DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bodenheimer, Alfred
Alfred Bodenheimer, 1920 Jahre
Alfred Bodenheimer, 1920 Jahre [7]
(23.3.1898 Darmstadt - 24.8.1966 Baltimore/USA) war Sohn einer angesehenen und bekannten jüdischen Kaufmanns- und Arztfamilie. Er eröffnete im April 1925 die "Bücherstube Alfred Bodenheimer" in der Rheinstraße 24 / Ecke Saalbaustraße, die in den wenigen Jahren ihres Bestehens mit vielfältigen Veranstaltungen zum Treffpunkt der Jungen und Fortschrittlichen wurde. In den Büchern der Bücherstube konnte geblättert und gelesen werden, es gab keinen Kaufzwang. Dazu wurde Tee serviert. In seiner Bücherstube zeigte Bodenheimer Werke von Käthe Kollwitz, Picasso und anderen. Auch gab es Lesungen, kleinere Konzerte und Kammermusikabende.

Die antisemitischen Maßnahmen ab 1933 behinderten seinen Geschäftsbetrieb jedoch sehr stark. 1935 erhielt er vom Bund Reichsdeutscher Schriftsteller die Aufforderung, "im Zuge der Ausschaltung nichtarischer Persönlichkeiten aus buchhändlerischen Betrieben seine Bücherstube zu verkaufen oder zu liquidieren". In der amtlichen Liste 1 vom 1. Juli 1937 wurde seine Buchhandlung allerdings noch als zugelassener "jüdischer Buchvertrieb" geführt. Er wehrte sich sehr lange dagegen, sich von seinem Lebenswerk zu trennen. Als sich die Situation jedoch verschärfte, beugte er sich dem Druck und entschloss sich zum Verkauf. Das Berliner Buchhändler Ehepaar Robert und Marianne d'Hooge übernahm einvernehmlich mit Herrn Bodenheimer - so die Quellen der Autoren - am 31.Oktober 1937 die Bücherstube und führte sie auch nach 1945 fort.

Nachdem Bodenheimer sich von der Bücherstube getrennt hatte, konnte er in der elterlichen Wohnung in der Heidelberger Straße 8 noch Freunde empfangen. Alfred Bodenheimer, nach der Pogromnacht (siehe Arisierung) von 1938 mit 169 anderen Darmstädter Juden in das KZ Buchenwald gebracht und nach einigen Wochen wieder entlassen, gelang wenig später noch die Auswanderung über England in die USA, wo er sich in Baltimore niederließ. Auf dem Schiff lernte er eine Lehrerin aus Nürnberg kennen, ebenfalls eine politische Emigrantin. Sie heirateten in Amerika und bekamen eine Tochter mit Namen Emily.

Lange Zeit musste er sich in Amerika mit dem Verkauf von Bürsten durchschlagen. Erst zuletzt wurde er Angestellter in einer Bibliothek. Er starb nach einem von Armut und Heimweh gezeichneten Emigrantenleben in Baltimore/USA an einem Herzleiden.

In der Darmstädter Brandnacht wurde die Bücherstube in der Rheinstraße zerstört. Nach mehreren Zwischenstationen fand sie 1951 eine neue Bleibe am Friedensplatz - inzwischen hatte sie 1968 Hans-Dietrich zur Megede übernommen -,  musste jedoch im März 1999 schließen.

Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6], Abbildung: [7]

 

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