DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Troost, Paul Ludwig(17.8.1878 Elberfeld - 21.1.1934 München) war ein deutscher Architekt.

Nach dem Volksschulbesuch wechselte Troost 1887 an das städtische Realgymnasium.

Im Baubüro von Georg Haude und Heinrich Metzendorf begann er 1894 eine Lehrausbildung und studierte ab Wintersemester 1896/97 Architektur an der Technischen Hochschule Darmstadt. Hier entstanden auch erste Kontakte zu August Buxbaum, dem späteren Stadtbaurat, Bürgermeister und nach 1945 auch Stadtverordneten der extremen rechten "Deutsche Partei".

Im März 1898 brach Troost das Studium nach drei Semestern ab. Anschließend intensivierte er seine Mitarbeit im Atelier des Architekten und TH-Professors Karl Hofmann, in dem er bereits seit Ende 1897 - zusammen mit Buxbaum - arbeitete. 1899 unternahm er eine Reise durch Italien, um die Architektur und Kunst Italiens zu studieren.

Troost und Hitler
Paul Ludwig Troost und Hitler in Troosts Münchner Atelier 1932 [1]

Nach Mitarbeit in verschiedenen Ateliers trat er im Oktober 1901 freiwillig für ein Jahr in das Grenadierregiment 116 des XVIII. Armeekorps von Hessen-Nassau in Gießen ein, aus dem er allerdings wegen eines Herzfehlers schon nach vier Wochen wieder entlassen wurde.

Im März 1903 ließ sich Troost als selbständiger Architekt in München nieder und entwarf zahlreiche Luxusvillen, womit er große Bekanntheit erlangte. Hier gründete er mit anderen die "Münchener Vereinigung für angewandte Kunst", die 1910 in "Münchner Bund" umbenannt wurde.

Ab 1912 arbeitete Troost für große Werften wie "Norddeutsche Lloyd" oder "Germania-Werft" in Bremen und war für die Innengestaltung von Luxusdampfern zuständig. Troost galt als Deutschlands Luxusarchitekt [1].

Nach Nüsslein [1] stand Troost zu den revolutionären Entwicklungen 1918/19 eher skeptisch, den gemäßigten Linken gegenüber habe er eine gewisse Sympathie erkennen lassen, "während er die kommunistischen Regime wegen der chaotischen Zustände und Generalstreiks" abgelehnt habe.

Die Deutsche Bauzeitung von 1930 berichtete von der Gestaltung der Innenarchitektur des großen Luxusdampfers "Europa" durch Prof. Troost.

1930 lernte Troost Adolf Hitler kennen und avancierte sehr schnell zum "Ersten Baumeister des Führers". Für Hitler baute er die Münchner Parteizentrale ("Braunes Haus") um und plante in dessen Auftrag weitere Repräsentationsbauten der Nationalsozialisten. Er war anschließend fast nur noch für die Nationalsozialisten tätig, unterstützte sie auch finanziell und wurde am 1. August 1930 Mitglied der NSDAP. Nach anderen Quellen sei er 1932 der Partei beigetreten.

Noch vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten hatte Troost im Frühjahr 1932 Entwürfe für einen Führerbau am Münchner Königsplatz angefertigt.

"In Verbindung mit Adolf Hitler leitete er seit 1931 den Ausbau des Braunen Hauses in München und schuf die Entwürfe für das "Haus der Deutschen Kunst" und die Neugestaltung des Königsplatzes in München mit den Parteibauten", heißt es im Neuen Brockhaus von 1942 [7].

Als Architekt der Nazis war Troost praktisch der Vorgänger von Albert Speer.

Das Werkverzeichnis Troosts enthält zwei Projekte mit einem gewissen Darmstadt-Bezug. Zum einen beteiligte er sich zusammen mit August Buxbaum am Wettbewerb 1898-1999 für einen Neubau des Ausflugslokals "Oberwaldhaus" und erhielt hierfür den 1. Preis. Realisiert wurde jedoch der Entwurf Frenay und Kling. Der zweite mittelbare Bezug zu Darmstadt stellte seine Beteiligung am "Ehrenmal für die Gefallenen des Hitlerputsches von 1923, München" dar, deren Inschrift auch Martin Faust aus Darmstadt enthielt.

Im "Der Neue Brockhaus" von 1942 wurde Troost mit einem mehrzeiligen Eintrag geehrt. Es heißt dort zum Beispiel:

.hat an der Gestaltung des Baustils des Dritten Reiches entscheidenden Anteil. Er schuf zunächst durch einheitliche Raumgestaltung und vornehme Farbwirkung ausgezeichnete Inneneinrichtungen, besonders der Luxusdampfer des Norddeutschen Lloyd, Wohnhausbauten in einem gediegenen, an die Überlieferung anknüpfenden Stil. In Verbindung mit Adolf Hitler leitete er seit 1931 den Ausbau des Braunen Hauses in München und schuf die Entwürfe für das "Haus der Deutschen Kunst" und die Neugestaltung des Königsplatzes in München mit den Parteibauten. 1937 wurde ihm als erstem der Deutsche Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft zugesprochen".

Durch seinen Tod 1934 hat er die Fertigstellung vieler seiner im Auftrag der Nationalsozialisten geplanten Bauten nicht erlebt. Troost erhielt auf Anordnung Hitlers ein Staatsbegräbnis. Er wurde auf dem Münchner Nordfriedhof bestattet.


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