DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
"Arisierung" ist ein nationalsozialistischer Begriff für den Prozess der Entfernung der deutschen Juden aus dem Wirtschafts- und Berufsleben. Sie umfasste sowohl die Enteignung jüdischen Besitzes und Vermögens zugunsten von Nichtjuden ("Ariern") als auch die Einschränkung jüdischer Erwerbstätigkeit und den direkten Zugriff auf jüdische Vermögen. Sie vollzog sich in drei Phasen.
Artikel in der Hessischen Landeszeitung vom 3.7.1938
Artikel in der der Hessischen Landeszeitung vom 3.7.1938 [58]

Zwischen 1933 und 1937 erfolgte die Arisierung als illegale Einziehung jüdischen Eigentums. Betroffen von der schleichenden Verdrängung ohne rechtliche Grundlage waren vor allem der Einzelhandel und kleinere bis mittelgroße Betriebe, deren Besitzer vor allem unter dem Druck der Verhältnisse (von der Parteibasis inszenierte Boykotte und "Volkszorn") in den Ruin getrieben wurden oder sich zu "freiwilligen" Verkäufen unter Wert genötigt sahen. Diese Parteiaktivitäten wurden von der Regierung nicht verhindert, standen aber dem Staatsziel entgegen, die marode Wirtschaft zur Kriegsvorbereitung zu konsolidieren, weshalb auch jüdische Banken und Industrieunternehmen bis 1938 meist unbehelligt blieben.

Die Nürnberger Gesetze vom 19. September 1935 hatten die Juden in Deutschland bereits zu Staatsbürgern zweiter Klasse bestimmt: das Reichsbürgergesetz stellte die Reichsbürgerschaft über die Staatsbürgerschaft, "Arier" genossen nun besondere politische Rechte, die Juden als bloßen "Staatsbürgern" nicht gewährt wurden.

Ab 1937 wurde die Arisierung von staatlicher Seite systematisiert. Ab 26. April 1938 mussten jüdische Vermögen über 5.000 Reichsmark angemeldet werden, sie unterlagen Verfügungsbeschränkungen. Die Scheinübertragungen jüdischer Betriebe, deren Registrierung ab Juni 1938 vorgeschrieben war, an nicht-jüdische Teilhaber wurde unter Strafe gestellt.

Von den 1933 bestehenden ca. 100.000 jüdischen Unternehmen (Warenhäuser, Praxen, Werkstätten, Einzelhandelsgeschäfte etc.) waren im April 1938 nur 40% noch nicht "arisiert". 1938 wurden auch neue  Berufsverbote und Zulassungssperren verhängt und bestehende Anordnungen verschärft.

Veräußerungsgeschäfte von Juden an Nichtjuden mussten behördlich genehmigt werden (26.4.1938); jüdische Gewerbebetriebe mussten eingestellt werden (6.7.1938); jüdischen Ärzten wurde die Approbation entzogen (25.7.1938); jüdische Rechtsanwälte verloren ihre Zulassung (27.9.1938); alle jüdischen Einzelhandelsgeschäfte mussten geschlossen oder an Nichtjuden verkauft werden; jüdische Handwerker wurden aus der Handwerksrolle gelöscht (12.11.1938); jüdische Gewerbebetriebe, Grundstücke und Wertpapiere mussten liquidiert, verkauft oder gekennzeichnet werden (3.12.1938). Es folgten noch viele weitere Gesetze und Verordnungen gegen deutsche Juden.

Wenn ein jüdischer Eigentümer sich weigerte zu verkaufen, wurde er verhaftet und damit unter Druck gesetzt. Die Preise wurden behördlich diktiert. Der Kaufpreis, der selten höher als 1/3 bis 1/2 des echten Wertes lag, wurde anschließend auf einem deutschen Bankkonto eingefroren, über das der Verkäufer nicht frei verfügen durfte. Der Umtausch in Devisen und die Überweisung ins Ausland waren nicht mehr erlaubt. Auf diese Weise bereicherten sich nicht nur der deutsche Firmenkäufer, sondern auch das Deutsche Reich in Höhe von vielen, kaum schätzbaren Milliarden Reichsmark.

