DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Zivilschutzbunker In Darmstadt befinden sich einige Bunkeranlagen, die nach Kenntnisstand der Autoren nicht mehr in Betrieb sind. In dem vorliegenden Artikel geht es um die beiden Zivilschutzbunker unter dem Friedensplatz (!) und im Parkhaus Grafenstraße, die nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtet wurden.

In einer Antwort des Hessischen Innenministers auf eine entsprechende Anfrage der Grünen im Hessischen Landtag heißt es, Bunker sollen einen Grundschutz bieten "gegen Trümmerwirkung, einstürzende Gebäude, gegen Brandeinwirkung sowie gegen radioaktive Niederschläge (gleichzeitig gegen chemische und biologische Waffen)".

Betten aus dem Zivilschutzbunker Karolinenplatz (Kunstaktion von Das Blumen (2014))
Betten aus dem Zivilschutzbunker Karolinenplatz (Kunstaktion von Das Blumen (2014))


Beschilderung in der Tiefgarage Grafenstraße (1997)
"KLINGEL FÜR NACHZÜGLER"..., Beschilderung in der Tiefgarage Grafenstraße (1997)

Die deutsche Innenministerkonferenz hatte am 2. Oktober 1981 beschlossen, die Haushaltsmittel aus dem Haushaltstitel 3604-89362 des Bundes vorrangig zur Förderung von Hausschutzräumen zu verwenden. Bunker sollten, so die damalige von der Regierung verbreitete Vorstellung, die Bevölkerung vor kriegsbedingten Auswirkungen - bis hin zum Atomkrieg - schützen und die Überlebenschancen verbessern. Damit sollte die Illusion gefördert werden, dass ein Atomkrieg führbar und überlebbar sei. Doch lediglich für 3,6 Prozent der Bundesbürger waren Schutzraumplätze vorhanden. Hierfür war von Seiten des Bundes der "Bundesverband für den Selbstschutz" zuständig.

Auf Länderebene lag die Verantwortung für den Bevölkerungsschutz bei den Länderinnenministern, den Regierungspräsidien, den Städten und Landkreisen. Die Kommunen hatten auf der Grundlage der Gesetze zum Katastrophenschutz und Zivilschutz sogenannte Katastrophenschutzpläne zu erstellen.

Medienberichten im Jahre 1984 zu Folge plante der Bundesinnenminister eine Verpflichtung der Bauherren zum Einbau von Schutzräumen in neue Wohnhäuser. Hiergegen gab es breite Proteste von Sachverständigen und Friedensorganisationen. In der Folgezeit gab es wiederholte anonyme Aktionen, in denen z. B. Bunkerplätze verlost wurden.

Die Atomreaktorkatastrophe im April 1986 in Tschernobyl verstärkte die Überlegungen der Bundesregierung zum Bunkerbau.

In Darmstadt befanden sich damals zwei Mehrzweckanlagen (siehe Fotos) mit 3.960 Schutzplätzen, die auch vor Atombomben Schutz bieten sollten. In Friedenszeiten dienten sie als Parkhäuser. Sie befanden sich unter dem Friedensplatz (!) und im Parkhaus Grafenstraße 31.

Der Zivilschutzbunker unter dem Friedensplatz befindet sich im nördlichen Teil der Tiefgarage "Friedensplatz" zwischen dem Haus der Geschichte und dem Hessischen Landesmuseum. Zwei Zugänge mit Schleusen für Personen befinden sich direkt vor dem Eingang zum Herrngarten, zwei weitere führen über die Tiefgaragenzufahrten. Die Versorgungseinrichtungen wie Duschen, Toiletten und Lagerstätten für Reinigungsmittel und andere notwendige Gegenstände sind heute nicht mehr zugänglich. Es lagern dort (Stand 2014) aber immer noch Toilettenpapier, Handtücher, Putzmittel, Bestecke und Penatencreme in großen Mengen, überwiegend noch originalverpackt. Der Bunker bot Platz für etwa 2.100 Personen, wobei jeweils ein Drittel liegen, stehen oder sitzen musste. Im Kriegsfall wären die Liegen und Bänke im heutigen Parkhausbereich aufgebaut worden.

Für den "Schutz" der Bevölkerung dienten im Zweiten Weltkrieg Spitzbunker.

Tür in der Tiefgarage Grafenstraße (2014)
Tür in der Tiefgarage
Grafenstraße mit der Beschilderung
"WC u. WASCHRAUM FRAUEN" (2014)
Putzmittel im ehemaligen Zivilschutzbunker Karolinenplatz (2014)
Putzmittel im ehemaligen Zivilschutzbunker Karolinenplatz (2014)
Waschraum im ehemaligen Zivilschutzbunker Karolinenplatz (2014)
Waschraum im ehemaligen Zivilschutzbunker Karolinenplatz (2014)


Q: [1] [2] [3] [4] [5], Fotos: Autoren

 

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