DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Steitz, Heinrich Georg Philipp (24.1.1907 Fürfeld/Rheinhessen - 27.09.1998 Mainz) war ein deutscher evangelischer Theologe und Sohn eines Kürschners und Mützenmachers.

Von 1913 bis 1921 besuchte er die Fürfelder Volksschule und wechselte 1921 zur Aufbauschule in Alzey, wo er Ostern 1927 die Reifeprüfung bestand. Ab Sommersemester 1927 studierte er Theologie, Germanistik und Geschichte in Gießen und Jena. 1927 schloss er sich der farbentragenden nichtschlagenden christlichen Studentenverbindung Wingolf an.

Heinrich Steitz
Die Darmstädter Zeitung vom 18. Mai 1944 widmete dem
"Oberleutnant Dr. Heinrich Steitz" einen Artikel [7]

Im Sommersemester 1931 legte Steitz in Gießen das Erste theologische Examen ab, das Zweite im November 1932 in Darmstadt. Danach war er zu Pfarrdiensten in Offenbach, Worms und Petterweil tätig. 1936 promovierte er an der Universität Gießen mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit über "Katechismusunterricht, die Vorstufe evangelisch-kirchlicher Jugendarbeit in Hessen".

1962 verlieh ihm die Theologische Fakultät Marburg die theologische Ehrendoktorwürde. Im Wintersemester 1936/37 immatrikulierte er sich in Gießen, um seine Studien in Deutsch und Geschichte fortzusetzen und schloss am 18.6.1938 mit der wissenschaftlichen Prüfung für das höhere Lehramt (Staatsprüfung) für die Fächer Religion (1. Hauptfach), Deutsch (2. Hauptfach), Geschichte (Nebenfach) und Volkskunde (Zusatzfach) ab. Das Zweite Examen bestand er 1941 in Darmstadt. Mit einer germanistischen Dissertation über "Die Namen der Gemarkung Petterweil" wurde Steitz am 15. August 1938, ebenfalls in Gießen, auch zum Dr. phil. promoviert.

Ab September 1937 wurde er zur hauptamtlichen Erteilung von Religionsunterricht am Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt aus dem Kirchendienst beurlaubt, und ab 16. November 1937 wurde er vom Reichsstatthalter nachträglich unter Berufung in das Beamtenverhältnis für die Dauer dieses Auftrags mit der Vertretung des erkrankten Studienrats Dr. W. Hammann am Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt beauftragt. Im Sommer 1939 erhielt er außerdem einen Auftrag zur Abhaltung von Vorlesungen und Übungen in evangelischer Religionslehre an der Hochschule für Lehrerbildung in Darmstadt.

Zum Studienassessor und in das Beamtenverhältnis wurde er am 1. April 1941 berufen, zum Studienrat am 26. August 1944.

Zum 1. Dezember 1945 wurde Steitz nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft von der Evangelischen Landeskirche in Hessen die Pfarrassistentenstelle in Mainz-Bischofsheim übertragen. Vom 1. März 1947 bis 28. Februar 1956 war Steitz dann Inhaber der Pfarrstelle Mainz-Bischofsheim, vom 9. Oktober 1950 bis 28. Februar 1956 auch Dekan des Dekanats Groß-Gerau. Mit dem Wechsel auf die Pfarrstelle Mainz-Gonsenheim am 1. März 1956 erlosch für ihn das Dekanamt.

Nach seiner Habilitation an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Mainz im Januar 1964 für das Fach Kirchengeschichte ernannte der rheinland-pfälzische Kultusminister am 23. Dezember 1965 den Pfarrer und Privatdozenten zum außerplanmäßigen Professor. Mit Wirkung vom 28. August 1968 wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und Professor an der Mainzer Universität unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit ernannt. Dies bedeutete sein Ausscheiden aus dem Dienst der EKHN.

Am 23. September 1968 beschloss die Kirchenleitung der EKHN, Steitz die Rechte des geistlichen Standes unter dem üblichen Vorbehalt des Widerrufs zu belassen.

Auch nach seiner universitären Ruhestandsversetzung zum 31. Januar 1973 blieb Steitz dem Pfarramt verbunden. So versah in der Folgezeit einige Pfarrstellen.

Steitz war, so heißt es bei Karl Dienst "neben dem Pfarramt in besonderer Weise auch der Wehrmacht verbunden". So leistete er 1936 bei der 19. Erg. Battr. in Fulda den aktiven Wehrdienst ab. Es schlossen sich militärische Übungen 1937 und 1938 an. Mit Kriegsbeginn wurde Steitz zur Wehrmacht einberufen. Seine Einsatzorte waren 1939 bis 1940 der Westwall (Raum Weißenburg, Lauterburg), 1940 der Frankreich-Feldzug. Am 1. Juni 1940 wurde er zum Leutnant d.R. befördert.

Vom Juli 1940 bis Januar 1941 war Steitz mit dem Art. Rgt. 246 im Raum Darmstadt, ab Februar 1941 mit dem Art. Rgt. 246 in Frankreich stationiert. Ab 1. August 1941 nahm Steitz am Russlandfeldzug teil. Am 1. Juni 1942 erfolgte die nächste Beförderung zum Oberleutnant der Reserve.

Steitz war ein unermüdlicher Kämpfer in der NS-Armee. So kämpfte er vom 23. November 1944 bis zum 9. Mai 1945 bei der Hollandverteidigung. Für seinen konsequenten Einsatz im Rahmen des nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungskrieg der Nazis wurde er vielfach ausgezeichnet (siehe Abbildung).

Da Steitz auch Mitglied einer nationalsozialistischen Organisation und/oder Partei war, hatte er sich in einem Entnazifizierungsverfahren zu verantworten.

Wo oben bereits beschrieben, konnte er seine Karriere in Kirche und Staatsdienst bis zur Berufung zum Professor fortsetzen. Das Adressbuch der Stadt Darmstadt von 1942 verzeichnete ihn als "Dr. phil., Pfarrer" in der Soderstraße 107.


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