DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Leibgardisten-Denkmal
Standort: Friedensplatz, an der nördlichen Schlossgrabenmauer

Leibgardisten-Denkmal (2004)
Leibgardisten-Denkmal (2004)

Leibgardisten-Denkmal (ca. 1929)
Leibgardisten-Denkmal (ca. 1929) [10]

Leibgardisten-Denkmal bei der Einweihung 1928
Leibgardisten-Denkmal bei der Einweihung 1928 [8]

Grundsteinlegung 1921
Grundsteinlegung 1921 [9]

Protestaktion (2017)
Protestaktion am Volkstrauertag, 21. November 2017

Erläuterungstafel (2021)
Erläuterungstafel am Denkmal links. Aufstellung am 8. Juli 2021 (Bild anklicken zum Vergrößern)
Das am 19. August 1928 eingeweihte Denkmal wurde zu Ehren der über 2.000 im Ersten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten des Infanterieregiments 115 aufgestellt. Die Grundsteinlegung erfolgte 1921, was auch auf einer Tafel auf der Rückseite des Denkmals im Schlossgraben erkennbar ist (siehe Foto unten).

Auf einem Porphyr-Sockel reckt sich ein von Heinrich Jobst (1874 - 1943) entworfener sterbender Löwe. In der Brust des Löwen steckten zwei abgebrochene Lanzen oder Pfeile, die rechte Pranke ist zum letzten Schlag erhoben. Von den zwei Lanzen in der Brust des Löwen existiert nur noch eine.

Das Denkmal wurde im hessischen Landkalender von 1937 als Sinnbild für "das kämpfende, kraftvolle und heldenmütige Unterliegen" dargestellt.

Durch Bombardierung im Jahr 1944 wurde der Sockel beschädigt. Nach [2] wurde er 1952 unter Leitung des Darmstädter Bildhauers Hans Scheibel (1884-1963) restauriert. Auf der Rückseite des Denkmals ist angegeben, dass das Denkmal am 18. Mai 1958 ergänzt wurde (siehe Foto unten). Die Treppenstufen zum Denkmal wurden 2016 ausgebessert.

Über die Einweihung des Leibgardisten-Denkmals am 18. August 1928 berichteten die beiden Darmstädter Tageszeitungen aus unterschiedlicher Perspektive. Die nachfolgende Chronologie orientiert sich nach einem Bericht der sozialdemokratischen Zeitung Hessischer Volksfreund vom 20. August 1928. Er stellt fest, dass nunmehr Darmstadt über ein drittes Regimentsdenkmal verfügt. An der Einweihung nahm der ehemalige Großherzog mit seinen beiden Söhnen teil. Die Weiherede hielt der Vorsitzende des Bundes der Leibgardisten und hessische Spitzenkandidat der Deutschnationalen Volkspartei zur Reichstagswahl, Generalmajor a. D. Freiherr von Preuschen. Als Geistliche sprachen der evangelische Pfarrer Lautenschläger, sowie ein katholischer und ein israelitischer Geistlicher. Lautenschläger habe sich nicht versagen können, "militaristische Verherrlichungen einzuflechten", … "von Völkerfrieden und Völkerversöhnung sprach aber keiner der drei Vertreter göttlicher Lehren, obwohl gerade angesichts de Erinnerung an die vielen Opfer des Völkermordens Anlass genug gegeben war".

Das Darmstädter Tagblatt beschreibt in seinem Bericht vom 18. August 1928 das Denkmal als "schlicht und bescheiden". Ein Grußwort hielt auch der General der Infanterie a. D. Oscar von Hutier (27.8.1857 Erfurt - 5.12.1934 Berlin), in dem er die Hoffnung aussprach:

"Möchte unser liebes, stolzes Leibgarde-Regiment einst wieder erstehen und dann werden wie dieses: Im Frieden eine ausgezeichnete Schule für Hessens männliche Jugend zur Gewöhnung an Ordnung und Pflichttreue, an Ein- und Unterordnung, - in Kriegszeiten wie das alte Regiment ein nie versagendes scharfes Instrument zur Verteidigung des Vaterlandes"

Hutiers Grab auf dem Alten Friedhof (4 C 135), auf dem Grabstein lesen wir "Armeeführer im Weltkriege", ist nach Kautz [4] seit 1978 ein Ehrengrab, wird also auf Kosten der städtischen Bürger gepflegt.

2021 hat die Stadt Darmstadt nach kontroversen Diskussionen mit Friedensgruppen die unten abgebildete Erläuterungstafel am Denkmal angebracht.
In den Wänden außen links und rechts sind die Namen von Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs 1939 bis 1945 eingemeißelt:

