DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Walb, Ludwig (23.10.1907 Steinbach bei Gießen - 1992) war als Arzt in Darmstadt tätig.

Er besuchte von 1914 bis 1919 die Volksschule in Steinbach und danach die Oberrealschule in Gießen, wo er am 3. März 1927 die Reifeprüfung ablegte.

Nach dem Abitur studierte er in Gießen Medizin und bestand im Sommer 1929 die ärztliche Vorprüfung. Das Sommersemester 1930 studierte er in Wien und danach wieder in Gießen. Am 7. Dezember 1932 bestand er das medizinische Staatsexamen, dem sich eine Zeit als Medizinalpraktikant an der Chirurgischen Universitätsklinik in Gießen anschloss.

Walb hatte 1933/34 in Gießen eine medizinische Dissertation mit dem Titel "Stellt das Auftreten einer Cholangitis nach Anastomosen zwischen den Gallenwegen und dem Magen-Darmkanal eine ernste Gefahr dar? : Eine klinische und experimentelle Untersuchung" vorgelegt.

Der gottgläubige ("ggl.") Arzt war nach Ende der Aufnahmesperre am 1. Mai 1937 der NSDAP, jedoch bereits am 25. April 1933 deren Schlägerbande SA beigetreten. 1939 wurde er zum Sanitätsobersturmführer befördert und zur Standarte 115 versetzt.

Ab 1939 betrieb Walb eine Arztpraxis in der Wilhelm-Glässing-Straße 20. Nach dem Krieg verzog er nach Homberg/Ohm.

Am 20. Juni 2010 berichtete die Giessener Allgemeine [6], dass die Stadt Homberg einen Platz nach dem "verdienten Homberger Bürger" an der Marktstraße benannt habe, den "Dr.-Ludwig-Walb-Platz". In dieser Zeitung ist auch ein kurzer Lebenslauf zu lesen. So heißt es, dass er in Gießen das Abitur ablegte und bei der Landsmannschaft Merowingia Gießen aktiv war. 1934 habe er eine Stelle als Praktikantenarzt in Hanau übernommen und ein Jahr später eine Praxis in Hammelbach im Odenwald eröffnet. 1938 habe er eine Studienreise nach Amerika mit einem Gastaufenthalt in der Mayo-Klinik in Rochester unternommen, wo er über Dr. Hays Ernährungsphilosophie Informationen erhielt. 1939 habe er seine Praxis in Darmstadt mit chirurgischen Belegbetten eröffnet. Von 1939 bis 1943 sei er als zum Militär Eingezogener als Stabsarzt in Frankreich und Russland eingesetzt gewesen. 1944 habe er als Abteilungsarzt im Kriegslazarett in Cortina gearbeitet. Nach der Kriegsgefangenschaft sei er nach Homberg zurück gekehrt und habe zunächst eine Praxis geführt und begann 1949 mit dem Betrieb einer kleinen Klinik. 1956 erfolgte die Herausgabe des Buches "Die Hay´sche Trennkost" gemeinsam mit seiner Frau, das viele Auflagen erlebte.

Seine Mitgliedschaft in SA und NSDAP wurde, wie fast immer in vergleichbaren Fällen üblich, mit keinem Wort erwähnt. Eine aktuelle Recherche in verschiedenen Kartendiensten im Internet (Google Maps, Open Street Map u.a.) ergibt, dass es den "Dr.-Ludwig-Walb-Platz" offiziell nicht zu geben scheint. In einem Stadtplan der Stadt Homberg [9] ist der Platz jedoch verzeichnet. Will die Stadt die Platzbennenung nicht an die "große Glocke" hängen?


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9]

 

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