DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Geibel, Hermann (14.5.1889 Freiburg - 20.9.1972 Darmstadt) war ein Darmstädter Bildhauer.

Geibel begann nach dem Schulbesuch 1909 zunächst ein Studium an der Kunstakademie in Dresden, das er 1910 bis 1913 in München fortsetzte. Geibel nahm am Ersten Weltkrieg teil und erlitt eine schwere Verwundung. Danach lebte er bis 1934 als freier Bildhauer in München und hatte auch Kontakte zu dem Bildhauer Karl Albiker.

Einhorn
Kunstwerk von Hermann Geibel in der Kirchstraße (2017)
Am 1. Juli 1934 wurde Geibel zum außerordentlichen Professor für Modellieren, Aktzeichnen und angewandte Plastik berufen.

Geibel war nicht der NSDAP beigetreten, auch nicht der SA oder der SS. Aber Hermann Geibel ließ sich in anderer Weise mit den Nazis ein:

So stellte der Darmstadt Historiker Knieß im Stadtlexikon fest:

"Geibel war Mitglied des künstlerischen Beirats der Darmstädter Künstlergemeinschaft, einer von Oberbürgermeister Otto Wamboldt 1936 gegründeten Einheitsorganisation, die alle lokalen Künstler unter nationalsozialistischer Führerschaft versammeln wollte. In diesem Beirat saßen neben Geibel u.a. Adolf Beyer, Jakob Krug und Erich Mindner."

Der 1933 als Professor für Baukunst berufene Erich Mindner war gleich am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten.

In der von der NSDAP dominierten Wochenschrift "Darmstädter Wochenschau" erscheint Hermann Geibel vielfach. So beispielsweise in den Ausgaben 13/14-1937, 29/30-1937, 33/34-1937, 49/50-1937, 25-1938, 9-1940, 12-1940, 7-1941, 8-1941.

Im Ankaufsverzeichnis über Kunstwerke ist ein Schreiben von Prof. Geibel, Technische Hochschule Darmstadt, Lehrstuhl für Zeichnen und angewandte Plastik vom 24.11.1938 an den Darmstädter NS-Oberbürgermeister Wamboldt enthalten, der mit "Heil Hitler Ihr Hermann Geibel" schließt.

Geibel beteiligte sich an der Ausstellung "Darmstadt 1940 - Kunstausstellung im Städtischen Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe" und der Ausstellung 1941 "Zeitgenössische Kunst aus dem Südwestdeutschen Raume Mathildenhöhe Darmstadt", siehe Entartete Kunst.

Klee weist darauf hin, dass Geibel auf der sogenannten "Gottbegnadeten-Liste (Führerliste) der wichtigsten bildenden Künstler des NS-Staates" enthalten war, sowie an der "Großen Deutschen NS-Kunstausstellung im Münchner NS-Musentempel Haus der Deutschen Kunst 1939 mit Objekten" vertreten war.

Das Darmstädter Adressbücher von 1935, 1936 verzeichneten "Geibel, Herm., Professor, Äußere Ringstraße 108" (heute Rhönring/Spessartring), 1937 im Herdweg 71 und 1940 bis 1942 in der Heidenreichstraße 25.

1945 wurde Geibel Mitglied der Neuen Darmstädter Sezession. Die Stadt Darmstadt zeichnete ihn 1959 mit der "Johann-Heinrich-Merck" aus.

Als sein bekanntestes Werk wird der 1956 in der Kirchstraße aufgestellte Einhorn-Brunnen genannt, siehe Abbildung.
Einen Bezug zum Thema des vorliegenden Lexikons hat ein weiteres Denkmal Geibels, die Plastik "Seherin" am Kapellplatz.

1954 wurde Geibel emeritiert. Nach Angabe im Adressbuch 1956/57 wohnte Geibel im Breitwiesenberg 21.


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8], Abbildung: Autoren

 

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