So heißt es bereits im 5. Buch Mose, 20. Kapitel:
Nach Erkenntnissen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages gab es schon im 19. Jahrhundert im preußischen Heer Feldgeistliche und Militärseelsorger, Feldrabbiner wurden hingegen erst mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges eingeführt.
Dieter Beese zeigt in seinem 1999 gehaltenen Referat die lange Kontinuität zwischen Militär und Kirche auf. Im Kaiserreich und der Weimarer Republik leisteten die Kirchen genauso ihren "geistlichen Beistand" für die verbrecherischen Kriege wie auch für das verbrecherische NS-Regime.
Nachdem am 12. November 1955 in der Bundesrepublik die Bundeswehr gegründet wurde, dauerte es nicht lange, bis auch hier wieder die Kirchen ihren besonderen Beitrag leisteten. Auch der Staat hatte hieran ein existentielles Interesse.
Der Militärseelsorgevertrag vom 22. Februar 1957 regelt die evangelische Militärseelsorge.
Die gesetzliche Grundlage für die katholische Militärseelsorge in der Bundeswehr war bereits mit dem Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 zwischen dem nationalsozialistischen Terrorregime und dem Vatikan geschaffen worden.
Und am 26. Juli 1957 beschloss der Deutsche Bundestag schließlich das "Gesetz über die Militärseelsorge".
Nach dem Beitritt der DDR an die BRD 1990 stellte sich auch die Frage der Militärseelsorge in den ostdeutschen Bundesländern. Die Synode des Kirchenbundes der ehemaligen DDR im September erklärte 1990, "dass der Geltungsbereich des von EKD und Bundesregierung geschlossenen Militärseelsorgevertrages durch die Zusammenführung von Bund und EKD keine Ausweitung auf die Gliedkirchen des Bundes erfährt."
Eine verbindliche rechtliche Grundlage entstand allerdings erst durch den Rahmenvertrag vom 12. Juli 1996, der am 1. Januar 2004 schließlich als "Militärseelsorgevertrag" anerkannt worden ist. Einen guten Einblick gibt auch der Beitrag "Der pazifistische Dickkopf" von Gerlach in der TAZ vom 28. Februar 2016.
Die Militärseelsorge der beiden christlichen Kirchen ist hierarchisch organisiert: Militärpfarrer, Militärdekane, Militärbischöfe.
Der erste evangelische Militärbischoff Hermann Kunst (Amtszeit 1956 bis 1972) wurde 1935 zum nebenamtlichen Standortpfarrer eines in Herford stationierten Ausbildungsbataillons ernannt. Seine Reden in dieser Zeit zeichneten sich durch ihre Nähe zum NS-Staat und dessen Wehrmacht aus, lesen wir bei Wikipedia. Weiter heißt es dort: "1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und 1940 zum Kriegspfarrer auf Kriegszeit (a. K.) ernannt. Er begleitete die Wehrmacht-Truppen beim Überfall auf Polen und beim Westfeldzug, wo er mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse ausgezeichnet wurde." Der zweite evangelische Militärdekan Friedrich Hofmann (Amtszeit 1957 bis 1965) war nach Wikipedia am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten.
Nach Wikipedia gibt es ca. 200 Stellen für Militärseelsorger, etwa je zur Hälfte evangelisch und katholisch. Die Seelsorger sind Beamte auf Zeit. Sie werden in der Regel für mindestens sechs Jahre von ihren Landeskirchen/Diözesen freigestellt, nehmen an Übungen und Kriegseinsätzen im Ausland teil und tragen im Einsatz Uniform mit speziellen "Dienstgradbezeichnungen".
Am 22. Oktober 2020 wurde durch Gesetz auch die Einführung einer Militärseelsorge für Soldaten jüdischen Glaubens beschlossen. Nach einer Meldung des Deutschlandfunks von 2012 gab es damals rund 250 jüdische Soldaten in der Bundeswehr.
Vermutlich wird in absehbarer Zeit auch eine Seelsorge für Militärangehörige muslimischen Glaubens eingerichtet.
Die Kosten der Militärseelsorge trägt der Staat, sie werden auf ca. 45 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Durch die Erweiterung auf Angehörige jüdischen Glaubens dürfte sich dieser Betrag weiter erhöhen.
Niemand geringeres als der hessische Kirchenpräsident Martin Niemöller fand für den Soldatendienst eine Charakterisierung:
Verteidigungsminister F. J. Strauß stellte wegen dieser Aussage Niemöllers eine Strafanzeige wegen Beleidigung der Bundeswehr.
"Die Militärseelsorge ist ein Überrest aus der Zeit, als Thron und Altar, weltliche und geistliche Macht noch gemeinsame Sache gemacht haben" heißt es in einem Faltblatt der "Ökumenischen Initiative zur Abschaffung der Militärseelsorge".
In den Kriegen wurden die Militärseelsorger zur Stabilisierung der Soldaten eingesetzt, um in verbrecherischen Kriegen weiter zu kämpfen. So sagte der Katholische Militärdekan Jochen Folz 2016:
Für die Autoren des vorliegenden Lexikons, Aktive in der "Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen", gilt:
Daraus folgt, dass sie auch Militärseelsorge ablehnen.