Lag der Ankauf jüdischen Besitzes im Interesse der Partei oder einzelner Parteigänger, wurde der Verkauf mit brutalen Mitteln erzwungen. In dem Bericht einer Untersuchungskommission über Arisierungen im Raum Franken an Hermann Göring hieß es z.B.: "Wolf hatte ... den Auftrag, die jüdischen Grundstückseigentümer in Nürnberg zu veranlassen, ihre Grundstücke der Gauleitung Franken zu etwa 10 Prozent des Einheitswertes zum Kauf anzubieten. Alle Juden, die sich weigerten, ... übergab Wolf den bei der parteiamtlichen Arisierungsstelle tätigen SA-Männern zur 'weiteren Behandlung' ".

Weiter hieß es " ..., dass die Juden nach dieser Behandlung stets zur Annahme des Kaufangebotes bereit waren". An den Tausenden von "Arisierungsverfahren" waren nicht nur der Staat und seine Behörden (Ministerien, Finanzamt, Gerichte) beteiligt, sondern auch die Banken (z.B. Dresdner Bank, Deutsche Bank), Einzelpersonen (sog. "Treuhänder", die aber nicht nach Treu und Glauben die Interessen des jüdischen Eigentümers, sondern die des deutschen Staates zu wahren hatten), Institutionen (Industrie- und Handelskammern), die NSDAP, Konkurrenzunternehmen und Einzelinteressenten. Die "Arisierung" bestand aus dem Zusammenspiel dieser staatlichen und privaten Profiteure, wobei jüdischer Besitz an Nichtjuden oder an den Staat überging. Der Verlust ihres Vermögens bedeutete für viele Menschen die Verelendung und den Tod. Die Zwangsmaßnahmen der "Arisierung" sollten auch als Druckmittel dazu dienen, die Juden zur Auswanderung zu veranlassen. Viele Juden verfügten jedoch nach den Arisierungsmaßnahmen nicht mehr über die zur Auswanderung notwendigen Mittel. Nicht zu verschweigen ist allerdings, dass es auch "Nichtjuden" gab, die es aus Überzeugung ablehnten, aus der Verfolgung ihrer jüdischen Mitbürger Kapital zu schlagen - und auch solche, die den Vermögensverlust des jüdischen Verkäufers milderten, indem sie etwa den Kaufpreis nicht drückten oder auch dabei halfen, den Kaufpreis über geschäftliche Transaktionen illegal ins Ausland zu bringen.

Der Pogrom im November 1938 bot einen Anlass zur Radikalisierung der Arisierung mit dem Ziel einer entschädigungslosen staatlichen Zwangsenteignung jüdischer Unternehmen. Im Dezember 1938 wurde die "Zwangsarisierung" bzw. Stilllegung der restlichen jüdischen Betriebe in Deutschland zum 1. Januar 1939 beschlossen, die Ausübung praktisch aller Berufe wurde Juden verboten. Juden verloren bei der Entlassung jeden Anspruch auf Rente, Pension und Versicherungen. Wertpapiere und Wertgegenstände waren zu festgesetzten Niedrigpreisen bei staatlichen Stellen abzuliefern. Auch jüdische Patente und jüdisches Grundeigentum wurden zur Arisierung freigegeben. Den Abschluss der Arisierung bildeten die 11. und 13. Verordnung zum Reichsbürgergesetz (November 1941 bzw. Juli 1943), nach denen das gesamte Vermögen der nach Osten deportierten bzw. der zu Tode gekommenen Juden dem Reich verfiel.

Wie sah es in Darmstadt aus?

Am 9. März 1933, drei Tage nach der Machtergreifung der Nazis in Hessen, gab es in Darmstadt die ersten Boykottaktionen durch die SA. Davon betroffen waren z. B. das Porzellangeschäft Rosenthal und die Warenhäuser Tietz (heute Kaufhof) und Rothschild (heute Henschel & Ropertz).

Es gab auch Übergriffe gegen Personen. In Arheilgen wurde Heinrich Wechsler von einem bei ihm verschuldeten SA-Sturmführer in der sogenannten "Reichskristallnacht" (Reichspogromnacht) im November 1938 durch den Ort gejagt und anschließend so brutal misshandelt, dass er an seinen Verletzungen zwei Tage später starb.

Das Hessische Landeskriminalamt ordnete bereits am 28. März 1933 die Schließung sämtlicher "jüdischer Geschäfte" mit der Begründung an, dass durch die Offenhaltung die öffentliche Ruhe und Ordnung gefährdet sei. Dem eigentlichen Boykott war Darmstadt damit um drei Tage vorausgeeilt. Am 1. April 1933 wurde auch in Darmstadt der zentral für das ganze Reich geplante sog. "Abwehrboykott" durchgeführt. Die Posten vor den Geschäften stellten die SS oder die SA, auch die Polizei war an diesen Maßnahmen beteiligt.

