DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Veranstaltungsplakat der Deutschen Christen (1933)
Veranstaltungsplakat der Deutschen Christen (1933) [8]
Deutsche Christen (DC) war die Bezeichnung für eine am 6. Juni 1932 unter starker Einflussnahme der NSDAP entstandene nationalsozialistische Glaubensbewegung innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK).

In ihren Richtlinien hieß es:

"Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen. [.] Daher ist der Rassenvermischung entgegenzutreten. [.] In der Judenmission sehen wir eine schwere Gefahr für unser Volkstum. Sie ist das Eingangstor fremden Blutes in unseren Volkskörper. [.] Insbesondere ist die Eheschließung zwischen Deutschen und Juden zu verbieten."

Ihr Ziel war, die 28 selbständigen Landeskirchen und die Gruppen unterschiedlicher Bekenntnisrichtungen innerhalb der Evangelischen Kirche zu einer "Reichskirche" unter ihrer Einflussnahme und Kontrolle zu vereinigen und zentral zu lenken.

Auf ihrer ersten Reichstagung vom 3. bis 5. April 1933 - kurz nach der "Machtergreifung" - hieß es u. a.:

"Die Kirche ist für einen Deutschen die Gemeinschaft von Gläubigen, die zum Kampf für ein christliches Deutschland verpflichtet ist. Das Ziel der Glaubensbewegung "Deutsche Christen" ist eine evangelische deutsche Reichskirche. Der Staat Adolf Hitlers ruft nach der Kirche, die Kirche hat den Ruf zu hören."

Bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 gelang es ihnen, wichtige Schlüsselpositionen in den meisten Landeskirchen und der DEK zu besetzen. Am Vorabend dieser Wahlen sprach Hitler über alle deutschen Sender und warb für die DC:

"... Diese Kräfte sehe ich in jenem Teil des evangelischen Kirchenvolkes in erster Linie gesammelt, die in den DC bewusst auf dem Boden des NS-Staates getreten sind".

In ihren Glaubensrichtlinien vom Dezember 1933 heißt es u. a.:

"Wir sind durch Gottes Schöpfung hineingestellt in die Blut- und Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes und sind als Träger dieses Schicksals verantwortlich für seine Zukunft. ... Wie jedem Volk, so hat auch unserem Volk der ewige Gott ein arteigenes Gesetz eingeschaffen. Es gewann Gestalt in dem Führer Adolf Hitler und in dem von ihm geformten nationalsozialistischen Staat. ... Ein Volk! - Ein Gott! - Ein Reich! - Eine Kirche !".

Die Zweidrittelmehrheit der Deutschen Christen in der preußischen Generalsynode ermöglichte auch den Erlass eines innerkirchlichen Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Geistlichen und Kirchenbeamten. Das neue Gesetz bestimmte, dass Geistlicher oder Kirchenbeamter nur sein dürfe, wer rückhaltlos für den nationalen Staat eintrete und arischer Abstammung sei. Das bedeutete, dass bis zur Großelterngeneration kein Jude vertreten sein durfte.

Vor allem aus Protest gegen die Einführung des Arierparagraphen für Geistliche und Kirchenbeamte rief Pfarrer Martin Niemöller zur Gründung des Pfarrernotbundes auf, aus dem sich die Bekennende Kirche entwickelte. Durch sie vor allem verstärkte sich innerkirchlicher Widerstand gegen die Deutschen Christen, die bald in viele kleine Gruppierungen auseinanderfielen. 1935 wurde ein Reichskirchenministerium eingerichtet mit der Aufgabenstellung, die Kirche von staatlicher Seite zu kontrollieren.

In Darmstadt formierte sich die Ortsgruppe der Glaubensbewegung der Deutschen Christen am 20.6.1933 im Feierabendhaus des Elisabethenstifts, gerade rechtzeitig vor den von der Reichsregierung angesetzten Neuwahlen der kirchlichen Körperschaften am 23.7.1933. Nach Karl Dienst gehörten in Darmstadt "höchstens 3 der 16 Darmstädter Pfarrer zu den DC ...". Nach dem guten Abschneiden bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 verlieren die DC an Bedeutung. Nach Harmjan Dam lösten sich die DC in Süd-Nassau bereits am 22. November 1933 wieder auf.

siehe auch: Kirchen im Faschismus

Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7], Abbildung: [8]

 

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