DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Hauer, Daniel (17.2.1879 Bad Dürkheim - 5.7.1945 Berlin-Pankow) war in Darmstadt Polizeidirektor.

Der Sohn eines Gastwirtes und Obsthändlers besuchte die Volks- und Realschule in Bad Dürkheim und half anschließend im Geschäft seines Vaters.

1899 schloss er sich dem 4. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 143 und der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika an und beteiligte er sich an der Niederschlagung des Hereroaufstandes.

Nach Beschäftigungen bei der Staatseisenbahn und der Industrie nahm er von 1914 bis 1918 mit dem Füsilier-Regiment "von Gersdorff" (Kurhessisches) Nr. 80 und dem Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 80 am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg gehörte er bis 1920 dem Freikorps Epp an. Danach schloss er sich der rassistischen und antisemitischen deutschvölkischen Freiheitsbewegung an und trat 1927 der NSDAP bei.

Zur Landtagswahl am 15. November 1931 hatte Hauer auf der Liste Nr. 13 "Adolf Hitler" kandidiert und zog mit weiteren 26 Nazis in den Landtag des Volksstaates Hessen ein.

Liste 13 zur Landtagswahl
Hauer auf der Liste 13 zur Landtagswahl in Hessen 1931 [2]

Nach Wikipedia [3] erregte Hauer öffentliche Aufsehen, als er in der Landtagsitzung vom 19. Februar 1932 das im Jahr 1921 erfolgte Attentat auf den früheren Reichsfinanzminister Matthias Erzberger als patriotische Tat rechtfertigte und der sozialdemokratischen Abgeordneten Lily Pringsheim, die gegen diese Äußerung Protest erhob, zurief: "Sei nur ruhig, du kommst auch noch dran".

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Hauer in Darmstadt kommissarischer Polizeidirektor. Im Juli 1933 wurde er zum SA-Brigadeführer befördert und im November zog er in den Reichstag ein

Hier die Vita Hauers im Handbuch des deutschen Reichstages von 1936:

Handbuch des deutschen Reichstages von 1936
Lebenslauf im Handbuch des deutschen Reichstages von 1936 [1]

Etwa ab 1937 war Hauer Mitglied des Volksgerichtshofes und an mehreren Todesurteilen beteiligt. In Wikipedia sind in verdienstvoller Weise seine Beteiligungen an Todesurteilen im Detail dokumentiert:

"In dieser Eigenschaft war er vor und während des Zweiten Weltkrieges an zahlreichen Todesurteilen beteiligt, so am 4. Juni 1937 gegen Adolf Rembte und Robert Stamm, am 12. Juni 1937 gegen Stefan Lovasz, Alfred Grözinger, Josef Steidle, Artur Göritz und Liselotte Herrmann, am 19. März 1940 gegen Hermann Steigleiter und Hugo Steigleiter, am 15. Dezember 1942 gegen die Näherin Rosa Hofmann, am 5. Februar 1943 gegen Hans-Georg Vötter, Adolf Bittner, Arthur Illgen und Werner Schaumann, am 31. März 1943 an dem Todesurteil gegen William Otto Bauer, am 23. Juni 1943 gegen den Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink, am 8. September 1943 gegen den Maschinenhändler Fritz Gröbe, am 22. Januar 1944 gegen das Ehepaar Bernhard und Maria Kreulich aus Essen-Kray, am 22. Juni 1944 gegen Franz Jaindl-Haring, am 26. Juli 1944 gegen den Gelegenheitsarbeiter Anton Kowalski, am 30. Oktober 1944 gegen den Hochbautechniker Albert Ludwig Florowski, am 6. November 1944 gegen die Ehrengard Frank-Schultz, am 8. Januar 1945 gegen Theodor Neubauer und am 9. Januar 1945 gegen Jakob Schultheis und Stanislaus Peplinski. Außerdem war Hauer am Urteil gegen Bruno Dubber vom 13. Mai 1941 beteiligt, das diesen zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilte."

In der Zeit als kommissarischer Polizeidirektor wohnte Hauer in der Heinrichstraße 169.


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6], Abbildungen: [1] [2]

 

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