Die Hessische Landeszeitung Nr. 176 vom Sonntag, den 3. Juli 1938 berichtet unter der Überschrift "Die Arisierung im Darmstädter Einzelhandel" relativ detailliert über die bereits durchgeführten "Arisierungen", wobei jedoch nicht die neuen Eigentümer namentlich genannt werden. Der Artikel enthält auch eine Aufzählung von Geschäften, "in denen kein Deutscher kauft".

Dort heißt es unter anderem:

"Als nach dem Umsturz der damalige Beauftragte und jetzige Leiter des Darmstädter Einzelhandels, Pg. Adolf Schneider, damit betraut wurde, die Zahl der jüdischen Firmen festzustellen, waren es insgesamt zirka 50, größtenteils maßgebliche Firmen, die als nichtarische Firmen bezeichnet werden mussten, darunter der überwiegende Teil der Darmstädter Einzelhandelsgeschäfte, der Textilbranche sowie der Schuhbranche, ferner aber auch große Firmen in der Haushaltbranche und Porzellanbranche. ..."

In einer unvollständigen Auflistung von 82 jüdischen Geschäften, Gewerbe- und Handwerksbetrieben sind die Inhaber von 1933 und 1942 - nach Abschluss der "Arisierung" - aufgeführt. Darunter befinden sich teilweise auch heute noch wohlbekannte Namen.

In den Nachrichten der Industrie- und Handelskammer Darmstadt Nr. 10 vom 15. Mai 1946 ist unter Punkt VI. Verschiedenes ein Aufruf enthalten, in dem es u. a. heißt:

"Alle Unternehmungen, bei denen eine Arisierung stattgefunden hat, haben sich - wie bereits in den "Nachrichten" Nr. 2 vom 15.1.1946 mitgeteilt - beim Prüfungsausschuss für Arisierungsfragen bei der Industrie- und Handelskammer Darmstadt schriftlich zu melden. ... Eine ganze Reihe von Unternehmen, für welche die Voraussetzungen zur Meldung zutreffen, sind der Meldepflicht bisher noch nicht nachgekommen." [9]

Diese Meldung ist auch in der Festschrift "Zum 90. Geburtstag von Ludwig Metzger am 18. März 1992" enthalten.

Unter Hinweis auf diese Quelle haben die Autoren des Lexikons beim Stadtarchiv nach weiteren Unterlagen gefragt, besonders nach einer Übersicht der arisierten Unternehmen. Das Stadtarchiv verwies an das im Haus der Geschichte ansässige Wirtschaftsarchiv. Dort ließ sich aber ein Ergebnis dieser Umfrage nicht auffinden. Laut mündlicher Auskunft seien keine weiteren Unterlagen zu dieser Thematik vorhanden. "Es sei viel vernichtet worden". [9]

Zur Frage der Rückerstattung jüdischen Eigentums empfehlen wir die Arbeiten von Jürgen Lillteicher und Constantin Goschler.

Inwieweit im konkreten Fall in Darmstadt, besonders jener Geschäfte und Unternehmen, die auch heute noch am Geschäftsleben teilnehmen, Rückerstattungen oder Entschädigungen stattgefunden haben, wissen wir nicht, sind aber gerne bereit, neuere Informationen zu verwerten.

Jüdische bzw. "nicht-arische" Geschäfte in Darmstadt waren:

vor der Arisierung nach der Arisierung
bzw. zum angegebenen Zeitpunkt. Kein Eintrag bedeutet, dass uns keine Information über den Verbleib vorliegt.
Getreide- und Futtermittelhandlung und Salzvertrieb H. H. Adler & Söhne, Inh. Richard Adler, Viktoriastraße 64 (1933 und 1935) 1937: Hermann Adler, Viktoriastraße 64, kein Geschäft mehr
Landesproduktenhandlung Gebr. Adler (Moritz und Julius Adler), Kaufmann, Waldstraße 48 (Mackensenstraße 46 und 48)
Heinrich Bober, Ludwigsstraße 3, von Anna Treusch weitergeführt von Hermann Dielmann übernommen und als Nordwest-Herrenschuhe weitergeführt, heute Schuhhaus Dielmann

