DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Zentralverband der Angestellten
Der Zentralverband der Angestellten war eine Gewerkschaft, die von den
Nazis im Mai 1933 ebenso verboten wurde, wie alle anderen
Gewerkschaften.
Der am 9. September 1919 gegründete
"Zentralverband der Angestellten" (ZdA) war Mitglied des "Allgemeinen
freien Angestelltenbundes" (AfA-Bund), einem 1920 gegründeten
Zusammenschluss verschiedener sozialistisch orientierter Gewerkschaften
technischer und verwaltenden Angestelltenberufe. Der AfA-Bund schloss
1921 ein Kooperationsabkommen mit dem "Allgemeinen Deutschen
Gewerkschaftsbund" (ADGB) ab. Der ZdA mit Sitz in Berlin, Oranienstraße
40-41, gab die vierzehntägig erscheinende Zeitschrift "Der freie
Angestellte" heraus.
Die Ausgabe Nr. 6 des Jahres
1921 veröffentlichte die Kandidatenvorschläge für die Bezirkswahlkreise
zum Verbandstag. Darin kandidierte im Gau Hessen, Wahlbezirk Darmstadt,
aus Darmstadt Anton Klotz.
In Darmstadt ist der
Zentralverband der Angestellten im Adressbuch von 1930 verzeichnet: Als
Vorsitzender ist Alex Lohrer, Lichtenbergstraße 62 angegeben. Als
Leiter der Jugendgruppe des Zentralverbandes der Angestellten wird
Albert Lange, Bismarckstraße 19 (Gewerkschaftshaus) genannt.
Auch
im Adressbuch des Jahres 1933 wird der ZdA mit folgenden Angaben
erwähnt:
Zentralverband der Angestellten,
Orts- und Bezirksgeschäftsstelle Schulstraße 7, Geschäftsführer Eugen
Ernst
Jugendgruppe des Zentralverbandes für Angestellte, Leiter Eugen Ernst,
Jugendheim: Schulstraße 7
Der
Allgemeine freie Angestelltenbund (AfA-Bund) hat seinen Sitz ebenfalls
in der Schulstraße 7, als Vorsitzender wird Eugen Ernst angegeben.
Schon
einige Monate vor Beginn der faschistischen Machtergreifung am 30.
Januar 1933 wurden von den Jugendgruppen des Zentralverbandes der
Angestellten in Darmstadt und Frankfurt Vorbereitungen getroffen, um im
Untergrund weiterarbeiten zu können. Sie waren die einzige
gewerkschaftliche Gruppierung, die sich auf diese Zeit vorbereitete.
Lutz Ewald [1] gibt als Jugendleiter des ZdA in
Darmstadt Fritz Wittersheim
an.
Die politische Einstellung der einzelnen
Mitglieder war unterschiedlich - einig war man sich jedoch darüber "dass die Machtergreifung der
Nazis ... nur aufgrund der Zersplitterung der Arbeiterklasse hatte
zustande kommen können."
Im Adressbuch
von 1934 fehlt ein entsprechender Eintrag. In der Schulstraße 7 hat
jetzt der Deutsche Büro- und Behördenangestelltenverband seinen Sitz.
Der
ZdA wurde Anfang Mai 1933 zusammen mit den Gewerkschaften aufgelöst und
in die "Deutsche Arbeitsfront" DAF überführt.
Im
Oktober 1934 wurden die Jugendgruppen zerschlagen und maßgebende
Mitglieder zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. In den
darauffolgenden Jahren wurden die nach NS-Recht illegalen Gruppen
systematisch durch Verhaftungen der Gestapo
dezimiert. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 kam die
Widerstandstätigkeit zum Erliegen, nicht zuletzt durch die Erfassung
und den militärischen Einsatz der Mitglieder durch die deutschen
Faschisten. Diejenigen, denen dieses Los erspart blieb, flüchteten sich
in eine "Innere Emigration". Treffen fanden nicht mehr statt, die
früheren Gruppenmitglieder zogen sich völlig zurück, um sich durch die
Isolation dem "Alltag des NS-Staates" zu entziehen.
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