DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"

Göring, Krauch, Schmitz
Göring, Krauch, Schmitz (v.r.n.l., vorne) [7]

Krauch, Carl (7.4.1887 Darmstadt - 3.2.1968 Bühl) war ein in Darmstadt geborener Chemiker, der in der Chemiebranche Karriere machte, sich 1937 nach dem Ende der Aufnahmesperre der NSDAP anschloss und 1948 in Nürnberg als Kriegsverbrecher zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, die aber bereits 1950 endete.

Krauch legte in Darmstadt das Abitur ab und studierte ab 1906 Naturwissenschaften und Chemie in Gießen und Heidelberg. Er schloss sich der Burschenschaft Alemannia Gießen an. 1911 promovierte er zum Dr. phil. in Heidelberg und begann 1912 seine Karriere in der Chemieindustrie bei der Badischen Anilin- und Sodafabrik AG (BASF) in Ludwigshafen.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war er für kurze Zeit Soldat, wurde jedoch "u. k." gestellt und arbeitete ab 1915 wieder bei der BASF in Oppau und Leuna. 1919 wurde er Prokurist und 1920 Leiter der Ammoniakfabrik in Ludwigshafen-Oppau. 1922 wechselte er als Geschäftsführer zum Ammoniakwerk Merseburg.

Nach dem Zusammenschluss der deutschen Farben- und Chemieindustrie 1925 zur "Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG", kurz IG Farben, wurde er zunächst stellvertretendes und 1934 ordentliches Mitglied des Vorstands des nun größten deutschen Chemiekonzerns. Nach dem Tode von Carl Bosch 1940 (1926-1935 Vorstandsvorsitzender, 1935-1940 Aufsichtsratsvorsitzender) wurde er Aufsichtsratsvorsitzender und blieb dies bis 1945.

Bereits 1933 unterstützte die BASF die NSDAP im Wahlkampf mit 400.000 Reichsmark - die höchste Einzelspende der deutschen Wirtschaft für diese Partei in diesem Jahr, wie Wikipedia schreibt.

1938 ernannten ihn die Nazis zum Wehrwirtschaftsführer und Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung im Vierjahresplan, und 1939 wurde er Mitglied des Präsidiums des Reichsforschungsrates. Im gleichen Jahr verlieh ihm Adolf Hitler das Eiserne Kreuz wegen seiner "Siege auf dem Schlachtfeld der deutschen Chemie", und 1943 erhielt er das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes überreicht.

Auch die Universitäten wollten nicht abseitsstehen. So verlieh ihm die Universität Heidelberg die Ehrendoktorwürde, und Berlin ernannte ihn zum Ehrenprofessor. Bei der Kaiser-Wilhelm Gesellschaft hatte er Senatoren-Rang, und die Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung zählte ihn zu ihren Mitgliedern.

Nach der Freilassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg war er Aufsichtsratsmitglied der I.G.-Nachfolgegesellschaft Chemische Werke Hüls AG und lebte auf seinem Gut Falkenhof im Odenwald.

Krauch wurde im ersten Auschwitz-Prozess in der "Strafsache gegen Mulka u.a." vor dem Landgericht Frankfurt am Main am 138. Verhandlungstag am 19. Februar 1965 als Zeuge vernommen.

Ein Auszug aus dem Protokoll:

Vorsitzender Richter: Wissen Sie, wie praktisch verfahren wurde, also erstens einmal, in welchem Gesundheitszustand sich die Häftlinge überhaupt befunden haben, als sie Ihnen zugewiesen wurden?

Zeuge Carl Krauch: Ich war einmal selbst in Auschwitz - jetzt im Werk Auschwitz, also in dem Buna-Werk Auschwitz - und hatte Gelegenheit, durch das Werk zu gehen. Ich bin auch allein durchgegangen, um ein unbefangenes Bild zu bekommen. Und ich habe den Eindruck gehabt, daß die Leute ordentlich ernährt waren. Es war nicht viel Unterschied zwischen Fremdarbeitern, also zwischen deutschen Arbeitern, und denen. Der allgemeine Ernährungszustand war ja damals etwas reduziert, auch für uns. Da habe ich keinen Unterschied gemerkt.

Vorsitzender Richter: So. Herr Zeuge, da wäre noch die Frage zu beantworten, ob Sie in Nürnberg seinerzeit verurteilt worden sind.

Zeuge Carl Krauch: Ich bin verurteilt worden.

Vorsitzender Richter: Und zwar warum?

Zeuge Carl Krauch: Wegen Beteiligung an der Beschäftigung von Zwangsarbeitern.


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6], Abbildung: [7]

 

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