Anzeige in der Hessischen Landeszeitung 1940
[50]
Bettenspezialhaus M. Buchdahl, Marktplatz 11 verschwand

Anzeige im Hessischen Volksfreund 1931
[52]

Bürstenwarenhandlung Johanna Mathilde  Dornbusch, Elisabethenstraße 26 1939: Elisabethenstraße 26: J.M. Dornbusch wohnhaft, ohne Geschäft;
Eigentümer: Tritsch und Heppenheimer
Modistin und Damenhüte Sophie Duft, Inh. Emma Baumgarten, Schulstraße 8 (1933 auch Eigentümerin) 1940: Baumgarten, Emma Sara, Modistin; Duft, Sophie, Modistin; Eigentümer: Hessische Textilgesellschaft Müller & Spilger
Einheitspreisgeschäft Ehape, Handelsgesellschaft mbH, Rheinstraße 2 Rheinische Kaufhalle AG

Wäscheausstattung und Schneiderei Moses Enoch, Alexanderstraße 6 1935: kein Eintrag mehr
F. C. Erb, Leinen und Wäscheausstattungsgeschäft, Luisenstraße 42
Schuhhaus Freier, Ludwigsstraße 6 oder 8, (Wohnung: Heinrichstraße 171 1940: Fa. Schuhhaus Kattwinkel & Co.
Mützenfabrik Emil Grünbaum und Cie, Rheinstraße 47 (Wohnung: Landgraf-Philipps-Anlage 58; Grünbaum wurde 1933 "ausgebürgert")
Möbelgeschäft Alexander Haas, Kleine Ochsengasse 5
Kohlen- und Holzhandlung B. M. Hachenburger (Inh. Leopold Hachenburger), Wilhelminenstraße 31 (in der Nazi-Zeit Peter-Gemeinder-Straße 31) 1937/38: Kohlen- und Eishandlung Gebr. Pfaff. Leopold Hachenburger hatte auch den Vorsitz im Verband Darmstädter Kohlenhändler inne, den nach ihm Friedrich Roeder übernahm
Herz Hachenburger, Textilgeschäft (Inh. Clemens Goldschmidt), Rheinstraße 1
 
Anzeige Hachenburger[56]
1937/38: Weiß- und Wollwaren Schrumpf & Co.
1954/55: Schrumpf & Co., Textil Groß- und Einzelhandel
Betten-Schatz (Darmstädter Bettenhaus), (Inh. Fritz Schatz), Elisabethenstraße 6 (Wohnung: Ludwigsstraße 14)

Anzeige im Hessischen Volksfreund 1932
[53]
1935/36: "Übernahme" durch Heinrich und Paul Heymann, Söhne des Bessunger Polster- und Bettwarengeschäfts Jakob Heymann, Bessungerstraße 55, das sie ein Jahr später in das ebenfalls aufgegebene Darmstädter Teppich- und Gardinenhaus Heinrich Meyer in der Ernst-Ludwigs-Straße 15 verlegten
Modehaus Gebrüder Höslein, Ernst-Ludwigs-Straße 29 (Inh. Siegmund Rosenberg und Fritz Köhler) 1935/36: Modehaus K. Kellner
Ledergroßhandel Ludwig Joseph, Heinrichstraße 3 Ledergroßhandlung Reinhold Franke
Farbenhandlung M. J. Katzauer, Mühlstraße 19 (auch Eigentümer) 1937: nur noch Katzauer, Kaufmann, auch Eigentümer;
1939: wohnhaft in Mühlstrasse 19, Eigentümer: Jakob Hemmerich
1933: Viehhandel Siegfried Levi, Heinheimer Str. 11 (auch Eigentümer) 1937: Heinheimer Straße 11: Eigentümer Paul Kuba (nicht dort wohnend), Weißbindermeister;
1937: Saalbaustr. 12: Eintrag von Siegfried Levi, Viehhändler, dort gemeldet;
1939: Saalbaustr. 12: kein Eintrag Levi;
Pelzgeschäft Gottlieb Lorz Nachf., Elisabethenstraße 48 und Wilhelminenstraße 13 (in der Nazi-Zeit Peter-Gemeinder-Straße) (Inh. Hermann Sigall, wurde 1933 "ausgebürgert", starb 1941 im KZ Sachsenhausen)
Darmstädter Teppich- und Gardinenhaus Heinrich Meyer, Ernst-Ludwigs-Straße 15 (Wohnung: Saalbaustraße 10) 1940: "Übernahme" Heinrich und Paul Heymann, Söhne des Bessunger Polster- und Bettwarengeschäfts Jakob Heymann. Bessunger Straße 55, heute Darmstädter Bettenhaus Heymann
Zigarrengeschäft Meyer-Meyer, (Inh. Theodor Meyer) Rheinstraße 6 (Wohnung: Alicenstraße 11), später Zeughaustraße 7 Kaisers Kaffee-Geschäft
Schirmfabrik, Schirme und Spazierstöcke, Max Morgenthau, Kiesstraße 24 1939: Morgenthau, Max, Schirmfabrikant, Ww.
1940: Morgenthau, Max, Ww., Sara
1941 und 1942: Morgenthau, Max, Schirmfabrikant, Ww., Sara
Textilgeschäft Gebr. Neu, Damenmoden, Ecke Ludwigsplatz 9 / Schulstraße 2 1935/36: Tapeten- und Linoleum-Firma Philipp Jungmann;
1954/55: Ph. Jungmann, Teppiche, Ludwigsplatz 10
Haushaltsgeschäft Otto Nietschmann (Sally Lissauer), Ernst-Ludwigs-Straße 19 verschwand.

