Die Anfänge liegen im Jahr 1668, als Landgraf Ludwig VI dem Apotheker Friedrich Jacob Merck (18.2.1621 Schweinfurt) die Erlaubnis zur Betreibung einer Apotheke erteilte. Er eröffnete die "Engel-Apotheke" am Darmstädter Schlossgraben.
Das Anwachsen der Einwohner Darmstadts hatte auch positive Auswirkungen auf die geschäftliche Entwicklung der Apotheke. Spätestens 1827 begann die Herstellung medizinischer Produkte über den Bedarf der Apotheke hinaus im eigenen Apotheken-Labor.
Die steigende Nachfrage erforderte eine Ausweitung der Produktion und so wurde 1836 die Apotheke am Schlossgraben an den Luisenplatz (Merck-Haus) verlagert. Um 1850 wurden am heutigen Mercksplatz Fabrikationsanlagen gebaut und 1904 an den heutigen Standort an der Frankfurter Straße 250 verlegt und Schritt für Schritt erweitert. Auch wurden Filialen im Ausland eröffnet.
Durch den Kriegsausbruch 1914 sei das kontinuierliche Wachstum, so in einer Werksveröffentlichung von 1994, beendet worden. Doch während "das Exportgeschäft praktisch zum Erliegen kam, wuchs der Inlandsumsatz und stieg mit zunehmender Kriegsdauer sogar beträchtlich" heißt es an anderer Stelle. Ein Großteil des Umsatzes entfiel auf Heereslieferungen. Merck stellte bereits am 1. August 1914 der Heeresverwaltung mehr als einhundert Sanitätswagen zur Verfügung. Hinzu kam die Ausstattung von Sanitätsdepots. Zum Medikamentenangebot gehörten wegen der Verwendung von Pferden auch Veterinärarzneimittel. Zum Schutz vor Gas und Kohlenmonoxid stellte Merck auch Gasschutzgeräte, Mund- und Atemschützer für Mensch und Pferde her. So wurden bis zum Ende des Krieges 45.500 Pferdegasmasken hergestellt.
Durch Einberufungen zum Militärdienst verringerte sich die Belegschaft bereits im ersten Kriegsjahr von 2.101 auf 1.271 Beschäftigte.
Über die Nähe der Familie Merck zum nationalsozialistischen Terrorregime wird auf die Beiträge "Dr. Karl Merck" und "Mathilde Merck" verwiesen.
Zu den Inhabern der Chemischen Fabrik E. Merck gehörten 1940
Weitere Familienmitglieder in NS-Organisationen waren:
Wie in vielen anderen Firmen mussten auch Zwangsarbeiter/Fremdarbeiter bei Merck arbeiten. Nach im Stadtarchiv Darmstadt aufbewahrten Unterlagen waren nach Angabe bei der Fa. Merck
Pingel-Rollmann gibt für Merck die Zahl von 1.240 beschäftigten Zwangsarbeitern an. Als Unterkünfte (Lager) nennt Pingel-Rollmann die Maulbeerallee, die Gaststätten Zum Goldenen Löwen (Friedrich-Ebert-Platz 2, heute Frankfurter Landstraße 153), Zum Weißen Schwan (Woogstraße 3), Zum Grünen Baum (Dieburgerstraße 2, heute Messelerstraße 2) und WEL Traisa.
Die Leiterin des Firmenarchivs:
In einer Fußnote des Beitrages von Bernschneider-Reif wird auch berichtet, dass Merck aufgrund einer Anordnung der Reichsstelle Chemie vom 21.8.1942 am "Chemischen Rüstungsprogramm" der Nazis beteiligt war. Sie zitiert aus dem Jahresbericht 1941 und 1942:
In der von Propagandaminister Goebbels herausgegebenen Zeitung "Das Reich" erschien aus Anlass des 200. Geburtstages von Johann Heinrich Merck 1941 eine große Werbeanzeige der Firma Merck.
Das Werk wurde auch durch den Abwurf von Bomben beeinträchtigt. In der sogenannten Brandnacht am 11./12. September 1944 wurde Merck nicht getroffen. Drei Monate später jedoch, am 12.12.1944 gegen Mittag war Merck Ziel eines schweren Luftangriffs. 60 Beschäftigte wurden getötet, 70 Prozent der Gebäude wurden ganz oder teilweise zerstört. Das Kessel- und Maschinenhaus sowie das werkeigene Wasserwerk bieben verschont.
Im Dezember 1999 berichtete das Darmstädter Echo, dass die Fa. Merck jedem bei ihr eingesetzten Zwangsarbeiter unabhängig von der Dauer seines Einsatzes, 10.000 Deutsche Mark zahlen wolle. Hierbei ging die Firma allerdings nur von 257 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus.
Merck trat im Februar 2000 der deutschen Stiftungsinitiative "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" bei. Nach Bernschneider-Reif hat es bei Merck offenbar intensive Überlegungen dazu gegeben, wie die damaligen bei Merck eingesetzten Zwangsarbeiter "entschädigt" werden könnten. Genügt es, dem Entschädigungsfonds beizutreten oder gibt es Möglichkeiten, die Medikamentenversorgung in Weißrussland zu verbessern? Sie schildert eine bis in die 1980er Jahre zurückgehende Initiative der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zur Erforschung der Zwangsarbeit in Südhessen verknüpft mit der Frage, wie die medizinische Versorgung der in Belarus lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter gesichert werden kann. Hierauf angesprochen, habe Merck positiv reagiert.
Bernschneider-Reif:
Heute ist Merck, immer noch in Familienhand, ein prosperierendes weltweit tätiges Unternehmen.
Im Januar 2017 kam die Firma Merck bundesweit in die Schlagzeilen, weil der Sohn des Vorstandsvorsitzenden Frank Stangenberg-Haverkamp, Markus Stangenberg-Haverkamp, der zur Gesellschafterversammlung des Konzern zählt, nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) Verbindung zu rechtsradikalen Kreisen habe. Der WDR strahlte am 11. Januar eine Fernsehdokumentation aus, die öffentlich machte, dass Markus Stangenberg-Haverkamp "seit Jahren dem rechtsradikalen "Deutschen Kolleg" angehöre".
Das Deutsche Kolleg ist nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes ein "rechtsextremer Theoriezirkel", dem u. a. auch die bekannten "rechtsextremistischen Intellektuellen ... Reinhard Oberlercher und Horst Mahler" angehören (Verfassungsschutz Brandenburg, 2002). Nach Erkenntnissen des Thüringer Verfassungsschutzes verbreite das 1994 gegründete "Deutsche Kolleg" rassistisches und antisemitisches Gedankengut. Es sei der Reichsbürgerbewegung zuzurechnen. Das Unternehmen kommentiere "generell private Aktivitäten einzelner Aktionäre genauso wenig wie private Aktivitäten von Gesellschaftern unseres Mehrheitsgesellschafters" schreibt das Darmstädter Echo. "Der Vorwärts" verbreitete am 13. Januar "Vorstandschef im Merck Gesellschafterrat bestreitet Vorwürfe".