+ Zu Ehren der im Weltkrieg 1939-1945 Gefallenen des Inf. Rgt. 115 +
1939/40 + Peronne + Belloy + Fresnes + Mazancourt + Misery + Rozières + Baron + Marne, Seine, Loire, Cher + 1941/42 + Ras Medauar +
Sollum + Cappuzzo + Sidi Rezegh + El Duda + Bir el Gobi + Wadi Faregh + Agheila + Agedabia + Gazala + Knightsbridge + Bir el Harmat +
Bir Hacheim + Tobruk + Fuka + Hammomet + El Alamein + 1943/44 +Nofilia + Buerat + Mareth + Gabes + Tunis ++ Syrakus + Augusta +
Catania + Aetna + Messina + Salerno + Volturno + Sangro Garigliano + Monte Cassino + Nettuno ++ Parroy + Venlo + Aachen + Ardennen
+ Bastogne + 1945 + Reichswald und Niederrhein + Weser + Bremervörde +
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2004 (Wand außen links)
Wand außen links (2004)
Inschrift Wand innen links:

Joh*15*13*Niemand * hat * größere * Liebe, * denn * die, *
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2018 (Wand innen links)
Wand innen links (2018)
Die linke Seite des Sockels trägt die folgende Inschrift:

* Das Leibgarde-Infanterie-Regiment {1. Großherzoglich-Hessisches-} Nr. 115 *
* verlor im Weltkrieg * 1914-1918 * an Gefallenen und Vermissten * 139 Offiziere * 327 Unteroffiziere * 2518 Gardisten *
Es errichtete Infanterie-Regiment-Nr. 186 mit Stab * Reserve-Infanterie-Regiment-Nr. 254 mit Stab * Reserve-Infanterie-Regiment-Nr.221 mit Stab
* In unzähligen anderen Truppenteilen fochten und fielen Leibgardisten, sind vermißt, starben an den Folgen des Krieges *
* Ihnen * Allen * ist * dieses * Denkmal * geweiht *
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2004 (Sockel links)
Sockel links (2004)
Die Inschrift auf der Vorderseite des Sockels unter einer Krone mit Eichenlaub-Ornamentierung lautet ("EL" steht vermutlich für "Ernst Ludwig", von 1892 bis 1918 der letzte Großherzog von Hessen-Darmstadt):

EL
Dem*Leibgarde=Regiment
und*seinen*tapferen*Söhnen
und*seinem*Traditions=Regiment
dem*Inf.=Rgt. 115*1936=1945
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2004 (Vorderseite Sockel)
Sockel vorn (2004)
Auf der rechten Seite des Sockels stehen die Namen von Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs:

+ Schlachten und Gefechte des Regiments im Weltkrieg * 1914 - 1918 +
* 1914 * Schlacht bei NEUFCHATEAU * Moissin * Anloy * Schlacht an der MAAS und an der MARNE * Sermaize * Maurupt=et=le=Montoy * Kämpfe bei
REIMS * Kämpfe bei ROYE * Gruny * Fresnoy * Goyenmurt * Gorullers * 1915 * NEUVE CHAPELLE * Kämpfe bei ROUE * Beuvraignes * 1916 * Schlacht bei
VERDUN * Caureswald * Beaumont * Pfefferrücken * Chauffour- Caillette- Albain-Wald * Douaumont * Kämpfe an AISNE * Schlacht an der SOMME
Kämpfe zwischen MAAS und MOSEL * 1917 * Kämpfe an der SOMME * in der SIEGFRIEDSTELLUNG * Schlacht in FLANDERN
* 1918 * GROSSE SCHLACHT IN FRANKREICH * Durchbruch zwischen Houzeoucourt und Vermaud * Kämpfe im Sommegebiet bei Bourha=
vesnes * Marrimeswald * Maurepas * Kämpfe in FLANDERN * Abwehrschlacht zwischen SOMME, OISE und SCARPE * Kämpfe vor der
SIEGFRIEDFRONT und in der HERMANNSTELLUNG * Rückzugskämpfe ANTWERPEN-MAAS *
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2004 (Sockel rechts)
Sockel rechts (2004)
Inschrift Wand innen rechts:

* daß * er * sein * Leben * lasset * für * seine * Freunde *
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2018 (Wand innen rechts)
Wand innen rechts (2018)
Inschrift außen rechts:

+ Zu Ehren der im Weltkrieg 1939 - 1945 Gefallenen
der aus dem Inf. Rgt. 115 hervorgegangenen Einheiten +
Inf. Rgt. 226: Merzig + Maginotlinie ++ Pripetsümpfe + Dnjepr + Beresina + Kiew + Bjelgorod + Stalingrad + Odessa
+ Bessarabien + Jassy + Großer Weichselbogen +
Inf. Rgt. 485: St. Quentin + Aisne-Kanal + Weygandlinie + Noyon + Cher ++ Bug + Bialystok + Minsk + Smolensk +
Wjasma + Brjansk + vor Moskau + Orscha + Welikye Luki + Kurland +
Leibgardisten-Denkmal im Jahr 2004 (Wand außen rechts)
Wand außen rechts (2004)
Inschrift Rückseite im Schlossgraben:

1621 1921
EL
Enthüllt 19. Aug. 1928
Ergänzt 18. Mai 1958
Rückseite des Denkmals im Schlossgraben (2017)
Rückseite des Denkmals im Schlossgraben (2017)

Siehe auch Stichwort Kameradschaft der Leibgardisten.


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7],
Abbildungen: Autoren (Farbfotos), [8] (Einweihung), [9] (Grundsteinlegung), [10] (Aufnahme ca. 1929)

 

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