Anzeige der Fa. Nietschmann im Hessischen Volksfreund vom 23.4.1932
[59]

Metzgerei Louis Oppenheimer, Wilhelm-Leuschner-Straße 26 (in der Nazi-Zeit Wendelstadtstraße 26)
1935: kein Eintrag
1933: Metzgerei Joseph Pauly, Karlstraße 66, Eigentümer:  Max Neu, (Wohnung Pauly: Karlstraße 67)
1934 (bis 1936): Karlstraße 58: Metzgerei Pauly (auch Eigentümer), keine Wohnung mehr in Karlstraße 67;
1934, 1935: Karlstr. 66: Neu, Max, Kfms. Ww. (Eigentümer);
1936: Karlstr. 66: (Neu, Max, Kfms. Ww. Erben, nicht dort wohnend);
1937: Karlstr. 58: Pauly, Joseph, Metzgermeister, 2 (Eigentümer);
Karlstr.66: wie 1936
1939: Karlstr. 58:Pauly, Joseph, Metzgermeister(nur dort wohnend);
1939: Karlstr. 58: Trietsch, Gg., Großschlächter(auch Eigentümer);
1940: Karlstr. 58: kein Pauly vermerkt;
1940: Karlstr. 58: Trietsch, Gg. (Eigentümer);
1940: Karlstr. 66: Oskar Breithaupt, Bäckermeister (Eigentümer);
Neu, Max, Kfms. Ww. in Ludwigsplatz 9 gemeldet;
1952/53: Emilstr. 19: Trietsch, Gg., Metzgermeister, Großschlächterei und Eigentümer von Karlstraße 58;
1952/53: Karlstr. 66: Oskar Breithaupt, Bäckermeister (Eigentümer)
Kohlen- und Fellhandlung Max Ranis, Viktoriastraße 53 (1933: auch Eigentümer)
1939: Ranis, Holz- und Kohlenhandlung, auch Eigentümer!
1940: kein Eintrag Ranis, Eigentümer d´Unker, Lützow, Else, Ehefrau
Damenkonfektionshaus David Rehfeld, Ludwigsstraße 2 (Wohnung: Wilhelminenstraße 50
1934: W&P Damenmoden – Elsbeth Wende-Walter und Margarete Philippi;
1940: M. Philippi: Feine Damenkonfektion, Peter Gemeinder-Straße 9
Rehfeld, Isidor, Manufaktur-, Aussteuer- und Wäschegeschäft, Ludwigsstraße 15 (Wohnung: Riedeselstraße 21)

