DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Schroeder, Ernst Adolf Louis (8.9.1889 Bartenstein/Ostpreußen - 14.10.1971 Darmstadt) war vom 27.12.1948 bis 1.4.1961 Bürgermeister der Stadt Darmstadt. Obwohl seine Amtszeit erst 1966 abgelaufen wäre, beantragte Schroeder krankheitsbedingt seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand.

Schröder hatte Rechts- und Staatswissenschaften studiert, nahm am Erster Weltkrieg teil und wurde schließlich 1930 zum Oberbürgermeister von Schneidemühl (heute: Piła) gewählt, wo ihn die Nationalsozialisten, nach Angaben von Dotzert in [1], absetzten. Dennoch konnte er von 1934 bis 1940 als Stadtkämmerer von Breslau und von 1940 bis 1945 als Oberbürgermeister von Königshütte (heute: Chorzów) in Westpreußen amtieren.

Nach Flucht und Internierung durch die Amerikaner gelang Schroeder eine beispielhafte Karriere. Er kam 1948 nach Darmstadt, wo die Stadtverordnetenversammlung den Neuzugang, inzwischen FDP-Mitglied, am 2. Dezember 1948 zum Bürgermeister wählte. Das Adressbuch von 1952 gibt als Wohnsitz die Jahnstraße 82 an. Aus Anlass seines 80. Geburtstages wurde ihm allseits bescheinigt, dass er "in verantwortungsreicher Position entscheidend dazu beitrug, die Stadt am Woog aus den Trümmern neu zu bauen und sie in fleißiger, umsichtiger Arbeit mit Verstand und ungebrochenem Lebensmut in neue kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung zu führen".

Hinsichtlich seiner Situation im Nationalsozialismus wird ihm "seine aufrechte Haltung, sein Rechtsbewusstsein, sein klarer Blick und seine politische Überzeugung nach 1933 zwangsläufig auf Kollisionskurs mit den Herren der Saison hatte führen müssen". Eine in der Tat schöne Rede zu einem 80. Geburtstag.

Zur vornehm in allen Quellen beschwiegenen Wahrheit gehört aber auch, dass Schroeder 1937, also nach Ende der Aufnahmesperre, Mitglied der Partei wurde, die den Zweiten Weltkrieg und damit auch Darmstadts Verwüstung verantwortet. Neben seiner Mitgliedschaft in der NSDAP war er auch von 1940 bis 1945 im NS-Kraftfahrkorps organisiert.

Q: [1] [2] [3] [4]

 

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