DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Esselborn, Karl (1.2.1879 Stuttgart - 18.3.1940 Darmstadt) war von 1935 bis zu seinem Tod 1940 Direktor der Hessischen Landesbibliothek. Er wuchs in Darmstadt auf, besuchte von 1885 bis 1897 das Ludwigs-Georgs-Gymnasium und studierte in Heidelberg Sprachen und Literatur, wechselte dann zur Rechtswissenschaftlichen Fakultät nach Gießen. Das juristische
Studium schloss er mit der ersten juristischen Staatsprüfung 1901 ab und wurde ein Jahr später promoviert. Er war vermutlich der Vater von Wilhelm Karl Esselborn und Karl Alfred Esselborn.
Im August 1904 wechselte Esselborn zur Hofbibliothek nach Darmstadt und wurde 1905 Hilfsbibliothekar und schließlich 1912 Bibliothekar.
Den Ersten Weltkrieg verließ er als Rittmeister der Reserve.
1922 wurde er zum Professor ernannt. Im Jahr 1923 promovierte er in Gießen mit einer Arbeit über den
Deutschkatholizismus in Darmstadt zum Dr. phil. Von 1935 bis zu seinem Tod war Esselborn Direktor der Hessischen Landesbibliothek.
-
- Buchdeckel von Darmstadt in der Dichtung (1918) [9]
Esselborn war als Heimatforscher und Schriftsteller sehr produktiv. Schwerpunkte waren Lebenserinnerungen, Tagebücher und Reiseschilderung. Titel waren u. a. "Darmstadt in der Dichtung" (1918), "Darmstädter Erinnerungen" (1924) und "Hessen-Darmstadt - Ein Heimatbuch" (1926).
Esselborn trat am 1.5.1933 der NSDAP bei. Für den "Nationalsozialistischen Hessenkalender für das Jahr 1934" hatte er die Schriftleitung. Die Umschlagszeichnung stammt von Walter Cauer. In der Einführung heißt es zum Schluss:
Möge es dem Nationalsozialistischen Hessenkalender vergönnt sein, zu seinem Teil an dem großen Werke des
Wiederaufbaues des Deutschen Reiches durch den Führer Adolf Hitler beizutragen.
Darmstadt, 28. August 1933
Heil Hitler!
Der Verlag.
In diesem Kalender stellte er in einem vierseitigen Beitrag mit dem Titel "Die Spitzen der hessischen Regierung" die
neue nationalsozialistische Landesregierung mit deutlicher Sympathie vor.
Esselborn war auch Mitarbeiter der vom Hessischen Historischen Verein herausgegebenen Mitteilungsblätter.
Aus Anlass seines Todes erschien in den Mitteilungsblättern ein von Wilhelm Martin Becker verfasster Nachruf, in
dem zu lesen ist, dass er "seinem Volk und der Partei (war er) ein treuer Genosse" gewesen sei.
Weder im Beitrag des Stadtlexikons [4] noch bei Knöpp [2] wird seine NS-Partei- und SA-Mitgliedschaft erwähnt.
Im "Gedenkblatt" spricht Archivdirektor Knöpp (1904-1995), selbst NSDAP-Mitglied, an zwei Stellen die NS-Zeit an:
"Wie verärgert er war, als ein fertig ausgedrucktes Heft in der nationalsozialistischen Zeit nicht mehr ausgeliefert werden konnte."
Es handelte sich dabei nach Knöpp um Bände der Hessischen Biographien. Hinsichtlich des NS-Hessenkalenders schreibt Knöpp, leider ohne nähere Angaben:
"Zur Herausgabe eines nationalsozialistischen Kalenders ist es wegen parteipolitischen Schwierigkeiten nur einmal gekommen."
-
- Straßenschild in Darmstadt (2019)
Zu seinen Ehren wurde nicht in der NS-Zeit, sondern 1981(!) eine Straße in Kranichstein (Esselbornstraße) nach ihm benannt.
Nach Vorlage der im Auftrag der Stadt Darmstadt im Mai 2019 vorgelegten Untersuchung "Projekt Darmstädter
Straßennamen" [10], die eindeutig belegt hat, dass Karl Esselborn ein überzeugter Nationalsozialist und auch Mitglied der NSDAP war, konnte der Magistrat der Stadt Darmstadt sich nicht zu einer Umbenennung entschließen.
Q:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[10]
[11], Abbildungen:
[9], Autoren
zurück zur Übersicht