Anzeige der Fa. Rehfeld im Hessischen Volksfreund vom 22.11.1932
[54]
1939: Oskar Hauptmann, Handschuh- und Herrenausstattungsspezialgeschäft;
1954/55: Hauptmann, Damen- und Herrenwäsche
Rosa Rieffel-Meyer, Damenputzgeschäft, Ernst-Ludwigs-Straße 10
Parfümerie, Fritz Müller
Spezialhaus für Haushalts- und Geschenkartikel Hermann Rosenthal, Ernst-Ludwigs-Straße 26, (Wohnung: Wilhelmstraße 24)
1935/36: Firma Torner & Zander, Geschenke, Haushalts- und Küchengeräte;
1939: Waldemar Nitzsche, Haushaltswaren
1954/55: Nitzsche, Geschenke und Haushaltsbedarf
Kaufhaus Gebr. Rothschild, Marktplatz 1-2 und Ernst-Ludwigsplatz 4
wurde 1936 an die neu gegründete Firma Henschel und Ropertz verkauft, nach unseren Informationen zu einem "fairen Preis". Siehe auch Stichwort Henschel und Ropertz
Fa. Salamander, Schuhgeschäft, Ludwigsstraße 13
1940: noch vorhanden
Damenmodehaus Carl Schürmann & Co., (Inh. Alfred Frank und Heinrich Hartoch) Wilhelminenstraße 2a (in der Nazi-Zeit Peter-Gemeinder-Straße 2a)
1935/36: Kurt Höpfner, Haus für feine Damenmoden
Willi Schwab, Herrenkonfektionsgeschäft, Schulstraße 2 Philipp Jungmann Nachf.
Bessunger Zentral-Drogerie, Philipp Secker Nachf., Inh. Hermann Hoechster, Ludwigshöhstraße 1 (auch Eigentümer)

Drogerie Secker (1927)
[55]
1936: Hoechster, Hermann, Drogist (auch Eigentümer)
1939: Hoechster, Hermann, Kaufmann (noch Eigentümer);
Secker, Phil. Nachfolger, Peter Straub, Drogerie;
1940: Eigentümer: Hoechster, Hermann, Kaufmann, Ww. Sara; Straub, Peter, Bessunger Zentraldrogerie
Drogerie Straub (ca. 1950)
[55]
Holzhandlung Arthur Sobernheim, Bleichstraße 40 (auch Eigentümer), Wohnung: Martinstraße 58
1937: in Bleichstraße, noch keine Veränderung, aber Wohnung in Kasinostraße 8;
1940: keine Erwähnung in Bleichstraße 40;
Bleichstraße 40: Eigentümer: Wünsche, Emil, Alsbach
Schuhhaus Speier, Ludwigstraße 16 (Inh. Paul Wildau)
1940: Schuhhaus Hermann Dielmann,
1954/55: Schuhhaus Dielmann

Schuhhaus Dielmann 2012
Schokoladen- und Teehandel (Großhändler) Julius Steiermann, Roßdörferstraße 42 (auch Eigentümer)
1939 und 1942: kein Eintrag Steiermann;
1939 und 1942: Roßdörferstraße 42: Fenges, Karl, Lehrer, Groß-Zimmern (Eigentümer, dort nicht wohnend)
Obst- und Weinhandlung Albert Storper, Ernst-Ludwigs-Straße 29
1940: Fritz Veith, Südfrüchte
Strauß & Mayer, Geschäft für Seidenstoffe und Modewaren (Inh. Siegfried May), Schulstraße 8 (Wohnung: Riedeselstraße 21)
1935/36: Hessische Textil-GmbH Müller und Spilger
Fa. Conrad Tack & Cie, Schuhgeschäft, Ludwigsstraße 17 1940: noch vorhanden
Warenhaus Leonhard Tietz Marktplatz 7 "ging im August 1933 an Westdeutsche Kaufhof AG über",
1954/55: Martin Brackelsberg

Anzeige in der Hessischen Landeszeitung 1941
[51]
Eisengroßhandlung Gebr. Trier (Inh. Karl Mayer),
1930: Rheinstraße 25, Lager: Kirschenallee 54/56
1934: Eisen-Rieg, Eisengroßhandlung; im Stadtlexikon [11] heißt es, dass Eisen-Rieg aus der ein Jahr zuvor in Konkurs gegangenen Eisenhandlung Gebr. Trier hervorgegangen sei!
Bis 1991 Eisen-Rieg, danach verkauft
Möbelfabrik Josef Trier, (Inh. Ernst und Walter Trier), Wilhelminenstraße 25 (in der Nazi-Zeit Peter-Gemeinder-Straße 25) und Elisabethenstraße 20 (Fabrik: Pallaswiesenstraße 96 und Ploenniesstraße 3)
1937/38: Tritsch & Heppenheimer, Tapeten, Teppiche, Gardinen, Linoleum;
1954/55: Tritsch & Heppenheimer (Elisabethenstraße 20 und Wilhelminenstraße 25
Manufaktur-, Kurz-, Weiß- und Wollwarenhandlung Gebr. Unger, Ludwigsstraße 9-11 und Wenckstraße 2 (Inh. Albert Libmann)
1934: Stoff- und Konfektionshaus G. P. Stamer, Inh. E. Stamer und H. Maute
Einheitspreisgeschäft Woolworth F. W. Co GmbH, Ludwigsstraße 12 1940: noch vorhanden



