DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Gerhart-Hauptmann-Straße Die Straße in Darmstadt-Arheilgen wurde 1952/53 nach dem Dichter Gerhart Hauptmann (15.11.1862 Ober-Salzbrunn in Schlesien - 6.6.1946 Agnetendorf/Agnieszków in Schlesien) benannt

Gerhart Hauptmann war ein deutscher Dramatiker und Schriftsteller.

Er besuchte von 1868 die Dorfschule und ab 1874 die Schule in Breslau. 1878 begann er eine Landwirtschaftausbildung, die er aus gesundheitlichen Gründen abbrach. Ab 1880 besuchte die Bildhauerklasse der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau. Im Jahr 1882 immatrikulierte er sich an der Universität Jena und besuchte philosophie- und literaturwissenschaftliche Vorlesungen. 1883 unternahm er eine Italienreise und arbeitete in Rom als Bildhauer. Ein Jahr später immatrikulierte er sich an der Universität in Berlin und begann 1884 eine Zeichenausbildung in Dresden. Ein in Berlin begonnenes Studium der Geschichte brach er ab. 1885 heirate er Marie Thienemann, von er sich 1904 scheiden ließ, und am 18. September 1904 seine zweite Ehefrau Margarete Marschalk.

Seine bekannten Werke waren 1889 das Drama "Vor Sonnenaufgang" und 1892 "Die Weber".

1905 trat er der von dem Mediziner Alfred Ploetz 1905 gegründeten "Gesellschaft für Rassenhygiene" bei. Er bejahte den Ersten Weltkrieg und legte 1918 ein öffentliches Bekenntnis zur Republik ab.

Nach der "Machtergreifung" Adolf Hitlers unterzeichnete er am 16. März 1933 eine Loyalitätserklärung der Deutschen Akademie der Dichtung, Sektion der Preußischen Akademie der Künste. Im Sommer 1933 habe er, sagen Zeugen, die Mitgliedschaft in der NSDAP beantragt, die allerdings von den örtlichen Parteidienststellen abgelehnt wurde.

Im Oktober 1942 ließ er sich von dem 1937 der NSDAP beigetretenen und von Hitler 1937 zum Professor berufenen und in der NS-Zeit bekanntesten Künstler Arno Breker eine Büste anfertigen.

Nach Köhn [9] hatte Hauptmann entgegen einer verbreiteten Vorstellung kaum unter Aufführungsverboten zu leiden – mit einer wichtigen Ausnahme: An eine Aufführung seines zentralen Werks "Die Weber" war zwischen 1933 und 1945 nicht zu denken.

Weiter heißt es bei Köhn:

"Auch trug er die außenpolitische Entwicklung im NS-Deutschland der Jahre 1934 bis 1939 vollständig mit. Bereits im November 1933 wurde in deutschen Zeitungen eine Erklärung Hauptmanns veröffentlicht, in der er den "Austritt aus dem sogenannten Völkerbund, den unser leitender Staatsmann verfügt hat", befürwortete. Auch der Überfall auf Polen und der Krieg gegen Frankreich, Belgien und die Niederlande schien Hauptmann nicht vom "Führer" und dem NS-Regime zu entfremden, wie ein Tagebucheintrag nahelegt: "Deutschland steht vor der Weltherrschaft, jedenfalls von Europa unter deutscher Führung. […] und ein einziger, übermenschlicher Wille, der Wille Hitlers, hat es bewirkt". Weniger eindeutig ist Hauptmanns Auffassung zu Hitlers "Judenpolitik". Mit ignoranten Bemerkungen soll Hauptmann die Verfolgung der Juden durch das NS-Regime abgetan haben – obwohl viele seiner jüdischen Freunde in Konzentrationslager deportiert oder ins Exil getrieben wurden. Hauptmann wurde von (ehemaligen) Weggefährten vorgeworfen, dass er weiterhin ein erlesenes Frühstück in einem Luxushotel dem Blick in die politische Realität vorgezogen hätte. Zugleich setzte sich Hauptmann 1933 und 1934 in Einzelfällen für rassisch Verfolgte ein, etwa für Max Liebermann und Oskar Loerke, und verfasste im Oktober 1934 einen Nachruf auf den Verleger Samuel Fischer. In den folgenden Jahren fanden sich hingegen kaum mehr Belege dafür, dass sich Hauptmann für Verfolgte des NS-Regimes aktiv einsetzte. ... Dennoch wurde Hauptmann 1944 als "überragende nationale Persönlichkeit" auf die sogenannte "Gottbegnadeten-Liste" aufgenommen: Er fand Eingang auf die "Sonderliste der sechs wichtigsten Schriftsteller". Ein interessantes (und zugleich irritierendes) Ergebnis der jüngeren biografischen Forschung zu Hauptmanns Wirken in der NS-Zeit liegt in der Erkenntnis, dass in seiner niederschlesischen, herrschaftlichen Villa "Wiesenstein" in Agnetendorf, die der Schriftsteller selbst als Ort innerer Emigration verklärte, neben Kritikern der NS-Herrschaft auch einflussreiche Repräsentanten des NS-Regimes verkehrten, darunter der Generalgouverneur Hans Frank ("Judenschlächter von Krakau"), den Hauptmann – laut Peter Sprengel – "gerade menschlich" schätzte. In einer seiner letzten Veröffentlichungen (im Auftrag des Propaganda-Amts Breslau), dem Prosatext "Dresden", berichtete Hauptmann von der Bombardierung der Stadt im Februar 1945, deren Zeuge er geworden war. Durch gezielte Kürzung gelang es den zuständigen NS-Stellen, aus der von Hauptmann eigentlich formulierten Klage eine Anklage (gegen die Kriegsgegner) zu machen."

Selbst zur Bücherverbrennung 1933 "sah er kein Zeichen für die künftige geistige Uniformierung" schreibt Hans Sarkowicz.

Hauptmann erhielt zahlreiche Ehrungen, unter anderem 1896, 1899 und 1905 den Grillparzer-Preis, 1909 den Ehrendoktor der Universität Leipzig, 1912 den Nobelpreis für Literatur, 1922 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main, 1924 den Orden Pour le Mérite (Friedensklasse), 1932 den Ehrendoktor der Columbia University und 1944 die Aufnahme auf die sogenannte "Gottbegnadeten-Liste". 1942 wurde ihm nach Klee [8] im November 1942 der Ehrenring der Stadt Wienn, die höchste Auszeichnung Baldur von Schirachs verliehen. Post hum wurden zahlreiche Straßen, Schulen und Gedenkstätte nach ihm benannt, so auch 1953 in Darmstadt die Gerhart-Hauptmann-Straße in Eberstadt.

Da Hauptmann seit 1926 bis 1943 die Sommermonate auf der Insel Hiddensee verbrachte, wurde sein Leichnam 1946 von Agnetendorf überführt und auf dem kleinen Friedhof Insel Hiddensee bestattet.


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