Umso weniger ist zu verstehen, dass auch sich dem Bildungsauftrag
verpflichtete öffentliche Institutionen dazu hergeben, Werbung für die
Bundeswehr zu betreiben.
Es wurde darauf verwiesen, dass auch schon mit anderen Partnern solche
Kooperationen stattgefunden hätten.
Die Anfrage, ob
auch andere
Institutionen, wie z.B. die Deutsche
Friedensgesellschaft/Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen, sich zukünftig an die
Stadtbibliothek wenden
könnten, wurde damals - 2003 - verneint. Es wurde allgemein auf
Werbeagenturen verwiesen, die sich dann mit der Bibliothek in
Verbindung setzen würden.
Bleibt die Frage, warum
hier ein Sachverhalt
aufgegriffen wird, der schon einige Jahre zurück liegt. Die Antwort ist
einfach: Mehr als in früheren Jahren versucht die Bundeswehr nach
Aussetzung der Wehrpflicht, junge Menschen für das Kriegshandwerk zu
begeistern und zu gewinnen. Hier verweisen wir auf die vielen
Initiativen der Bundeswehr, in Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel
Schulen, aber auch öffentlichen Messen für den Dienst mit der Waffe zu
werben. Als Friedensorganisation wollen die Autoren - wo auch immer
Werbung für das Kriegshandwerk betrieben wird - dagegenhalten.
Die Darmstädter Stadtbibliothek hat nach der Machtübernahme 1933 eifrig die Vorhaben der Nationalsozialisten ünterstützt:
Sie begann schon Anfang März 1933, also als noch ein demokratisch gewählter Oberbürgermeister im Amt war, mit der "Säuberung" unliebsamer Autoren und Bücher. Auch die Bevölkerung wurde durch Anschläge und Anzeigen aufgefordert, "Schmutz-, Schund- und linkspolitische Tendenzschriften" abzuliefern. Höhepunkte dieser Aktionen waren öffentliche Bücherverbrennungen.
Die neue Hessische nationalsozialistische Landesregierung setzte diese "Reinigungsarbeiten" verstärkt fort. So berichtete der Hessische Volksfreund am 9. Juni 1933:
Der eifrige "Bibliotheks-Säuberer" im Interesse der Nationalsozialisten Dr. Otto Fuhr (21.2.1896 - 22.4.1968) setzte seine Bibliotheks-Karriere in der Stadt Kassel fort, wo er von 1951 bis 1961 Direktor der Volksbibliothek war. Zu seinen Ehren benannte die Stadt Kassel eine Straße nach ihm, die Otto-Fuhr-Straße.