Udo Steinbeck [6] [7] [8] erwähnt noch weitere Arisierungen "nichtarischer" Geschäfte. In einer Vorbemerkung heißt es bei ihm: "Die folgende Liste der jüdischen Geschäftsinhaber i. J. 1933 ist unvollständig. Das Darmstädter Adressbuch von 1942 gibt Auskunft, wer statt dessen (in Klammer gesetzt) nach Abschluss der Arisierung eingetragen wurde. Eine Aussage, ob diese neuen Besitzer an der Arisierung beteiligt waren, kann nicht gemacht werden". Hier die Auflistung:

Ernst Bessunger, Zündholzgroßhandlung, Waldstr. 49

Wilhelm Gutenberg, Inh. Karl Lindauer, Seifenfabrik, Mühlstr. 6
(Sodex Seifenfabrik, Carl Lüttke)

Josef Joseph, Inh. Fr. Neumann, Baumaterialien, Heidelberger Str. 9

Herz Bodenheimer, Kolonialwaren und Getreide-Großhandlung, Rheinstr.26

Julius Wieseneck, Metzgerei, Holzstr. 15

Sally Joseph, Zigarrenhandlung u. Auskunftei, Rheinstr.20
(Zigarren- u. Weinhandlung, H. Moog)

Ludwig Joseph, Ledergroßhandlung, Heinrichstr. 3
(Ledergroßhandlung, Reinhold Franke)

J. Frohmann & Co., Inh. Sigfried Dahlerbruch, Eisengroßhandlung, Kahlertstr. 36

Ludwig Reinheimer, Metzgerei, Bleichstr. 22

Ludwig Hausmann, Metzgerei, Grafenstr. 10
(Metzgerei, Peter Hechler)

L. Simon, Inh. Karl Simon, Buchdruckerei, Grafenstr. 15
(Buchbinderei, Ernst Rehbein)

Bernhard Gans, Inh. Siegfried Gans, Installation f. Gas u. Wasser

Hermann Joseph, Dampf- u. Talgschmelzerei, Pallaswiesenstr. 153

Lipmann May, Altwarenhandlung, Weiterstädter Str. 70 u. Kl. Ochsengasse 14

Artur Sittig, Textil- u. Modewaren, Luisenplatz 4

Jonas Meyer, Holzhandlung, Dampfsägewerk, Zeughausstr. 3 u. Weiterstädter Str. 98/110

S & E Kahn, Sattlerei und Tapezierartikel, Elisabethenstr.29

Hermann Pauly, Metzgerei, Stiftstr.83

Theodor Pauly, Metzgerei, Eckhardstr. 1

Willi Pauly, Metzgerei, Obergasse 40

Gerson Mosbacher, Damenschneiderei u. Textilversand, Kasinostr.10

Löb Grünfeld, Möbel- und Altwarenhandlung, Schlossgasse 8

Peisach Grünfeld, Uhrengeschäft, Gr. Ochsengasse 22

Arie Zwickler, Flaschen, Säcke u. Textilien, Schwanenstr. 12
(Fahrradrep.-Werkst., Georg Hahn)

Alfred Bodenheimer, Buchhandlung, Rheinstr. 24
(Buchhandlung, R. d'Hooghe)

Jakob Eckstein, Uhrmacher, Goldwaren, Zigarren, Gr. Ochsengasse 1

Richard Freudenberger, Bäckerei, Bleichstr. 13

Gebr. Sommerfeld, Pferdehandel, Pallaswiesenstr. 25
(Fahrzeugbau, Ernst Mohrmann)

