DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bernet, Kurt (19.2.1895 Horchheim bei Worms - ca. 19.8.1951) war ein Darmstädter Arzt.

Kurt Bernet (in einigen Dokumenten findet sich die Schreibweise Curt), Sohn eines Arztes, besuchte das Großherzogliche Ludwigs-Georgs-Gymnasium in Darmstadt und bestand dort im August 1914 die Reifeprüfung. Er trat 1914 als Kriegsfreiwilliger in das Heer ein (siehe Erster Weltkrieg), wurde jedoch wegen einer Verwundung "als nicht mehr felddienstfähig ausgemustert". Im November 1915 wurde er dem Reservelazarett Offenbach am Main als Sanitätsoffizier zugewiesen.

Im Herbst 1915 immatrikulierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Frankfurter Universität. Im März 1918, er hatte inzwischen die ärztliche Vorprüfung abgelegt, wurde er "als Feldunterunterarzt zum Kriegsgefangenenlazarett Meschede versetzt". Nachdem er im November 1918 dem Reservelazarett Frankfurt am Main zugewiesen wurde, nahm er das unterbrochene Medizinstudium wieder auf.

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Anzeige in der Hessischen
Landeszeitung vom 5.1.1941 [10]

Am 17. Juni 1920 legte er die ärztliche Staatsprüfung ab und war ab 1. Juli 1920 Medizinalpraktikant in der Lungenheilstätte Sandbach. Wenige Monate später wurde er Volontärarzt in der Universitätskinderklinik in Frankfurt. Im November 1920 promovierte Bernet mit einer Arbeit "Über den Nachweis der Fettarten in den Faeces durch Farbstoffe".

Das Adressbuch der Stadt Darmstadt von 1921 führt ihn erstmals als praktischen Arzt in der Schießhausstraße 25 (heute Jahnstraße), 1927 in der Schießhausstraße 34, von 1929 bis 1930 in der Jahnstraße 34 und ab 1933 in der Wittmannstraße 7.

Bernet trat sehr früh, bereits am 1.7.1931, der NSDAP bei. Auch war er Mitglied der SS, ab 13. September 1936 SS-Obersturmbannführer. Dort war er als "Standartenarzt" eingesetzt.

Offenbar war Bernet auch eine Zeitlang im "Osten" des Deutschen Reiches eingesetzt, wie eine Zeitungsanzeige von 1942 vermuten lässt.

In einem Vermerk des 5. Polizeireviers vom 17. Januar 1941, in dem es um "Ärztliche Maßnahmen bei Fliegeralarm" ging, hieß es "zur Wehrmacht einberufen".

Im Entnazifizierungsverfahren wurde Bernet als minderbelastet eingestuft und musste eine Sühneleistung von 3.000 Reichsmark leisten.

Ob Bernet nach 1945 seine ärztliche Tätigkeit wieder ausgeübt hat, ist unsicher. Nach Informationen einer Verwandten an die Autoren [9], erkrankte Bernet schwer, so dass er in seinen letzten Lebensjahren wahrscheinlich nicht mehr in der Lage war zu praktizieren. Er erscheint in den direkt nach 1945 erschienenen nicht-städtischen Adressbüchern nicht mehr als Arzt, im Städtischen Adressbuch von 1949 dagegen ist er als Arzt mit Sprechstunden 16-18 Uhr außer samstags in der Wittmannstraße 7 aufgeführt. Das Adressbuch von 1952/53 verzeichnet nur noch seine Witwe "Bernet, Kurt, Dr. med. Ww. Wittmannstraße 7".

Bernet war zweimal verheiratet und hatte aus der ersten Ehe vier Kinder, darunter Wilhelm Bernet, langjähriger Vereinsvorsitzender des Anglervereins Darmstadt e. V.. Aus der zweiten Ehe stammen drei Kinder, darunter Peter C. Bernet, geboren am 28. Oktober 1931. Er wurde 1963 Polizeipräsident in Darmstadt, vertrat eine sehr liberale Haltung und hatte das Amt bis 1994 inne.


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9], Abbildung: [10]

 

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