gestapo Darmstadt als Kriminalassistent. Bei der SS hatte er den Dienstgrad eines Ober-Scharführers.

Essinger wurde im Dezember 1942 zur Sicherheitspolizei einberufen und nach Vichy in Frankreich versetzt. Später erfolgte auch ein Einsatz in Oslo, wo er bei Kriegsende in britische Kriegsgefangenschaft geriet.

Am 9. April 1947 wurde er zurück nach Deutschland in das Gefängnis in Hamburg-Altona überstellt, dann an Frankreich ausgeliefert und in Wittlich/Eifel inhaftiert, von wo er im Juni 1947 nach Paris überstellt wurde.

Am 2. März 1950 wurde Adam Essinger vom Militärgericht in Lyon zum ersten Male zum Tode verurteilt. Ein zweites Todesurteil wurde am 24. Januar 1951 in Marseille verkündet. Der Vorwurf lautete, dass er nicht gegen die Misshandlung eines französischen Polizeikommissars durch einen deutschen Offizier eingeschritten sei. Der Misshandelte stand im Verdacht, einer französischen Widerstandsgruppe anzugehören.

Schließlich wurde er in Paris unter Anrechnung der bisherigen Haftzeiten zu einer Zeitstrafe verurteilt und danach aus der Haft entlassen.

Am 25. Oktober 1951 meldete er sich offiziell in Reichenbach zurück.

Anmerkung: Sämtliche Angaben wurden der Dokumentation "Der Fall Essinger" der Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl entnommen, die eine ausführliche Biografie Essingers und eine Einordnung in den zeithistorischen Kontext enthält.


Q: [1] [2] [3] [4], Abbildung: [4]

 

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