Kahn & Schack, Inh. Sally Kahn & Joseph Schack, Bankgeschäft, Rheinstr. 25

M & K Kahn, Eisen- u. Installationsartikel, Landwehrstr.38

Wronker, Inh. Sally Lichtenstein, Konfektionsgeschäft, Ludwigstr. 2

I. Lehmann, Bankgeschäft gegr. 1875, Georgenstr. 7

Sally Mainzer, Rinds- u. Kalbsmetzgerei, Kranichsteiner Str. 35

D. Faix & Sohn, Inh. Robert Anspach, Spielwaren, Geschenkartikel, Rheinstr.

Hermann Hachenburger, Inh. Sally Mayer, Bindfaden- u. Polsterartikel, Bismarckstr. 72
(Bürstenmacher, Josef Kerker)

(Otto Nietzschmann Nachf., Inh. Sally Lissauer, Haus- u. Küchengeräte, Schulstr. 14)
(Anmerkung der Autoren: Dieser Eintrag von Udo Steinbeck ist nicht korrekt. Die richtige Anschrift lautet: Ernst-Ludwigs-Straße 19. Der Name schreibt sich Nietschmann. Siehe auch Tabelle oben.)

Geiger & Günther Nachf., Inh. Wilhelm Liebenthal (Inh. Karl Zieglwalner), Spezialhaus f. Herrenmode, Ludwigstr. 17

Moses Posner, Manufaktur u. Weißwarengeschäft, Rheinstr.7

Aron Reinhardt, Buchdruckerei, Obergasse 2

Jakob Simon, Händler, Vorsteher d. Isr. Rel. Gemeinde Arheilgen, Dieburger Str. 62

A. Ullmann, Inh. Max Ullmann, Spielwaren, Elisabethenstr. 27
(Spielwaren, Adolf Eifler)

Siegfried Dahlerbruch, Kurz- u-. Wollwaren, Neue Darmstädter Str. 26

Meyer Heyum, Textilwaren, Heidelberger Str. 31

Moses Heyum, Futtermittel, Pfungstädter Str. 31 Eb

Max Kahn, Bekleidung, Vorsteher d. Isr. Rel. Gesellschaft Eberstadt, Oberstr. 1

Max Reinheimer, Viehändler, Pfungstädter Str. 29 Eb

Salomon Stock, Futter- u. Lebensmittel, Oberstr. 28 Eb

Emil Löb, Kurz-, Weiß- u. Wollwaren, Markt 11

Moritz Löb, Darmgroßhandlung und Metzgereimaschinen, Viktoriastr. 58

Salomon Feitler, Tabakwaren, Ernst-Ludwig-Str. 17, Schloßgartenstr. 1, Nieder-Ramstädter Str. 14, Kirchstr. 12

Siegfried Levi, Viehhändler, Saalbaustr. 12

Strauß & Dernburg, Darm & Gewürzhandlung, Metzgerei-Einrichtungen, Grafenstr. 19

Leiser Hochbaum, Damen & Herrenkonfektion, Textil- und Schuhwaren, Langgasse 53

Louis Oppenheim, Metzgerei, Wendelstadtstr. 26

Schuhhaus Baar, Inh. Mendel Barczinski, Ernst-Ludwigs-Straße 19
Anzeige im Hessischen Volksfreund vom 1.10.1932
Anzeige im Hessischen Volksfreund vom 1.10.1932 [57]


Sichel & Sohn, Schuhgeschäft, Am Markt

Sally Nassauer, Metzgerei, Pädagogstr. 2

Moritz Landau, Kolonialwaren, Mathildenplatz 1

M. Rosenzweig, Schuhgeschäft, Schloßgasse 29

Modehaus Gissinger
(ab 1937 Roman Sobek)

Friedrich David, Tuchhandlung, Viktoriastr.

Isidor Oppenheim, Getreide, Futtermittel, Herdweg 58

Friedel Dahlerbruch, Textilgeschäft, Heidelberger Landstr. Eb

Karl Laufer, Metzgerei, Seeheimer Str. 6 Eb

Salomon Reinheimer, Metzgerei, Schloßstr. 5 Eb

Ferdinand Reinheimer, Metzgerei, Pfungstädter Str. 22 Eb

Siegfried Heyum, Textilgeschäft, Büschelstr. Eb

Geschwister Adler, Hutmacherinnen, Mauerstr.

Anmerkung der Autoren:
Sollten uns hier Fehler oder Ungenauigkeiten unterlaufen sein, sind wir für Hinweise dankbar und berücksichtigen sie selbstverständlich.


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