DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Scholl, Ulla (18.3.1919 Darmstadt - 21.8.2011 Dachau) war eine deutsche Bildhauerin. Viele ihrer Vorfahren waren ebenfalls Bildhauer.

Sie wurde als jüngste Tochter des Bildhauers Hermann Maria Scholl (27.3.1875 Darmstadt - 3.10.1957 Darmstadt) in Darmstadt geboren. Vater Scholl war am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten.

Sie war Schülerin der Darmstädter Bildhauerin Federn-Staudinger, Luise, die ihr Atelier in der Inselstraße 26 hatte. Ulla Scholl studierte 1937 bei Gustav Scheinpflug an der Kunstfachhochschule Mainz, 1938 bei Professor Herbert Garbe (vor 1933 Mitglied der SPD, dann Eintritt in die NSDAP) an der Akademie "Städel" in Frankfurt und später bei Professor Hermann Geibel an der Technischen Hochschule Darmstadt und besuchte kunstgeschichtliche Vorlesungen bei Ottilie Thiemann-Stoedtner. 1940 konnte sie Dank eines Stipendiums ihrer Heimatstadt Darmstadt in München Bildhauerei u. a. bei Joseph Wackerle (kein NSDAP-Mitglied, aber von Hitler und Goebbels hoch geschätzt) studieren.

Nach dem Krieg arbeitete Ulla Scholl als freischaffende Künstlerin und lebte in München und Dachau.

Ulla Scholl war ausgesprochen produktiv. 1941 schuf sie im Rahmen eines Wettbewerbs die Großplastik "Die Flucht" und erhielt dafür einen Preis der Stadt Darmstadt. Sie schuf viele Büsten, u.a. von Prof. Strahringer (HEAG), von Carlo Mierendorff, von Thomas Mann, und Oberbürgermeister Engel. Im Auftrag der Stadt Darmstadt schuf sie 1967 eine Büste vom Schriftsteller Frank Thiess und 1961 eine Bronzebüste von Walter Köbel, dem Rüsselsheimer Oberbürgermeister. An der Ecke Gervinusstraße / Darmstraße stammt die Bronzestatue "Stehender weiblicher Akt" von ihr, sowie das Robert-Schneider-Denkmal an der Robert-Schneider-Straße, Ecke Pallaswiesenstraße im Martinsviertel. Das Werk "Kunst im öffentlichen Raum" [8] von 1994 verzeichnet sieben von ihr gestaltete Kunstwerke in Darmstadt.

Aber Ulla Scholl ließ sich auch von den Nationalsozialisten vereinnahmen. So nahm sie 1940 an der Ausstellung "Darmstadt 1940 - Kunstausstellung im Städtischen Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe", teil.

Am 4. Februar 1941 schrieb sie an den nationalsozialistischen Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Otto Wamboldt wegen des Ankaufs der Beyer-Büste für 400 Reichsmark. Den Brief schloss sie mit "Heil Hitler".

In der Darmstädter Wochenschau wurde sie 1937 und 1940 wegen ihrer Arbeiten lobend erwähnt.

Für ihr Werk wurde Ulla scholl geehrt, 1977 mit der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung und 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.

Nach ihrem Tod wurde sie in der Familiengrabstätte auf dem Alten Darmstädter Friedhof begraben.


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