Die ersten Bombenabwürfe auf Darmstadt erfolgten bereits am 30. Juli, am 27. August und 2. September 1940. Sie
richteten nur Sachschaden an. Den ersten Luftalarm erlebten die
Darmstädter am 8. Juni 1940. Bis zum Letzten waren es insgesamt 1.566 Alarme.
Die ersten Toten durch Luftangriffe gab es
bereits am 22. Juli 1941 zu beklagen. Bei einem Bombenangriff auf
mehrere Städte des Rhein-Main-Gebietes durch die englische Luftwaffe
war auch Darmstadt betroffen. Zehn Tote und 25 Verletzte, sowie eine
Reihe zerstörter Häuser in der Liebfrauenstraße, Pankratiusstraße,
Kranichsteiner Straße und der Lagerhausstraße (heute Julius-Reiber-Straße)
waren die Bilanz dieses Angriffs.
23. September 1943 kam es zum ersten gezielten Großangriff auf
Darmstadt. Der Fliegeralarm begann ohne Vorwarnung um 22.23 Uhr und
endete um 24.00 Uhr. Erstmals wurde Darmstadt gezielt von einem
größeren Verband der Royal Air Force bombardiert. 29 Maschinen warfen
insgesamt 51 Sprengbomben verschiedener Größe und 2.779 Brandbomben aus
sehr großer Höhe ab. Dieser Angriff forderte 149 Menschenleben und 278
Verletzte. Er zerstörte große Teile der Altstadt und etliche Straßen im
Martins- und Johannesviertel. Etwa 5.000 Menschen wurden obdachlos, 162
Gebäude wurden zerstört und 210 beschädigt.
Mit der Dauer des Krieges nahmen die Luftalarme immer mehr zu. 1944 war das
schlimmste Jahr für die Darmstädter Bevölkerung. In manchen Monaten war
fast täglich Alarm. Bis Juli 1944 erlebte die Bevölkerung Darmstadts
acht Luftangriffe.
Am 29. Januar fielen auf Darmstadt 20 Sprengbomben und Minen, die eigentlich für Frankfurt
gedacht waren.
Am 8. Februar wurde Arheilgen bombardiert.
Am 24./25 April entledigte sich ein Flugzeug seiner Bombenlast über Darmstadt.
Am 19. Juli flogen amerikanische Bomber erstmals einen Angriff bei Tage, der
vor allem gegen das Werksgelände der Firma Merck gerichtet war.
Der nächste Großangriff auf Darmstadt durch englische Bomber war für den
25./26. August 1944 geplant. Durch technische und organisatorische
Pannen wurde jedoch ein Großteil der Bomben auf Rüsselsheim
(Opel-Werke), Griesheim, Groß-Gerau, Bickenbach, Pfungstadt abgeworfen.
Der verheerendste Angriff auf Darmstadt erfolgte jedoch in der Nacht vom
11. auf den 12. September 1944. In dieser Nacht flog die englische
Luftwaffe unter dem Decknamen "Luce" (dt.: Hecht) mit dem Auftrag "to
destroy town" (dt.: Die Stadt muss zerstört werden) Richtung Darmstadt. 221
schwere Lancaster-Bomber und 14 schnelle Mosquito-Bomber warfen 191 Luftminen,
33 Sprengbomben und fast 286.000 Stabbrandbomben ab.
Am 13. September 1944 druckte die Darmstädter Zeitung einen Text des
NSDAP-Kreisleiters Dr.
Schilling ab, in dem es unter anderem hieß:
Eine genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt, sie dürfte zwischen 11.000 und
12.000 Männern, Frauen und Kindern liegen. Rund 70.000 Menschen wurden
obdachlos. Etwa 80 Prozent der inneren Stadt (Altstadt) wurde zerstört.
Die
Ereignisse dieser Nacht werden in den Büchern von Klaus Schmidt "Die
Brandnacht", erschienen 1964, und den 2004 veröffentlichten Büchern
"Feuersturm und Widerstand" von Fritz Deppert und Peter Engels sowie
"Darmstadt im Feuersturm" von Klaus Honold eindringlich beschrieben.
Der Darmstädter Filmemacher Christian Gropper hat sich in mehreren
Filmen mit der Brandnacht beschäftigt.
Die
Bergungsmaßnahmen, zu denen auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter
eingesetzt wurden, galten zunächst den Verschütteten in den Kellern
zerstörter Häuser. Die Leichenbergung nahm noch den ganzen Oktober in
Anspruch. Die meisten Toten wurden auf dem Waldfriedhof in einem
Massengrab beerdigt, das 1958 zu einer Gedenkstätte
ausgebaut wurde.
Im
Verhältnis zu Größe und Einwohnerzahl war Darmstadt nach Pforzheim die
am schlimmsten betroffene Stadt im Zweiten Weltkrieg. Darmstadt, eine
Stadt mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern, verlor durch die
Luftangriffe etwa 10 Prozent seiner Bürger.
Am 12.
Dezember
1944 kam es zum letzten schweren Angriff auf Darmstadt. Es kamen 300
Menschen, darunter Zwangsarbeiter, ums Leben. Ziel waren
hauptsächlich die schon bei früheren Angriffen beschädigten
Werksanlagen der Firma Merck und die für den Flugzeugbau wichtige
chemische Fabrik Röhm
& Haas.
Neben der
Gedenkstätte auf
dem Waldfriedhof, die 1958 als Ehrenstätte für die
Kriegstoten beider Weltkriege eingerichtet wurde, erinnert die 1954 zum
Mahnmal
umgestaltete Ruine der Stadtkapelle an die Zerstörung
Darmstadts und die Opfer. Am 11. September 2004 wurde als weiteres
Mahnmal eine
Gedenkstele auf dem Ernst-Ludwig-Platz zwischen Schloss und dem Weißen Turm
errichtet, die 2024 wieder abgebaut wurde. Sie zeigte Fotos
der Stadt nach dem Bombenangriff.
Das
Darmstädter Echo veröffentlicht im Internet Fotos der Zerstörung
Darmstadts, von denen wir hier einige abbilden.
Die
Gropperfilm-Produktions GmbH hat im Jahr 2004 für den Hessischen
Rundfunk die Brandnacht unter dem Titel "Brandmale" filmisch
dokumentiert. Die Erstvorstellung fand am 11. September 2004 in Darmstadt statt,
der Hessische Rundfunk sendete am 8. Mai 2005.
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